Von Opas, der Freundin und einem Kapitän
Die Liedermacherin Sarah Lesch startete ihre Deutschlandtournee in Lantershofen
„Und dann dachte ich mir, da muss ich ein Lied drüber machen.“ Das war nicht nur einmal für mehr als 200 Gäste, die am vergangenen Freitag den Tourneeauftakt der Leipziger Liedermacherin Sarah Lesch in Lantershofen erlebten, zu hören. Sarah Lesch erzählt in ihren Liedern aus ihrem Leben. Lieder, die von der Liebe handeln, von Kindern, aber auch Protestsongs und Stücke mit viel Sarkasmus waren dabei. Begleitet vom Berliner Liedermacher Lukas Meister, bot die 32-jährige dem Publikum, dass teilweise aus großer Entfernung angereist war, einen Rundumschlag ihren musikalischen Schaffens, bei dem Alben mit Namen, wie „Rummelplatzmusik“ oder „Lieder aus der schmutzigen Küche“ entstanden sind. Im Mittelpunkt des fast dreistündigen Konzerts aber standen Songs aus ihrem neuen Album „Da draußen“, mit dem sie mittlerweile ein großes Publikum erreicht. Den Titelsong, der über den alltäglichen Krieg auf den Straßen erzählt, gab es ganz zum Schluss des Konzerts zu hören, sozusagen als Höhepunkt. Hunderttausende haben den Titel bereits auf den Videoplattformen im Internet angeklickt.
Lesch, die das stinknormale Leben im Job als Erzieherin irgendwann Leid hatte, nutzte den Abend nicht nur für ihre Musik. Sie hatte zwischen den einzelnen Stücken viel zu erzählen, von sich und ihrer Familie. Poesie mit zumindest einem Gedicht gab es obendrauf. Das meiste aber erzählte Lesch in ihren Liedern, bezeichnete sie sich selbst doch als „Schisser, die Lieder schreibt, als wäre sie total mutig.“ Und darin begibt sie sich auf Touren, sucht in „Reise, Reise, Räuberleiter“ das Weite, sucht aber auch in ihrer privaten Nähe den eigenen „Leablingsbeatle.“ In ihrem „Testament“ aus dem Album „Von Musen und Matrosen“ protestiert Lesch gegen den Umgang mit Kindererziehung hin zum Einheitsbrei: „Predigt Formeln, lasst alles in Hefte schreiben, achtet auch Schönschrift und Lehrpläne und dass sie die Bleistifte spitzen. Die Götter lachen sich schief.“
Immer wieder zu hören ist Leschs Freiheitsdrang, dargestellt durch Musik, die mit eben dieser und dem weiten Meer verbindet. „Einer ist immer der Matrose“ erzählt eine solche Geschichte, vielleicht auch „Der Tag an dem die Flut kam“, aber ganz bestimmt „Der Kapitän.“ Hier vertonte sie die wahre Geschichte des Kapitäns, der für seine Flüchtlingsrettung ausgezeichnet und zugleich angeklagt wurde. „Schlimm, dass der Text auch heute noch brandaktuell ist“, bemerkte die Liedermacherin und sang Lieder für ihren trotz negativer Einstellung geliebten Opa oder die beruflich so erfolgreiche Freundin Anna, die doch viel lieber so bodenständig sein will, wie Sarah. Und umgekehrt.
Ehe die zierliche Sarah Lesch zu hören war, gehörte die Bühne Lukas Meister, der in fast schon kabarettistischer Art und Weise mit „Geballte Weisheit“ über die verbale Überlegenheit der Frau sang. Meister hatte den berühmten „Schalk im Nacken“, nicht nur bei seinem Lied über die Verlassenen, denen das oft genug als „gar nicht so schlimm“ vorkommt. Nur die Frage, was denn Leichtigkeit ist, ließ Meister musikalisch offen.
Kulturlant betrat mit dem Konzert ein wenig Neuland, eine Liedermacherin, wie Sarah Lesch, war auf der Lantershofener Bühne noch nicht zu hören. Das spiegelte sich auch im Publikum nieder, rund 80 Prozent der Besucher waren zuvor noch nie im Winzerverein gewesen.
Veranstaltungsankündigung
Sarah Lesch (*1986) lebt und arbeitet heute, nach vielen Jahren in Baden-Württemberg, in Leipzig. Sie schrieb Musik für Kindertheaterstücke und zählt seit Jahren zu den umtriebigsten und produktivsten Liedermachern, mit mittlerweile zwei Alben und unzähligen Konzerten in der Vita. Sarah Lesch ist Preisträgerin des Troubadour Chansonpreises , des FM4 Protestsongcontests , des Preises der HannsSeidelStiftung (Songs an einem Sommerabend) sowie des Udo Lindenberg Panikpreises 2016. Der Grundton der Songs ist in der Mehrzahl zwar lässig bis sonnig, doch bei genauerem Hinhören entdeckt man nicht selten einen hemdsärmeligen Sarkasmus. Keine Frage: Sarah Lesch ist eine Liedermacherin, die verbal hinlangen kann: Ihre Lieder handeln von Liebe, Leichtigkeit und Friedensfrikadellen, aber auch von Heuchelei, Ausbeutung und Ignoranz. Das aktuelle Album, “Von Musen & Matrosen” ist auf Reisen entstanden, geschrieben in ein schwarzes Notizbuch, in Tour Pausen am Strand, auf Dachterrassen über wechselnden Städten, hinter großen und kleinen Bühnen, an fremden Küchentischen. Gemacht aus Notizen, Inspirationsfetzen und Begegnungen, aufgenommen in Hotelzimmern, Kellerstudios und Künstlerateliers, bedient sich die Platte in bester Liedermachermanier bei diesem und jenem Genre, ohne sich dabei auf eines festzulegen. Rotzig und intim, klug und weltfremd zugleich, tanzt und springt sie zwischen den Welten.
Sarah Lesch fängt die Flüchtigkeit des Moments ein und lässt sie im nächsten Atemzug wieder ziehen. Ein Album, das gemeinsam mit der Künstlerin gewachsen ist, ungekünstelt und echt, und voller Liebe und Handwerk.
“Eine Geschichte, die sanft berührt und einem nicht mehr aus dem Kopf geht.”
Konstantin Weckers Webmagazin Hinter den Schlagzeilen
“Sarah Leschs Vortrag mit Gitarre atmet den Geist eines Hannes Wader …voller Aufbruchstimmung und Kraft.”
Thomas Lochte, Münchner Merkur
“Eine Mischung aus Reinhard Mey und auf der anderen Seite erinnert sie mich an Franz Josef Degenhardt.”
Peter Paul Skrepek / FM4 Protestsongkontest Wien
“Sehr persönliche Texte mit literarischer Qualität.”
Thomas Lochte / Nachtkritik Kulturhaus Bosco
Link: www.sarahlesch.de
Sarah Lesch Support: Lukas Meister