07.05.14: Hastenraths Will

Ist Zumba beim Strickverein nur „Yoga für Teletubbies“?

Hastenraths Will nahm bei Kulturlant in Birresdorf kein Blatt vor den Mund

Es war buchstäblich „ein letzter Auftritt“ und es war genial: am Mittwochabend gastierte „Hastenraths Will“ auf Einladung von Kulturlant e.V. im Birresdorfer Dorfgemeinschaftshaus. 75 Gäste wollten sich den charismatischen Landwirt und Ortsvorsteher aus dem Rurtal, also dem Niemandsland im äußersten Westen Deutschlands, anschauen. Sie bogen sich zwei Stunden lang förmlich vor Lachen beim Gastspiel „Das Buffet ist eröffnet.“ Hastenraths Will alias Christian Macharski spielte sein Solo in Birresdorf nämlich nach drei erfolgreichen Jahren zum letzten Mal. Und das in Rheinland-Pfalz, wo er doch eigentlich nur in Nordrhein-Westfalen unterwegs ist. Dort findet der Vorsitzende des Karnevalsvereins „Die Föttchesföhler“, der in der jecken Session alle Hände voll zu tun hat, seine meistens heile Welt. „Ich bin einer von Sie“, versuchte er sich gleich mit vorhandener Ortskenntnis beim Publikum einzuschmeicheln. „Eigentlich wollte meine Frau mitkommen, um mal durch die Fußgängerzone von Birresdorf zu schlendern und die tollen Geschäfte zu gucken.“ Ging aber nicht, kalbte doch zu Hause die Kuh, und zudem war noch Dessousparty angesagt. Also mußte „Will“ mal wieder alleine durch die Welt ziehen, er ist nun Mal ein echter Cosmoprolet. In seinem Heimatdorf muss er als Ortsvorsteher jeden Tag eine Rede halten. Und die endet immer mit den Worten „Das Buffet ist eröffnet“, weil der Satz den meisten Applaus bringt. Wie bei der Einweihung der Erlebnis-Bushaltestelle, unter die bei Regen sieben Schulkinder passen – das letzte wird allerdings an der Schulter nass.

Es war schon massiver Klamauk, den Christian Macharski da auf die Bühne brachte, übrigens standesgemäß in Gummistiefeln, kariertem Hemd und mit Parka und grüner Schirmmütze bekleidet. So zimmerte er sich sein Weltbild zurecht, das immer irgendwie zu logischen Schlussfolgerungen führte: „Den Hinduismus gibt es nur bei den Indiern, es ist die drittgrößte Religion der Welt und die Hinduisten werden wiedergeboren. Deshalb leben da unten auch so viele Menschen.“ Ach so! Die wahren Lebensweisheiten aber spielen vor seiner Haustüre. Ein Beispiel: „Sexualität gehört zum Leben wie Essen, Trinken und Schwarzarbeit.“ Apropos Schwarzgeld. Ist das ein politisch korrekter Ausdruck oder heißt es nicht eher „Zahlungsmittel mit Migrationshintergrund?“ Fragt einer, der gerne mal die alten Zeiten Hoch leben lässt, als es beispielsweise nur vier Fernsehprogramme gab: „Erstes, zweites, drittes und Schnee.“

Unbedingt frauenfreundlich war das Programm von Hastenraths Will nicht, da gab es zu viele Seitenhiebe, obwohl er empfahl, hin und wieder ein Kompliment zu machen. „Watt hass de dich heute wieder toll vollgeschminkt“, zum Beispiel. Da passte es auch, dass er die Zumba-Übungen der katholischen Strickfrauen, denen Frau Hastenrath als Präsidentin vorsteht, als „Yoga für Teletubbies“ bezeichnete. Der Tipp an die Männer, beim Küssen die Zigarre aus dem Mund zu nehmen, passte ebenso wie die Faust aufs Auge. Männern und Frauen in Birresdorf gefielen die Worte von Hastenraths Will jedenfalls, wie der langanhaltende Applaus zeigte.

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