23.11.17: SUCHTPOTENZIAL

Kein Blatt vorm Mund

Dem Duo „Suchtpotenzial“ war in Lantershofen kein Thema zu heiß

Der Flügel auf der Lantershofener Kulturlant-Bühne schien auf ein gediegenes Konzert zu warten, gedimmtes Licht lies nichts anderes vermuten. Von wegen! Was am Donnerstag im altehrwürdigen Winzerverein stattfand, hatte so wohl kaum ein Gast vermutet. Das kongeniale Duo „Suchtpotenzial“, Ariane Müller aus Ulm und Julia Gámez Martin aus Berlin präsentierte dort ein musikalisch einwandfreies und textlich oft recht anrüchiges Programm. Große Kunst oder oftmals unter der Gürtellinie? Dass musste jeder für sich selbst beantworten. Auf alle Fälle nahmen die beiden jungen Frauen kein Blatt vor den Mund. Und machten auch vor nichts Halt, auch nicht vor sich selbst. Beide hatten zwangsläufig ihr eigenes Genre entwickelt, weil ihre Stücke nach eigener Aussage „für Comedy nicht lustig genug, für Polit-Kabarett zu banal“ waren. Drum hieß es nun „Alko-Pop.“ Mit dem Programm schafften beide, die schon in jungen Jahren keine Lust mehr hatten, die eingeschlagene Theater- und Musicalausbildung zu verfolgen, den Durchbruch auf Deutschlands Kabarett-Bühnen. Man wolle einfach nur sein eigenes Ding machen, so die Aussage.

Dass beide eine fundierte Ausbildung hinter sich haben, war vom ersten Ton an klar. Die Halbspanierin Gámez überzeugte nicht nur mit ihrem Temperament, sondern in erster Linie mit ihrer Stimme. Sie war 2009 Siegerin beim Bundeswettbewerb Gesang, das hörte man. Ariane Müller, die schon als Musical-Queen gefeiert wurde, brillierte nicht nur als starke Pianistin, die ihr Instrument auch dann beherrscht, wenn die langen blonden Haare ihr die Sicht komplett verdeckten. Sie war zwar die Frau der eher ruhigen Töne, die stimmlich auch gar nicht gegen die Wucht der Julia Gámez Martin ankommen konnte. Dafür kamen aus ihrem Mund die wirklich wichtigen Worte, die ruhig vorgetragenen Pointen, oftmals gemixt mit einer gehörigen Portion Sarkasmus.

Zwischen den Liedern der beiden, die es auf der Bühne auskosteten, von ihrem „Scheitern“ in einem Chanson-Wettbewerb zu berichten, in dem ihnen Katja Ebstein vor versammeltem Publikum die Leviten las, erzählten und berichteten Suchtpotenzial: aus ihrem Leben, aus ihrem Umfeld, aus der Welt und von den vielen großen und kleinen Problemen des Alltags. Sie sangen von nicht ganz ernst gemeinten geheimen Wünschen (Ich will nen Bauer, nen ganzen Kerl vom Land), lebten ihr Tanz-Touret aus und zogen über den schwäbischen Gutmenschen her. Sie berichteten vom Kennenlernen in der Selbsthilfegruppe der „Anonymen Musicaldarstellerinnen“ und zeigte auf, dass es auch andere musikalische Drogen gibt: „Wenn mein Leben ne Oper wär, hätte ich keine Nachbarn mehr.“ Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens wunderten sie sich über lange Schlangen vor den Frauentoiletten und leiteten daraus ab „Männer haben‘s gut.“ Und als Gangster-Rapper fiel ihnen aber auch so gar kein böser Reim auf Lantershofen ein: -schwofen, -ofen, -doofen, passte alles nicht. Zurück zu den Männern, die hatten es ihnen angetan, wie im Klamotten-Protestsong klar wurde: „Wir fordern Gammel-Look und Jogginghosen für Frauen“, denn: Wir wollen nur das gleiche wie die Männer – rumlaufen wie Penner.“ Zweieinhalb Stunden begeisterten Suchtpotenzial die rund 170 Gäste in Lantershofen so sehr, dass diese am Ende in Songtexte einstimmten, die man ansonsten eher hinter vorgehaltener Hand ausdrückt. Wenn überhaupt.

Veranstaltungsankündigung

Das Duo Ariane Müller & Julia Gámez Martin schreibt Lieder über die wirklich wichtigen Themen: Sex, Drugs, Rock ́n ́Roll … und Weltfrieden!

Sie haben Eifersucht, Spielsucht, Gelbsucht, Biersucht, Streitsucht, Fresssucht, Sehnsucht oder Tobsucht? Gar Drogen? Sogar Sex? Und auch noch Facebook? Die Gefahr einer Sucht zu verfallen ist heutzutage größer denn je und Ariane Müller und Julia Gámez Martin sind ALLEN Süchten verfallen! Doch am größten ist Ihre Gier nach der schlimmsten aller Drogen, der unheilbare Drang zur Mutter aller abhängig machenden Substanzen: der Musik. Denn diese hat, wie fast alle schönen Dinge auf diesem Planeten ein riesiges: Suchtpotenzial, also die Eigenschaft, süchtig machen zu können.

Als die Berliner Sängerin Julia Gámez Martin, belastet mit übelster Gesangsneurose und dauerhaftem Darstellungszwang auf die schwäbische Pianistin Ariane Müller trifft, realisieren die beiden, dass eine konventionelle Therapie wohl keine Heilung bringen wird. Sie brechen aus und starten einen subtilen Selbstheilungstrip mit Songs über all die Suchtfaktoren, die das Leben nicht immer nur erschweren, sondern hin und wieder ja auch ein Stück lebenswerter machen.

Die suchtpotenten “Schwabiner” bringen Frieden für alle und Brust für die Welt! Fühlen Sie sich herzlich eingeladen der Sucht zu erliegen, ob Sie Hipster sind oder Schwabe (oder beides), ein Serientäter oder ein Einzelfall. Doch Vorsicht: Suchtpotenzial! Zwei penisneidische Frauen suchen bärenstarke Bauern und wären eigentlich lieber Rockstars…

Die Ulmer Stadtmusikantin Ariane Müller lernte die Berlinerin Julia Gámez Martin 2011 am Theater Ulm kennen. Beide waren als Gäste bei der Rocky Horror Show und bei Hair auf der Wilhelmsburg engagiert. Im Frühjahr 2013 schreiben sie ihre ersten eigenen Lieder und im Sommer war ein komplettes neues Programm fertig. Das Projekt SUCHTPOTENZIAL war geboren.

Im selben Jahr wurden sie Finalistinnen des Troubadour Chanson-Preises, traten in München beim Kulturpreis der Wirtschaft auf, bei der Comedystube in Tübingen und auch beim Bundespresseball in Berlin.

2014 startete gleich mit einem aphrodisierenden Auftakt nach Maß: Der Kleinkunstpreis des Landes Baden-Württemberg (Förderpreis) geht an: Suchtpotenzial! Frisch ausgezeichnet ist das Power-Duo nun regelmäßig auf Tournee und hat schon einiges erlebt:

2 Debut-Singles mit Video wurden veröffentlicht (Penisneid, Das Beste am Sommer), bei Bundespräsident Joachim Gauck wurde gespielt und auf Tele 5 die erste eigene Musiksendung im Fernsehen moderiert.

Weitere TV-Auftritte gab es im Laufe des Jahres beim WDR (Gerburg Jahnkes`Ladies Night), beim BR (Bühnensport mit Hannes Ringlstetter) und beim MDR (Comedy mit Karsten). Die Krönung im aktuellen Jahr 2014 war ein umjubelter Auftritt bei der Eröffnungsgala von Köln Comedy (WDR5-Hörfunk). TV 2015: Nightwash Naughty Girls (ARD-Einsfestival), CouchClub (WDR), MDR um vier, Fat Chicken Club (Tele 5), Bühnensport mit Hannes Ringlstetter (again) – BR, Prix Pantheon (WDR).

TV 2016: Nightwash (WDR), NDR Comedy Contest, Das große Kleinkunstfestival (RBB).

Seit 2015 eigene Mixedshow ‚Comedy-Therapie‘ im Alten Theater Ulm.

Produzierte Videos 2015 zu folgenden Songs: Frau sucht Bauer, Wutmensch, Comedydiss

Sommertour durch Festivals mit Gerburg Jahnke ‚ Frau Jahnke hat eingeladen‘.

Ein weiterer Höhepunkt im Jahre 2015 war leider keiner: nach einem Auftritt bei radioeins live im Park wurde in der Nacht im September der Tourbus in Berlin Friedrichshain geklaut!

Credits:

♥ Nominiert zum Stuttgarter Besen 2017
♥ Mindener Stichling 2016
♥ Tuttlinger Krähe 2016
♥ Hamburger Comedypokal 2016
PRIX PANTHEON 2015
♥ Nominiert für den Förderpreis der Liederbestenliste 2015
♥ Kleinkunstpreis des Landes Baden-Württemberg 2014 (Förderpreis)
♥ Troubadour Chanson Preis 2013 (Finale, Le Méridien Sonderpreis)

Links: www.suchtpotenzial.com / Facebook / Youtube

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