27.06.14: Kai Kramosta

Ein Plädoyer für Schwergewichte

Kai Kramosta war mit seiner Leseshow in Karweiler zu Gast

Kai Kramosta, schwergewichtiger Comedian aus Köln mit Wurzeln im Eifelort Nickenich, stellte auf Einladung von Kulturlant e.V. im Rahmen einer „Leseshow“ am Freitagabend in der Alten Schule in Karweiler sein Buch „Darf der Kleine ein Stück Wurst“ vor. 30 Zuhörer krümmten sich teilweise vor Lachen.

Kramosta ist gerade einmal 30 Jahre alt, im Kölner Karneval als vom Festkomitee ausgebildeter Redner aber schon seit Jahren in der Bütt aktiv. Seit geraumer Zeit tourt er mit einem Comedy-Programm durch die Hallen des Landes, präsentiert seine Sketche vom Eifelhandwerker im Radio und hat jetzt auch noch ein Buch geschrieben. „Darf der Kleine ein Stück Wurst“ fasst Kramostas Tätigkeiten und Erlebnisse zusammen und ist ein deutliches Plädoyer für schwergewichtige Menschen. Klar, dass er da auch feststellt: Nicht 75 Prozent der Deutschen sind zu dick, sondern 25 Prozent sind zu dünn. 160 Seiten stark ist das Taschenbuch. „Ich wollte einmal im Leben was schlankes produzieren“, erklärt Kramosta die überschaubare Dicke des Werkes.

In Karweiler las der Wahl-Kölner nicht nur aus einzelnen Kapiteln, anschaulich brachte er seine Erlebnisse zu Gehör, fand wie die jecken Redner in der Domstadt im Publikum seine „Opfer“ und schlüpfte in vielfältige Rollen. Wie in die des Fußball-Managers Rainer Calmund, der sich zum Frühstück mal eben vier Eier gebraten hat, wie sein Diät-Tagebuch verriet: „Das hat lecker geduftet, denn die Eier waren noch in den Hühnern.“ In der Rolle des Schauspielers Ottfried Fischer tanzte und rappte Kramosta, als karnevalistischer Grabredner mit schwarzer Pappnas und gleichfarbiger Narrenkappe nahm er „pietät-frei“ kein Wort vor den Mund. Seine Paraderolle als „Eifelhandwerker“, der irgendwo zwischen speziellem Fachwissen und absolutem Größenwahn lebt, hielt er dem Publikum ebenfalls nicht vor – und zwar im tiefsten Nickenicher Dialekt.

Gelesen wurde auch, zum Beispiel aus dem Kapitel „Reif von der Insel“, das getreu dem Motto „Aller Umfang ist schwer“ vom Aufenthalt als 15-jähriger im Abnehm-Camp auf Sylt erzählte. Oder im Sport-Kapitel, das feststellte: Schwimmen ist der richtige Sport zum Abnehmen. „Ist klar, das sieht man ja am Blauwal“, konterte Kramosta. Auch die Kinder- und Jugendtage in Nickenich finden Erwähnung, da war die Welt nämlich noch in Ordnung. „Ich war sieben Jahre Messdiener. Der Weihrauch war unser Kiffen.“ Warum nicht?

Auf alle Fälle fand Kramosta, der gerade drei Diäten auf einmal macht, weil er von einer nicht satt wird, massenhaft Gründe, auf das Abnehmen zu verzichten und statt Body-Mass-Index (BMI) eher auf den WFI zu bauen, also den Wohl-Fühl-Index. Und weil es so, sagte er durch seine parodierte Figur „Rainer Calli Camund“ auch ganz deutlich: „Ich bin Second-Hand-Vegetarier: Kuh frisst Gras, ich fress Kuh.“

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