15.04.2023: PODEWITZ MACHT SCHÖN

Manöver der Familienpanzer vor der Schule

Das Duo Podewitz sorgte in Lantershofen für viel Gelächter, trotz Gespött über Weinliebhaber

Auf der Kulturlant-Bühne im Lantershofener Winzerverein gab es am vergangenen Samstag viel zu lachen. Dafür sorgte das Brüderduo Willi und Peter Podewitz. Schon vor mehr als 20 Jahren waren die gebürtigen Bremerhavener mit dem Förderpreis des Deutschen Kabarettpreises ausgezeichnet worden. Was sie auszeichnet: beide haben in jedem ihrer Sätze den Schalk im Nacken. Was dabei jedoch wie besserer Klamauk klingt, hat immer auch einen tieferen Sinn, wenn dieser auch oft genug erst bei längerem Nachdenken deutlich wird. Wer das nicht wollte, hatte zumindest zwei Stunden lang die Gelegenheit, sich zurückzulehnen und sich köstlich zu amüsieren. Im Gegensatz zu den jüngsten Kabarett-Gastspielen in Lantershofen musste niemand zum Mitspielen auf die Bühne und auch Fremdschämen oder Empörung blieben außen vor. Obwohl: die Aussagen zum Wein und dem Umgang damit hätten am nahen Ahrtal schon zu Irritationen führen können, taten sie aber nicht. Obwohl vor allem für Willi Podewitz, dem wortgewaltigen Stimmführer an diesem Abend, feststeht: „Mein Lieblingswein ist Bier.“ Und so folgerte er, dass sich Weintrinker für kultiviert hielten, dabei aber auch nur einen Grund suchen, sich die berühmte „Kante“ zu geben. Willi Podewitz ließ nicht locker: „Weinwandern ist doch nur ein hippes Event, um zu saufen.“ Am Ende bezeichnete er die Deutsche Weinstraße auch noch als „Jakobsweg für Alkoholiker.“ Vom an Lantershofen angrenzenden Rotweinwanderweg sagte er nichts, wahrscheinlich weil Bruder Peter dort in schöner Regelmäßigkeit gerade zum besagtem Weinwandern aufschlägt. Aber auch Peter Podewitz trug eines seiner als kulturelle Katastrophen angekündigten Gedichte zu diesem Thema vor: „Der Wein muss noch atmen.“ Lieber würde er ihn trinken und am Ende kam es auch dazu: „Der Wein ist leer, es siegte die Gier. Ich glaub, er ist tot, denn er atmet nicht mehr.“

Und sonst? Die beiden Berufskomiker hatten natürlich alle Klischees ihrer Spezies parat, selbst das Publikum bekam erst einmal sein Fett weg, denn das könne ja schon schwierig genug sein. Und so gelte für das Genre der autoritären Unterhaltung („wir machen was und Ihr findet es gut“) die Devise: „Lieber ein leerer Saal, als ein Saal voller Lehrer.“ Die Hintersinnigkeit mancher Aussagen war dabei eigentlich gar nicht so weit hergeholt. Ihr aktuelles Programm heiße „Podewitz macht schön“, weil sich der Mensch doch aufhübsche, wenn er ins Theater geht. Zuhause müssten die Frauen dagegen den eigentlichen Anblick der Männer ertragen.

Klar, dass auch das aktuelle Gendern zur Sprache kam, ebenso die schon bei der Begrüßung beginnende Ausgrenzung. „Hallo Leute“ reiche heute schon lange nicht mehr. Und ob das Buch vom „Räuber Hotzenplotz“ noch so heißt, stand auch zur Debatte. Wohl eher „Der mutmaßliche Räuber Hotzenplotz.“ Nein, das ist auch noch räuberfeindlich. Also eher: „Der wegen eines Eigentumsdeliktes dringend tatverdächtige Herr H., dessen Namen wir aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht nennen dürfen und für den bis zum Beweis des Gegenteils die Unschuldsvermutung gilt.“ Da schläft das Kind schon, wenn der Titel vorgelesen ist, was sich die Muttis merken sollten, die ansonsten nach Schulschluss erst einmal zum Manöver der Familienpanzer vorfahren. „Denn du kannst ja den kleinen Moritz-Elias nicht im Fiat Twingo zum Familientherapeuten bringen“, sagen jedenfalls Podewitz.

Veranstaltungsankündigung

Podewitz Macht Schön

Deutschland hat sich sehr verändert. Plötzlich stehen an jeder Straßenecke statt „Imbißwagen“ lauter „Foodtrucks“ rum. Früher war das Land voller „Wut-Bürger“ und jetzt ist es zusätzlich noch voller „Food-Bürger“. Laktose-Mimosen und Bart-Shamponierer führen mit dem E-Scooter ihren Männer-Dutt Gassi. Außerdem werden die Deutschen immer dicker, deshalb kaufen Eltern auch immer gleich einen SUV, denn ohne Allrad kriegt man die Kinder schon gar nicht mehr vom Schulhof. Hilft da vielleicht ein bundesweites Bauchverbot?

In Deutschland wird Datenschutz groß geschrieben. Warum? Weil es ein Substantiv ist! Aber wir stellen auch immer wieder mal die mittel-großen Fragen: Gibt es im Islam auch das Sternzeichen „Jungfrau“ oder heißt es da „72 Jungfrauen“?

Für die Freunde der seriösen Unterhaltung mit Tiefgang und Welt-Niveau liefern wir zusätzlich herrlich handgeschmiedete, philosophische Sentenzen wie zum Beispiel: „Träume sind Bildschirmschoner für`s Gehirn!“ Ja, genau: „Oha!“ Den kann man sich daheim aufs Kissen sticken. Technisch innovativ ist vor allem unser visionäres Show-Konzept: die „Autoritäre Unterhaltung“, ein Abfallprodukt der Weltraumforschung, mit Zwangsmaßnahmen und Strafgedichten, die das Publikum gefügig machen; kurz: Ein Podewitz-Programm schaut man sich nicht an, es stößt einem zu!

Aber das Tollste ist: Sie kriegen zwei Komiker zum Preis von einem! Und wer die erste Hälfte der Show übersteht, kriegt die zweite Hälfte gratis.

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