Asi mit Niveau, aber ohne „Tuntensong“
Laut, rockig, kultig: „Zeltinger Band“ begeisterte in Gelsdorf
Kölsch-Rock vom Feinsten, irre laut und vor einer eingeschworen Fangemeinde, das gab es am vergangenen Samstag im Gelsdorfer Bürgerhaus zu erleben: „Zeltinger“ war da! Eingeladen hatte der Grafschafter Verein „Kulturlant e.V.“, der das Konzert zum Abschluss einer Reihe mit verschiedenen Kölsch-Bands präsentierte. „Schwätzt Ihr he och kölsches Platt“, fragte der schwer übergewichtige Frontmann der gleichnamigen Kölner Rockband sein Publikum, das begeistert zustimmte. Der Bandleader konnte es kaum glauben, zumal sich seine Konversation mit dem Publikum ansonsten in einem recht oberflächlichen Rahmen bewegte. „Hal die Fress“, war da beispielsweise die Antwort auf die Forderung nach einem seiner Songs. Dafür ging es musikalisch im wahrsten Sinne des Wortes ab. Ein wie immer „mittelmäßig“ gelaunter Jürgen Zeltinger, der sich gerne auch als „Zornesausbruch der Natur“ sieht, lief wieder einmal zu großer Form auf. Dabei hatte der Alt-Rocker doch allen Grund, nervös zu sein, wie er offen zugab. Denn sein etatmäßiger Schlagzeuger Robbie Vondenhoff war wegen einer Operation ausgefallen. Ihn ersetzte Charly Terstappen, der als Drummer schon für Marius Müller-Westernhagen und The Lords unterwegs war, allerdings mehr als gleichwertig, auch wenn man nur einmal gemeinsam geprobt hatte. Charlys Solo am Ende des Konzerts stahl den Bandkollegen inclusive Zeltinger förmlich die Schau.
Aber zurück zum Anfang: das Publikum im Saal wurde zunächst einmal mit AC/DC-Musik aus der Konserve beschallt, ehe die Band mit viertelstündiger Verspätung zu den Klängen ihres eigenen Hits „Kölsche Jonge“ auf die Bühne stolzierte. Wer nun dachte, dort kämen in erster Linie die Songs vom aktuellen Album „Die Rückkehr des Retters“ zu Gehör, irrte. Zeltinger-Fans wollen eigentlich immer nur eines: die alten Kult-Hits hören. Und die bekamen sie. Gleich zum Auftakt im Medley drei Songs mit den vielsagenden Titeln „Frittebuud“, „Leck mich“, und „Bekloppt“, dann hieß es erst einmal durchatmen und begrüßen. Den „Tiger“ brach der Altrocker persönlich ab, weil er wohl nicht so ganz bei der Sache war: „Ich hann mich verdohn, do seht ihr, dat dat live ess.“ Klar, dass die Gäste ihm das nicht übel nahmen. Fortan war es ein Mix aus Hits und Sprüchen, die das Publikum, das teilweise mehr als 200 Kilometer angereist war, in Wallung brachte. Es kam die Zeit der Klassiker, „Asi mit Niveau“ oder „Sozialamt“, „Mallorca“ oder der „Panzerfahrer.“ Ruhige Klänge beim schwulen Geständnis „18 Jahr“ und dem „Waade op ne Fründ.“ Der erst 24 Jahre alte Gitarrist Dennis Kleimann, mit dem Zeltinger auch als Duo unterwegs ist, durfte ebenfalls ans Mikro und bewies bei „Unvermittelbar“ sein großes Talent. Auf den „Tuntensong“ verzichtete Zeltinger, möglicherweise, weil ein Fan, der das Kultlied früh forderte, für den Strip auf der Bühne als Gegenleistung nicht zu gewinnen war.
„Tschüss“ hieß es dann nach etwas mehr als einer Stunde lautem und kultigem Kölsch-Rock. Aber da fehlte doch noch etwas? Die größten Hits hatte sich die Band für die beiden Zugaben aufgehoben. Und dann grölte der ganze Saal zu „Wandersmann“, zur eingekölschten Version des Ramones-Titel „Rockaway Beach” („Müngersdorfer Stadion”) und natürlich zur Musik von Lou Reeds „Walk On The Wild Side” mit dem kölschen Text „Stüverhoff”, Zeltingers größtem Hit. Dann war Zeltinger, von Fans und Freunden wegen der fehlenden Haarpracht liebevoll nur „De Plaat“ genannt, sichtlich platt und verzog sich in seine Garderobe, während seine Fans noch eine ganze Zeit davor ausharrten, um vielleicht noch ein Foto mit ihm ergattern zu können.