14.10.2023: INKA MEYER

Die Kaulquappen unter den Rindviechern

Kabarettistin Inka Meyer war in Lantershofen zu Gast

Auftakt der Saison 2023/24 beim Grafschafter Verein Kulturlant: am vergangenen Samstag stand Kabarettistin Inka Meyer auf der Bühne im Lantershofener Winzerverein und spielte vor 150 Gästen ihr aktuelles Programm „Zurück in die Zugluft.“ Meyer, 44, vollständig bemannt aber ganz gezielt kinderlos, skizzierte in dem knapp zweistündigen Programm gnadenlos ihr Leben, ihr Umfeld und ihre Zukunftsvisionen. Dabei nahm sie ihren Bekanntenkreis gleich mit und bewies irgendwie nicht nur eine große Beobachtungsgabe, sondern ließ auch so manchen Bekannten verbal über die Klinge springen. Meyer machte deutlich, dass ihr vieles an der aktuellen Welt nicht gefällt. Beispiel Anglizismen. Da steht für die gebürtige Erlangerin mit friesischen Wurzeln fest: „To go ist ein no go.“ Aber damit muss sie sich höchstens im Stehcafé an der Ecke auseinandersetzen. Schwieriger wird es im näheren Umfeld, wo die Kabarettistin die CO2-Bilanz von Zierfischen unter die Lupe nahm. Da passte es doch, dass in Bayern Moore rekultiviert werden und dann Wasserbüffel dabei als Moor- und Klimaschützer zum Einsatz kommen. „Die sind ja sozusagen die Kaulquappen unter den Rindviechern“, stellte Inka Meyer klar.

Ach ja, Kinderwunsch war nie. Im Gegenteil. Ist auch besser, zumindest sei es früher doch so gewesen, dass Eltern ihre Kinder erzogen hätten. „Heute erziehen die Kinder ihre Eltern“ blieb Meyer im großen Überthema Klimaschutz. Apropos Kinder und Familie. Dass Jesus aus einer der ersten Patchwork-Familien stammte, wurde im Programm auch deutlich, hatte er doch vier Geschwister, allesamt von Stiefvater Josef. Kind von Gott wolle sie dagegen auch nicht gewesen sein, meinte Inka Meyer. Schon weil er immer übers Wasser ging, wurde Jesus doch von den anderen Kindern gehänselt, da er wohl nicht schwimmen könnte. Und was ist das Geheimnis einer guten Ehe? Der Ausschalter am Hörgerät.

Der Blick auf die Familie schweifte immer wieder nach Friesland, wo die Menschen im Schnitt 300 Liter Tee im Jahr zu sich nehmen. Mehr trinken nur die Japaner. Und die Queen trank mehr. „Deshalb war sie auch so abgebrüht“, hatte Meyer bemerkt.

Die Bahn-Vielfahrerin hatte schließlich auch noch einen Tipp parat: Knapp buchen, Züge verpassen, Ticketkosten zurückverlangen. Rund 1100 Euro habe sie im vergangenen Jahr in Bahntickets investiert, 580 Euro gab es als Entschädigungen zurück. „Da kauf ich mir doch kein 49-Euro-Ticket, ist doch viel zu teuer.“ In Lantershofen erhielt Inka Meyer für ihren Auftritt viel Applaus, obwohl sie stark erkältet schon mit hörbar angeschlagener Stimme sprach. Auftritte nach dem Samstag sagte sie ab.

Unterdessen erhielt der Verein Kulturlant am Samstag die traurige Nachricht, dass der Kölner Musiker Frank Hocker plötzlich und unerwartet verstorben ist. Das für 4. November geplante Konzert mit „Köster und Hocker“, ist ersatzlos gestrichen, Infos zur Ticketrückgabe sind auf den online-Kanälen von Kulturlant abrufbar.

Veranstaltungsankündigung

Zurück in die Zugluft – Die unerträgliche Seichtigkeit des Scheins

Als Kind war jeder Tag ein Sonntag. Als Student immer Freitag. Und heute ist irgendwie ständig Montag. Was ist passiert? Unser Alltag ist ein Ausnahmezustand, der zur Regel wurde. 60% aller Menschen reden mit ihrem PC, wobei 90% persönliche Beleidigungen sind und 20% in Handgreiflichkeiten enden. Was haben Bill Gates und Karl Marx gemeinsam? Beide sind Erfinder von Systemen, die gut gedacht waren, aber die Menschen in tiefste Verzweiflung gestürzt haben. Und mein Arzt meint auch noch, ich solle mich mehr bewegen. Wieso? Ich laufe dreimal täglich Amok!

Was uns bleibt, ist die Flucht. Nur Wohin? Zurück in die Natur? Ich schaffe es ja nicht mal in den eigenen Garten. Neulich habe ich dort einen Riesenkompost entdeckt, sogar auf Stelzen. Dann habe ich gemerkt: „Verdammt! Das ist das Gartentrampolin.“

Deshalb sagen viele Menschen in Deutschland: „Was wir brauchen ist ein Führer!“ Auf Neudeutsch: „Coach“. Zur Selbstfindung. Nur was, wenn mir nicht gefällt, was ich da finde? Mein Chef hat meinen Achtsamkeits-Coach sogar bezahlt. Toll, denn dank meiner Firma weiß ich endlich, dass ich den falschen Job habe. Doch enden meine Bewerbungsgespräche stets mit: „Veni, vidi, violini.“ Übersetzt: „Ich kam, ich sah, ich vergeigte.“

Mal ehrlich: Zu unserem Glück brauchen wir keinen Coach, sondern eine anständige Couch! Ein Platz nur für uns allein. Wo es den gibt? Bei Inka Meyer. Sie ist „die letzte Inka“ des deutschen Kabaretts. Das heißt: Indianerin und Fährtenleserin im Dickicht der Moderne. Die Tochter eines friesischen Orientexperten ist die perfekte Reisebegleitung auf der Suche nach dem verlorenen Spaß. Im Anschluss an ihre Show werden Sie laut ausrufen: „Freunde! Wenn ihr Probleme braucht, ich bin immer für euch da.“

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