28.04.2018: EMMA6

Emma6 lockt Besucher aus ganz Deutschland nach Lantershofen

Kölner Band war erstmals in diesem Jahr live zu erleben

„Zugegeben, Lantershofen kannten wir bisher auch noch nicht.“ Emma6, recht erfolgreiche Band mit Wurzeln in Heinsberg bei Aachen und heute in Köln beheimatet, zeigte sich am vergangenen Samstag im Lantershofener Winzerverein recht erstaunt. Weniger von der Spielstätte in dem Grafschafter Ort, als vielmehr von der Tatsache, dass Fans aus der ganzen Republik dorthin gekommen waren, um die Band mal wieder live zu erleben. Weil Emma6 nach ihrer letztjährigen Deutschland-Tour derzeit nämlich nur im Studio arbeiten und es der erste öffentliche Auftritt in diesem Jahr war, schien dies für den ein oder anderen wohl ein „Muss.“ „Wir haben Tickets nach Stuttgart, Berlin, Frankfurt oder Dortmund verschickt“, war beim veranstaltenden Verein Kulturlant zu hören, der gerne noch mehr Musikfreunde aus der Region begrüßt hätte.

Emma6, die es im Jahr 2011 mit ihrem Song „Paradiso“ schon einmal auf Platz 60 der deutschen Singlecharts geschafft haben und deren aktuelles Album „Wir waren nie hier“ ebenfalls den Weg in die Hitparaden gefunden hatte, spielten natürlich die Songs aus ihrer aktuellen Veröffentlichung. Was den Zuhörern geboten wurde, war äußerst melodischer deutscher Pop. Kein Kitsch und kein Schlager, sondern Texte mit Hintergrund. Ein Beispiel hierfür bildet die aktuelle Single „Kapitulieren“, in einem Song über das „Alt-Sein“ heißt es dort „Du kannst hier drinnen bleiben und dich blenden.

Doch das, worauf du wartest, kommt ziemlich sicher nicht.“ Ein weiteres schönes Beispiel für die Visionskraft des Albums ist das Stück mit dem Titel: „Das Haus mit dem Basketballkorb“, das für viele eigene Assoziationen sorgt. Und in „10 Jahre“ reflektieren Emma6 ihre nun schon ein ganzes Jahrzehnt andauernde und recht erfolgreiche Musikkarriere. „Vor 10 Jahren hab ich mich gefragt wer bin ich in 10 Jahren? Habe ich ein Lied geschrieben, dass alle Leute lieben?“, fragt Sänger Peter Trevisan und macht klar: „Wenn man gar nichts vermisst ist alles gut. Das Leben ist so schön wie es wehtut.“ Trevisan gründete die Band einst mit seinem Bruder und Schlagzeuger Henrik. Dritter im Bund des Studiotrios ist Bassist Dominik Republik. In Lantershofen wurden die drei, deren Auftritt nah nur 75 Minuten endete, noch von Gitarrist ‎Florian Sczesny begleitet.

Auf das Konzert eingestimmt wurden die rund 150 Besucher vom heimischen Singer/Songwriter Silvan Dünker, der mit seiner Band ein halbes Dutzend eigener Stücke, unter anderem von seiner aktuellen CD „Ein bisschen weniger mehr“ präsentierte.

Veranstaltungsankündigung

„Wir waren nie hier“

Eine gute Band öffnet Dir Welten – ganz gleich ob exotisch fremde oder angenehm vertraute. EMMA6 gelingt es dabei, schon mit wenigen Worten, mit ausgesuchten Bildern so viel Welt sichtbar zu machen, als wäre ein Song eines dieser 180-Grad-Kinos, die es früher auf dem Jahrmarkt gab. 180-Grad-Kino?Was soll das denn für eine Referenz sein? Nun, man könnte auch schreiben, „Songs wie eine Virtual-Reality-Brille“, aber das trifft es nicht. EMMA6 besitzen einfach etwas zutiefst Analoges. Nullen & Einsen, Cyberphantasien spielen woanders. Ein schönes Beispiel für diese Visionskraft ihres dritten Albums ist das Stück mit dem Titel: „Das Haus mit dem Basketballkorb“. Die eigene Assoziationsmaschine rattert sofort los! Endlich mal wieder Pop, der sie kitzelt und nicht alles bereits hermetisch und eindimensional vorgibt. EMMA6 geben einem mit Songs wie diesem ganz viel zu verstehen. Der Rest steht hier: Die heute in Köln beheimatete Band begegnete sich schon in ihrer Jugend – und in ihrer ganz persönlichen Kleinstadt. Heinsberg, kaum größer als ein Dorf und fast übertrieben nah an der Grenze zu den Niederlanden. Wobei der Nukleus der Band sich sogar auf eine noch kleinere Einheit zurückführen lässt: Peter und Henrik Trevisan sind nicht nur Sänger, Gitarrist und Schlagzeuger des Trios sondern auch Brüder. Bassist Dominik Republik teilte Schulwege mit den beiden – und vom Kicken kannte man sich ohnehin schon eine lange Zeit. Eine Jugend in den 90ern.

Die Texte verwischen das nicht, im Gegenteil. Sie suchen, sie forschen, sie graben. Warum ist man heute der, der man ist? Und welche Aussage trifft das eigentlich über das, was noch kommt? Wobei die Texte immer so gehalten sind, dass die eigenen Assoziationen weiter getriggert werden, die Fragen, die sich diese Band und diese Platte stellen, werden schnell zu den eigenen – vermutlich weil sie es schon immer waren. So hängt man schnell mit Haut und Haaren in diesem Album. Wie wichtig diese Platte der Band selbst ist, spürt man dabei in jedem Moment. Die erste nach dem Abenteuer, bei einer Major-Plattenfirma unter Vertrag gewesen zu sein. Die erste nach einer Zeit, in der es um Charts, Budgets und Marktförmigkeit ging. Die erste … eigene. „Wir waren nie hier“ fühlt und hört sich an wie Befreiung. EMMA6 steht dafür, lieber mal laut zu hupen, statt beflissen das eigene Profil unsichtbar zu schleifen. Man muss nicht EMMA6 oder gar Musik studiert haben, um zu merken, wie gut dem Sound die Absenz einer alles gleichmachenden Majorproduktion tut. Und wie gut aber auch für die Texte die damit einhergehende Unsicherheit ist. Jetzt gehört man sich also wieder selbst, und was fängt man damit an?

Link: www.emma6.de

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