12.03.16: Stephan Sulke

Viel mehr, als Uschi, Ulla und Lotte

Liedermacher Stephan Sulke lockte seine Fans nach Lantershofen

Der Grafschafter Kulturverein „Kulturlant e.V.“ hat wieder ein neues musikalisches Thema besetzt. Am Samstag präsentierte der Verein im Saal des Lantershofener Winzervereins Stephan Sulke. Der Liedermacher und Chansonnier, der bereits vor 42 Jahre beim legendären Rudi Carrell seinen ersten Fernsehauftritt hatte, lockte mehr als 200 Fans in den nahezu ausverkauften Winzerverein. Viele von ihnen hatten Schallplatten und CD’s mitgebracht, wollten unbedingt ein Autogramm erhaschen. Das gab es nach mehr als zwei Stunden von Sulke auch, der sich im Anschluss an das Konzert zum Get-together unter seine Fans mischte und bereitwillig Autogramm- und Fotowünschen nachkam.

Zuvor hatte er die Menschen im Winzersaal mit seinen Auftritt begeistert. Sulke erzählte viel, entpuppte sich dabei als hervorragender Witze-Erzähler, das Salz in der Suppe machte aber die Musik. Auf der stilvoll und bunt illuminierten Kulturlant-Bühne wechselte der Chansonnier zwischen Flügel und Keyboard hin und her und hängte sich zwischenzeitlich auch die Akustik-Gitarre um. Mit sonorer Stimme, oftmals fast flüsternd, zog er die Besucher in seinen Bann. Seine Lieder waren ein Spiegelbild seines fast ein halbes Jahrhundert andauernden Schaffens. Sulke beschäftigte sich musikalisch mit einer großen Vielfalt von Themen, überraschen konnte er seine Fans dabei immer wieder, zum Beispiel mit einer absolut neuen Komposition, bei der er vorab verriet: „Ich habe ein Lied geschrieben über die Blödheit.“

Das Publikum lauschte beinahe andächtig, feierte aber jedes Stück beinahe frenetisch. Mitsingen war bei Sulke aber auch ein Thema, dabei hielt sich Auditorium mit der Lautstärke dezent zurück und zeigte sich dennoch textsicher. Neben vielen Stücken aus der jüngsten Vergangenheit waren es natürlich die Lieder, die den Menschen seit Jahren und Jahrzehnten im Gehirn umherschweben, die für besondere Begeisterung sorgten. Ganz vorne die Titel über die Frauen. Die heißen bei Sulke „Lotte“, oder „Ulla“, ganz besonders aber „Uschi.“ Seinen wohl größten Erfolg „Uschi mach kein Quatsch“ verdankt er dem Zufall, wie er betonte: „Im Vertrag mit meiner Plattenfirma stand etwas von 30 Minuten Musik pro Album, mit unseren sensiblen, feinfühligen und intelligenten Liedern für ebenso sensible, feinfühlige und intelligente Menschen hatten wir einmal nur 28 Minuten gefüllt. Da war noch Platz für das wenig sensible Lied über die unnahbare Uschi.“ Diesem Umstand verdankt der Liedermacher seinen größten Hit.

Nach gut zwei Stunden war dann eigentlich Schluss, das Publikum aber forderte vehement Zugaben und lief bei Sulke offene Türen ein. Gleich drei Mal kam er wieder zurück, um sich am Ende mit der Ballade über den „Mann aus Rußland“ endgültig zu verabschieden. Seine angekündigte „letzte Tour“ aber war das noch nicht. Sulke wird sich im kommenden Jahr zu seinem 50-jährigen Bühnenjubiläum noch einmal auf die Reise durchs Land begeben. „…und tschüss“ wird diese Tournee dann heißen.

Veranstaltungsankündigung

Was mag das wohl für einer sein, dieser Typ, der sich nicht im Geringsten bemüht, aus seinem Leben und seiner Poesie auf Biegen und Brechen eine Einheit zu formen. Das Kind Berliner Emigranten, in Shanghai zur Welt gekommen, in der Schweiz aufgewachsen, in Frankreich und den USA zuhause gewesen: eine Vita der Rastlosigkeit, die sich auch im kunterbunten Fächer der von ihm bisher ausgeübten Tätigkeiten wiederspiegelt. Sulke war Jurastudent in Zürich und Bern, veröffentlichte Lieder in englisch und französisch unter Pseudonym, leitete sein eigenes Tonstudio, baute technische Geräte für Rundfunksender, komponierte Songs, die von Erika Pluhar, Katja Ebstein, Herbert Grönemeyer und anderen interpretiert wurden, arbeitete in einem Architekturbüro und hatte Ausstellungen als Bildhauer und Maler.

Und dann diese lakonischen, wie Miniaturen in den Raum gestellten Lieder. Solch krude Gegensätzlichkeit leugnet Sulke absolut nicht: „Ich mag Gegensätze. Gegensätze sind der Ursprung aller Dinge. Abgesehen davon, hab ich auch nicht sehr viel Phantasie, will heißen, ich seh’ die Dinge, wie sie wahrscheinlich sind und beschreib einfach das Gesehene. Auch hab ich eine ungeduldige und unstete Seele. Viele Dinge verleiden mir relativ schnell. Ich gehe nicht hin und schaue mir die Pyramiden 25 Mal an, wenn ich sie mal gesehen habe, dann habe ich sie halt gesehen.“ Was den Fans mit seinen Liedern gänzlich anders geht.

Stephan Sulke hat mittlerweile die „70“ überschritten und befindet sich nach eigener Aussage auf seiner letzten Tournee.

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