24.02.2024: PADDY GOES TO HOLYHEAD

„Heute kommen die Kinder der Fans von früher“

Seit 35 Jahren bringt der Musiker Paddy Schmidt keltisch geprägte Töne auf deutsche Bühne

Paddy Schmidt, der mit bürgerlichen Namen eigentlich Harald Kligge heißt, ist wohl der bekannteste und erfolgreichster Vertreter keltischer Musik mit deutschen Wurzeln. Mit seiner Band „Paddy Goes to Holyhead“ war er am Samstagabend im gut besetzten Lantershofener Winzerverein zu Gast. Im Nachhinein blickte er auf mehr als drei Jahrzehnte voller Folk-Musik zurück.

Knapp zweieinhalb Stunden lang standen Paddy, Geigerin Almut Ritter, Schlagwerker Günter Bozem und Ersatzbassist Jens Dörr, der für den erkrankten Uwe „Uhu“ Bender kurzfristig einsprang, auf der Lantershofener Bühne, dann mussten die vier in der kleinen Garderobe des Winzervereins erst einmal durchatmen.

Zum zweiten Mal war der Mann mit seiner Band in den Grafschafter Ort gekommen, noch gut erinnert er sich an den Auftritt aus dem Jahr 2018 und an das Publikum. „Wir wussten, dass uns heute wieder tolle Menschen feiern werden“, war die Erwartungshaltung schon vor dem Gig klar gewesen. Sie kommen gerne ins Rheinland, betonte Schmidt. „Die Gegend hier ist super für uns, egal ob in Lantershofen oder in Euskirchen oder Bonn, wo wir demnächst wieder spielen werden. Hier sind die Leute begeisterungsfähig.“ Auf dem Tisch liegt noch ein Bild von einem Paddy-Konzert in Dümpelfeld, dass eine Besucherin kurz vor der Show in der Garderobe abgegeben hatte. In anderen Gegenden, vor allem in Bayern, kommt die Folk-Musik der Paddys dagegen gar nicht an.

Schmidt freute sich aber auch auf den Auftritt in Lantershofen, weil der kleine Saal genau seinen Erwartungen entspricht. „Wir lieben es, auf Kleinkunstbühnen zu spielen.“ Die Band bedauert es, dass immer mehr solcher Bühnen ihren Betrieb einstellen. Vor der Corona-Pandemie hatte es in Deutschland noch 1.500 kleine Theater mit einem Fassungsvermögen von maximal 500 Gästen gegeben. „Hierhin kommen die Menschen wegen unserer Musik, sie hören uns zu und haben Lust darauf“, weiß Paddy, der in den dreieinhalb Jahrzehnten auch schon anderes erlebt hat. So war er jahrelang solo unterwegs und spielte in den Pubs landauf, landab. Aber da war Paddy eher der Hintergrund-Musiker. Noch bis Ende der 1990er Jahre war „Folk-Rock“ das Credo der Paddys gewesen, nun ist es eher ruhiger von der Bühne herab. Die Band kommt den Wurzeln der keltischen Musik wieder nahe. Heute steht akustische keltische Musik auf dem Spielplan. „Musik ohne ein großartiges Schlagzeug oder ein Keyboard. Wir spielen viel mit Naturinstrumenten, wie der akustischen Gitarre. Theoretisch könnte Jens auf einen Kontrabass statt E-Bass spielen, das Schlagzeug wird durch ein Schlagwerk ersetzt. Dies Auswahl der Musikinstrumente passe einfach besser zur vorgetragenen Art der Musik.

Den Menschen vor der Bühne gefällt es. Paddy Goes to Holyhead kann auf eine große Fangemeinde schauen. An der änderte sich in den 35 Jahren nicht allzu viel. Nur kommen heute oftmals die Kinder der Musikfans, die das Ensemble in den Anfangsjahren besuchten. „Und die bringen wiederum ihre Kinder mit“, hatte der Sänger schon mehrfach festgestellt. Das Interesse vererbt sich über Generationen. Was Paddy aber auch feststellte: „Tatsächlich besuchen wieder Menschen unsere Konzerte, die seit 20 Jahren nicht mehr da waren. Den Grund hierfür sieht Paddy Schmidt in der nach der Corona-Pandemie wieder erwachten Lust auf Konzertbesuche bei den Menschen in Deutschland. Aktuell finden viele der rund 180 jährlichen Auftritt von Schmidt im Großraum um seinen Heimatort statt. Wo er früher noch 80.000 Kilometer im Jahr gereist sei, seien es heute noch 50.000. „Damals sind wir auch schon Mal für ein einziges Konzert bis Hamburg gefahren“, sagt er. Heute können die Musiker effektiver planen.

Wie oft Paddy schon auf der Bühne stand, weiß er nicht. „Bei 6.000 Konzerten hab ich aufgehört zu zählen. Das ist lange her, aber darum geht es auch gar nicht“, sagt er. Vielmehr gehe es um die Folkmusik. In Lantershofen hatte die Band eine Vielzahl der großen Hits aus eigener Feder von Paddy Schmidt dabei. Songs wie „Bound around“, „Johnny Went To The War“, „Here‘s to the people“, „Lovesong No. 90“ oder das obligatorische Schlusslied „A last song“ offenbarten dabei ihr großes Mitsingpotential und zeigten, dass auch Lantershofen überwiegend eingefleischte Paddy-Fans zugegen waren.

Veranstaltungsankündigung

Und eines Tages fiel ein Sonnenstrahl ins Meer und tauchte ein kleines Land mit smaragdgrünen Wiesen in ein trübes und nebliges Licht. Und weil es sowieso immer dort regnete, beschlossen die Bewohner, dass ihre Musik strahlend hell und fröhlich aber höchstens mal traurig und melancholisch sein durfte. Jedoch niemals trübe und neblig. Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von den Menschen aus nah und fern Besitz ergriff, es solle nur Musik gespielt werden, welche den Menschen von oben herab diktiert wurde. In New York, Rio, Tokio und auch in Frankfurt und Buxtehude. Und in Darmstadt. Ganz Darmstadt? Nein, ein von unbeugsamen Musikern besetzter VW-Bus hört nicht auf, dem Mainstream Widerstand zu leisten und dem Motor Schmierstoff zu liefern. Seit mehr als 30 Jahren beschallt PADDY GOES TO HOLYHEAD die Bühnen in Deutschland, ja in ganz Europa. Von der Pike auf gelernt haben die Paddies, wie sie liebevoll von ihren Fans genannt werden. Sie wissen, was es heißt, die Konzertplakate im Schutze der Nacht selbst zu kleben und unermüdlich die Werbetrommel zu rühren für die unzähligen Gigs, die sie mittlerweile gespielt haben.

Viele Lieder wurden eigenhändig komponiert, getextet und vertont. Einige sind mittlerweile selbst zu Klassikern geworden und werden auch von anderen Musikern gecovert: Far Away, Here’s To The People, The Titanic, Doolin, A Last Song – die Liste der Lieder ist genauso lang wie die Aufzählung der bekannten Bands, mit denen PADDY GOES TO HOLYHEAD sich schon die Bühne teilte: The Hooters, BAP, Jethro Tull, Deep Purple, PUR und sogar vor den legendären Beach Boys hat diese Formation musiziert. Als das Album „Ready For Paddy“ in die deutschen Musikcharts einzog, wurde die Musikindustrie aufmerksam. Der Ohrwurm „Bound Around“ hielt sich in den Single-Charts, gefolgt von „Johnny Went To War“, dem Titel, der sich 54 Wochen in den Top Ten der Hitparade eines süddeutschen Radiosenders behauptete. Andere Alben der Paddies folgten dem Beispiel.

Trotzdem stand das Urteil der Musikoligarchen fest: Formatuntaugliche Spartenmusik. Und die Band ist auch noch stolz darauf! Mit Geige, Gitarre, Harmonika und Bass verzaubert das Trio allabendlich die Konzertgäste und schickte sie mit ihren Liedern und Klängen auf eine Reise zu den grünen Hügeln und Mooren Irlands, zu den grauen Arbeitervorstädten Belfasts und in die lebendigen und überschäumenden Pubs Dublins. Oder zurück nach Darmstadt. Ist ja auch egal: Musik ist die gemeinsame Sprache der Menschheit. Nach vielen Jahrzehnten etabliert sich bei PADDY GOES TO HOLYHEAD ein Mix aus Eigenkompositionen, geliebten keltischen Folksongs und traditionellen Weisen. Dem Publikum gefällt es. Da wird bei mitreißenden Trinkliedern fröhlich mitgeklatscht. Oder es wird bei melancholischen Liedern von Liebe und Leid derart andächtig zugehört, dass man die sprichwörtliche Stecknadel tatsächlich fallen hört.

Line up:
Paddy Schmidt: Gesang, Gitarre, Mundharmonikas
Almut Ritter: Fiddle, Concertina
Uhu Bender: Bass, Gesang
Günter Bozem: Percussion

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