14.10.2023: INKA MEYER

Die Kaulquappen unter den Rindviechern

Kabarettistin Inka Meyer war in Lantershofen zu Gast

Auftakt der Saison 2023/24 beim Grafschafter Verein Kulturlant: am vergangenen Samstag stand Kabarettistin Inka Meyer auf der Bühne im Lantershofener Winzerverein und spielte vor 150 Gästen ihr aktuelles Programm „Zurück in die Zugluft.“ Meyer, 44, vollständig bemannt aber ganz gezielt kinderlos, skizzierte in dem knapp zweistündigen Programm gnadenlos ihr Leben, ihr Umfeld und ihre Zukunftsvisionen. Dabei nahm sie ihren Bekanntenkreis gleich mit und bewies irgendwie nicht nur eine große Beobachtungsgabe, sondern ließ auch so manchen Bekannten verbal über die Klinge springen. Meyer machte deutlich, dass ihr vieles an der aktuellen Welt nicht gefällt. Beispiel Anglizismen. Da steht für die gebürtige Erlangerin mit friesischen Wurzeln fest: „To go ist ein no go.“ Aber damit muss sie sich höchstens im Stehcafé an der Ecke auseinandersetzen. Schwieriger wird es im näheren Umfeld, wo die Kabarettistin die CO2-Bilanz von Zierfischen unter die Lupe nahm. Da passte es doch, dass in Bayern Moore rekultiviert werden und dann Wasserbüffel dabei als Moor- und Klimaschützer zum Einsatz kommen. „Die sind ja sozusagen die Kaulquappen unter den Rindviechern“, stellte Inka Meyer klar.

Ach ja, Kinderwunsch war nie. Im Gegenteil. Ist auch besser, zumindest sei es früher doch so gewesen, dass Eltern ihre Kinder erzogen hätten. „Heute erziehen die Kinder ihre Eltern“ blieb Meyer im großen Überthema Klimaschutz. Apropos Kinder und Familie. Dass Jesus aus einer der ersten Patchwork-Familien stammte, wurde im Programm auch deutlich, hatte er doch vier Geschwister, allesamt von Stiefvater Josef. Kind von Gott wolle sie dagegen auch nicht gewesen sein, meinte Inka Meyer. Schon weil er immer übers Wasser ging, wurde Jesus doch von den anderen Kindern gehänselt, da er wohl nicht schwimmen könnte. Und was ist das Geheimnis einer guten Ehe? Der Ausschalter am Hörgerät.

Der Blick auf die Familie schweifte immer wieder nach Friesland, wo die Menschen im Schnitt 300 Liter Tee im Jahr zu sich nehmen. Mehr trinken nur die Japaner. Und die Queen trank mehr. „Deshalb war sie auch so abgebrüht“, hatte Meyer bemerkt.

Die Bahn-Vielfahrerin hatte schließlich auch noch einen Tipp parat: Knapp buchen, Züge verpassen, Ticketkosten zurückverlangen. Rund 1100 Euro habe sie im vergangenen Jahr in Bahntickets investiert, 580 Euro gab es als Entschädigungen zurück. „Da kauf ich mir doch kein 49-Euro-Ticket, ist doch viel zu teuer.“ In Lantershofen erhielt Inka Meyer für ihren Auftritt viel Applaus, obwohl sie stark erkältet schon mit hörbar angeschlagener Stimme sprach. Auftritte nach dem Samstag sagte sie ab.

Unterdessen erhielt der Verein Kulturlant am Samstag die traurige Nachricht, dass der Kölner Musiker Frank Hocker plötzlich und unerwartet verstorben ist. Das für 4. November geplante Konzert mit „Köster und Hocker“, ist ersatzlos gestrichen, Infos zur Ticketrückgabe sind auf den online-Kanälen von Kulturlant abrufbar.

Veranstaltungsankündigung

Zurück in die Zugluft – Die unerträgliche Seichtigkeit des Scheins

Als Kind war jeder Tag ein Sonntag. Als Student immer Freitag. Und heute ist irgendwie ständig Montag. Was ist passiert? Unser Alltag ist ein Ausnahmezustand, der zur Regel wurde. 60% aller Menschen reden mit ihrem PC, wobei 90% persönliche Beleidigungen sind und 20% in Handgreiflichkeiten enden. Was haben Bill Gates und Karl Marx gemeinsam? Beide sind Erfinder von Systemen, die gut gedacht waren, aber die Menschen in tiefste Verzweiflung gestürzt haben. Und mein Arzt meint auch noch, ich solle mich mehr bewegen. Wieso? Ich laufe dreimal täglich Amok!

Was uns bleibt, ist die Flucht. Nur Wohin? Zurück in die Natur? Ich schaffe es ja nicht mal in den eigenen Garten. Neulich habe ich dort einen Riesenkompost entdeckt, sogar auf Stelzen. Dann habe ich gemerkt: „Verdammt! Das ist das Gartentrampolin.“

Deshalb sagen viele Menschen in Deutschland: „Was wir brauchen ist ein Führer!“ Auf Neudeutsch: „Coach“. Zur Selbstfindung. Nur was, wenn mir nicht gefällt, was ich da finde? Mein Chef hat meinen Achtsamkeits-Coach sogar bezahlt. Toll, denn dank meiner Firma weiß ich endlich, dass ich den falschen Job habe. Doch enden meine Bewerbungsgespräche stets mit: „Veni, vidi, violini.“ Übersetzt: „Ich kam, ich sah, ich vergeigte.“

Mal ehrlich: Zu unserem Glück brauchen wir keinen Coach, sondern eine anständige Couch! Ein Platz nur für uns allein. Wo es den gibt? Bei Inka Meyer. Sie ist „die letzte Inka“ des deutschen Kabaretts. Das heißt: Indianerin und Fährtenleserin im Dickicht der Moderne. Die Tochter eines friesischen Orientexperten ist die perfekte Reisebegleitung auf der Suche nach dem verlorenen Spaß. Im Anschluss an ihre Show werden Sie laut ausrufen: „Freunde! Wenn ihr Probleme braucht, ich bin immer für euch da.“

10.06.2023: BARBARA DENNERLEIN

Die Königin des Orgelspiels zu Gast

Barbara Dennerlein tourt durch die ganze Welt – in Lantershofen war sie dennoch vom hohen Zuspruch überrascht

Es echter Weltstar war am vergangenen Samstag in Lantershofen zu Gast und gab ein Konzert in der dortigen St. Lambertuskirche: Barbara Dennerlein. Dabei zeigte sich die Münchenerin vor allem ob des großen Zuspruchs überrascht: 350 Zuhörer sorgten für eine proppenvolle Kirche, in die die Veranstalter noch etliches an Zusatzbestuhlung aufbauen mussten.

Orgelkonzerte, meist in Kirchen zu hören, gehören nicht zum musikalischen Mainstream, der hunderte von Besuchern anlockt. Bei Barbara Dennerlein kommt hinzu, dass sie die Kirchenorgel für ihre jazzlastigen Interpretationen und eigene Melodien nutzt. Gerade mit dieser Musik aber gehört sie seit Jahrzehnten zu den weltbesten Künstlerinnen an der Hammond-Orgel und gilt als erfolgreichster Jazz-Export Deutschlands. Offensichtlich hatten die Veranstalter vom Lantershofener Orgelteam, dass dieses Mal ob der Komplexität der Veranstaltung vom Grafschafter Verein Kulturlant unterstützt wurde, bei der Buchung das richtige Händchen. Denn Barbara Dennerlein tritt nicht allzu oft auf, sie einmal live zu erleben, ist aber Ziel vieler Organisten und Orgelspieler. Und darum kamen diese auch aus einem großen Umkreis und bis nach Lantershofen. Manche nahmen Strecken von 200 Kilometern und mehr auf sich.

Soweit kamen auch zwei Männer aus den Niederlanden angereist. Im Gepäck hatten sie eine ganz spezielle Hammond-Orgel für Barbara Dennerlein. Die Hammond B3 wurde im Bass durch eine Zusatzsteuerung verstärkt und erzeugt einen dem Kontrabass näheren Klang. Diese größte transportable Hammondorgel begleitet Barbara Dennerlein oft bei ihren Konzerten.

Zunächst setzte sie sich jedoch an die Kirchenorgel und freute sich, dass der Orgeltisch Podium direkt am Besucher steht. Das Lantershofener Instrument bezeichnete sie als „sehr kraftvoll für seine Größe“ und startete mit einem Stück von Fats Waller, der zahlreiche Stummfilme untermalte. Sein „Honeysuckle Rose“ gehört zu den bekanntesten Liedern des Jazzpianisten. Aus der Feder von Barbara Dennerlein stammt die „Overture for a new world“, ein fast schon monumentales Werk, mit dem sie die Kraft der Natur gegenüber allem anderen in den Vordergrund rücken möchte. „The Holy Blues“ zeigte, welch wunderbares Instrument die Orgel für einen Blues darstellt. Dass es auch weniger ruhig zugehen zeigt, zeigte Dennerlein mit dem „Tango perdido“, nachdem sie von der mechanischen Orgel zur Hammon Orgel wechselte. Auch hier zeigte Barbara Dennerlein die ganze Bandbreite ihres Könnens. Die Arbeit der Künstlerin mit Händen und Füßen entging dem Publikum nicht, Kameras übertrugen das Spiel auf eine Leinwand im Altarraum. Zu hören gab es auch nun Blues, Calypso und die Ballade „Missie“ von Eric Gardner. Am Ende wurde es dann lebhaft: „Swing the blondes“ ließ das Publikum bei hochsommerlichen Temperaturen zumindest mit den Füßen wippen, der relaxten Funkynummer „Southern Funk“ als Zugabe folgten dann jedoch stehende Ovationen.

Veranstaltungsankündigung

Spiritual Movements – Jazz Meets Pipe Organ

„Barbara Dennerleins Konzerte sind stets mehr als „nur“ Musik – sie sind ein tief berührendes Erlebnis.“

Die Jazz-Organistin Barbara Dennerlein ist ein Weltstar. Nicht nur bei der eingeschworenen Jazzgemeinde ist sie eine feste Größe wegen ihrer weltweit gefeierten, spektakulären Live-Auftritte mit ihrer Hammond-B3-Jazzorgel und zahlreichen Einspielungen darauf – solo oder mit Begleitung. Darüber hinaus hat die „Grand Lady of Organ“ einen epochalen Schritt gewagt: Sie überträgt die Strukturen und das Feeling des vielgestaltigen Jazz von der elektronischen auf die veritable Pfeifenorgel, und zwar auf die erlesenen „Königinnen der Kirchenmusik“, zum Beispiel jene Schuke-Orgel in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin und auf weitere „große“ Orgeln rund um den Globus wie die Gewandhausorgel in Leipzig, der Klaisorgeln in der Münchner und Kölner Philharmonie sowie des Dortmunder Konzerthauses, die Schuke Orgel der Berliner Philharmonie, die Steinmeyer-Orgel im Hamburger Michel, die von-Beckerathorgel in der Hannoveraner Marktkirche, die Kuhn Orgel in der Essener Philharmonie, die Rieger Orgel in der Lotte Concert Hall in Seoul, die Glatter-Götz Orgel im International Performing Arts Center in Moskau, die Mühleisen Orgel im Palace Of Arts in Budapest, die Grönlund Orgel der Eismeerkathedrale in Tromsdalen/Norwegen, die Dobson Orgel im Kimmel Center in Philadelphia oder der Torrence & Yeager Orgel der Trinity Church in New York und und und…

Die grandiose Meisterin der Register, der Manuale und Pedale spielt auf den großen Anlagen mit soviel Groove, dass absolut Niemand auch nur ein Quäntchen Jazz-Feeling vermissen könnte. Aus einem „Beinahe-Sakrileg“ ist eine überaus beeindruckende Innovation entstanden. Barbara Dennerlein vereint mit einem großartigen Gespür für Klangfarben und deren Kombinationen mit zupackender Virtuosität die Elemente des Jazz – Blue Notes, Synkopen, schnittig-erdigen Walking Bass, mitreißende Improvisationen – und der zeitgenössischen Musik zu einem völlig neuen Jazz-Bild. Frech, mutig, ohne Scheuklappen, gelingt ihr, was vergleichsweise nur in den besten Orchester-Arrangements funktioniert: Musik aus ganzheitlicher Sicht – mitreißend, packend, bestaunenswert. Ein aufregender Genuss…“

29.04.2023: SIMONE SOLGA

Schmerzhafter Rundumschlag

Simone Solga nahm Politik und Gesellschaft gehörig in die Mangel

Zum Abschluss der Kabarett-Serie 2022/23 kam es im Lantershofener Winzerverein noch einmal knüppeldick. Auf der Bühne stand die vielfach preisgekrönte und TV-bekannte Simone Solga mit ihrem aktuellen Programm „Ihr mich auch.“ Für die knapp 250 Gäste bedeutete dies: ein Abend, an dem wirklich jede und jeder sein Fett abbekommen sollte. Das machte die Solga, die immer wieder ihre Herkunft aus der DDR betonte, gleich zu Beginn des zweistündigen wortakrobatischen Feuerwerks klar: „Ich bin Sternzeichen ‚Krawallschachtel‘ und ihr werdet nicht das zu hören bekommen, was ihr euch vielleicht wünscht.“ Damit waren die Pflöcke eingeschlagen und Solga startete ihren Rundumschlag gegen die Politik mit aktuellen Themen. „Deutschland zieht sich selbst den Stecker“, so ihre Meinung zum Atomstrom-Aus. Aber auch der Möchtegern-Alleingang von Bayern mit Ministerpräsident Söder gefiel ihr nicht: „Wir weit kann eigentlich ein Wendehals den Kopf drehen, ehe das Genick bricht?“ fragte sie. Auch lokal war die einstige Kabarettistin der Leipziger Pfeffermühle und der Münchner Lach- und Schießgesellschaft bestens informiert. Wie es ausschaue, wenn Deutschland mal wieder eine Rettungsmission starte, könne man ja aktuell im Ahrtal sehen. „Afrika retten wollen, aber schon an Bad Neuenahr scheitern“, dafür gab es viel Applaus. Überhaupt sei es ja Deutschland, dass doch so gerne vorangehe, „aber keiner reitet hinterher.“

Dass der Bürger dazu noch von den Medien manipuliert werde, war ihr ebenfalls klar: „Ich frage mich täglich, ob ich mich für Nachrichten interessieren oder die Tagesschau gucken soll.“ Und dann ging es den Politikern ans Fell. Solga skizzierte einen Kanzler Scholz, der sich an die Staatsspitze „genichtst“ habe und unterstellte ihm ein „tagesaktuelles Verhältnis zur Wahrheit.“ Ex-Verteidigungsministerin Lamprecht sei eher eine quotentechnische Schießbudenfigur gewesen, wobei Simone Solga an den Ministerinnen im Kabinett generell kein gutes Haar ließ: „Die sind nur wegen der Quote im Amt, das sind allesamt Andy Scheuers mit Gebärmutter“, meinte sie auch Nancy Faeser oder Svenja Schulze. „Die versauen das ganze Bild der Innung“ forderte die Solga ein Schluss mit der Quote. Bei den „Ampel-Hampel-Politikern“ (Solga) war längst nicht Schluss, auch die Opposition in Person von Friedrich Merz bekam ihr Fett weg. Und die Politik aus Berlin sowieso, dafür musste die Kabarettistin nur in die Rolle der polnischen Altenpflegerin schlüpfen. Da blieb manchem Gast die Spucke im Hals stecken.

Natürlich hat auch das Volk Angriffspunkte, bezeichnete Simone Solga ihr Kabarett zurecht als eine Art Sado-Maso-Show. Deutschland bestehe doch in der Mehrheit aus Spießern, die den Mund nicht aufbekommen. „Aber die Minderheiten schreien laut und bekommen Recht. Und dann ging es auch noch einmal zurück ins Ahrtal und zu den Tagen nach der Flut mit Besuchern etlicher Politiker: „Leute wie Ministerpräsidentin Dreyer sollten hier sagen, was sie wirklich wollen, nämlich ihren Job und die Kohle behalten, die fette Pension beziehen und in Ruhe gelassen werden.“

Veranstaltungsankündigung

„Ihr mich auch“ (Ein Kabarettprogramm von und mit Simone Solga)

Es war einmal… eine Kanzlersouffleuse. Aber die kann nicht mehr. Denn unser Land ist verrückt geworden: Gesinnung ist wichtiger als Verantwortung, Emotionen sind wichtiger als Fakten, Moralisieren ist wichtiger als Kompetenz. Die alte Solga musste also weg, lang lebe die neue Solga.

Und die sagt in ihrem nagelneuen Programm „Ihr mich auch“: Wenn das Volk sich schon nicht wehrt, dann machen wir eben unsere eigene Revolution. „Ihr mich auch“ ist eine zwei Stunden lange Unabhängigkeitserklärung vom Land der Besserwisser, Untergangsprediger und Meisterheuchler. Wagen Sie den Umsturz im Kopf, gönnen Sie sich die Flucht in die innere Freiheit. Regen Sie sich auf, schimpfen Sie, haben Sie Spaß oder geben Sie sich in der Pause am Tresen gleich die Kante.

Die neue Solga: „Wenn uns das Wasser bis zum Hals steht, wird es höchste Zeit, zu neuen Ufern aufzubrechen.“ Kommen Sie mit!

15.04.2023: PODEWITZ MACHT SCHÖN

Manöver der Familienpanzer vor der Schule

Das Duo Podewitz sorgte in Lantershofen für viel Gelächter, trotz Gespött über Weinliebhaber

Auf der Kulturlant-Bühne im Lantershofener Winzerverein gab es am vergangenen Samstag viel zu lachen. Dafür sorgte das Brüderduo Willi und Peter Podewitz. Schon vor mehr als 20 Jahren waren die gebürtigen Bremerhavener mit dem Förderpreis des Deutschen Kabarettpreises ausgezeichnet worden. Was sie auszeichnet: beide haben in jedem ihrer Sätze den Schalk im Nacken. Was dabei jedoch wie besserer Klamauk klingt, hat immer auch einen tieferen Sinn, wenn dieser auch oft genug erst bei längerem Nachdenken deutlich wird. Wer das nicht wollte, hatte zumindest zwei Stunden lang die Gelegenheit, sich zurückzulehnen und sich köstlich zu amüsieren. Im Gegensatz zu den jüngsten Kabarett-Gastspielen in Lantershofen musste niemand zum Mitspielen auf die Bühne und auch Fremdschämen oder Empörung blieben außen vor. Obwohl: die Aussagen zum Wein und dem Umgang damit hätten am nahen Ahrtal schon zu Irritationen führen können, taten sie aber nicht. Obwohl vor allem für Willi Podewitz, dem wortgewaltigen Stimmführer an diesem Abend, feststeht: „Mein Lieblingswein ist Bier.“ Und so folgerte er, dass sich Weintrinker für kultiviert hielten, dabei aber auch nur einen Grund suchen, sich die berühmte „Kante“ zu geben. Willi Podewitz ließ nicht locker: „Weinwandern ist doch nur ein hippes Event, um zu saufen.“ Am Ende bezeichnete er die Deutsche Weinstraße auch noch als „Jakobsweg für Alkoholiker.“ Vom an Lantershofen angrenzenden Rotweinwanderweg sagte er nichts, wahrscheinlich weil Bruder Peter dort in schöner Regelmäßigkeit gerade zum besagtem Weinwandern aufschlägt. Aber auch Peter Podewitz trug eines seiner als kulturelle Katastrophen angekündigten Gedichte zu diesem Thema vor: „Der Wein muss noch atmen.“ Lieber würde er ihn trinken und am Ende kam es auch dazu: „Der Wein ist leer, es siegte die Gier. Ich glaub, er ist tot, denn er atmet nicht mehr.“

Und sonst? Die beiden Berufskomiker hatten natürlich alle Klischees ihrer Spezies parat, selbst das Publikum bekam erst einmal sein Fett weg, denn das könne ja schon schwierig genug sein. Und so gelte für das Genre der autoritären Unterhaltung („wir machen was und Ihr findet es gut“) die Devise: „Lieber ein leerer Saal, als ein Saal voller Lehrer.“ Die Hintersinnigkeit mancher Aussagen war dabei eigentlich gar nicht so weit hergeholt. Ihr aktuelles Programm heiße „Podewitz macht schön“, weil sich der Mensch doch aufhübsche, wenn er ins Theater geht. Zuhause müssten die Frauen dagegen den eigentlichen Anblick der Männer ertragen.

Klar, dass auch das aktuelle Gendern zur Sprache kam, ebenso die schon bei der Begrüßung beginnende Ausgrenzung. „Hallo Leute“ reiche heute schon lange nicht mehr. Und ob das Buch vom „Räuber Hotzenplotz“ noch so heißt, stand auch zur Debatte. Wohl eher „Der mutmaßliche Räuber Hotzenplotz.“ Nein, das ist auch noch räuberfeindlich. Also eher: „Der wegen eines Eigentumsdeliktes dringend tatverdächtige Herr H., dessen Namen wir aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht nennen dürfen und für den bis zum Beweis des Gegenteils die Unschuldsvermutung gilt.“ Da schläft das Kind schon, wenn der Titel vorgelesen ist, was sich die Muttis merken sollten, die ansonsten nach Schulschluss erst einmal zum Manöver der Familienpanzer vorfahren. „Denn du kannst ja den kleinen Moritz-Elias nicht im Fiat Twingo zum Familientherapeuten bringen“, sagen jedenfalls Podewitz.

Veranstaltungsankündigung

Podewitz Macht Schön

Deutschland hat sich sehr verändert. Plötzlich stehen an jeder Straßenecke statt „Imbißwagen“ lauter „Foodtrucks“ rum. Früher war das Land voller „Wut-Bürger“ und jetzt ist es zusätzlich noch voller „Food-Bürger“. Laktose-Mimosen und Bart-Shamponierer führen mit dem E-Scooter ihren Männer-Dutt Gassi. Außerdem werden die Deutschen immer dicker, deshalb kaufen Eltern auch immer gleich einen SUV, denn ohne Allrad kriegt man die Kinder schon gar nicht mehr vom Schulhof. Hilft da vielleicht ein bundesweites Bauchverbot?

In Deutschland wird Datenschutz groß geschrieben. Warum? Weil es ein Substantiv ist! Aber wir stellen auch immer wieder mal die mittel-großen Fragen: Gibt es im Islam auch das Sternzeichen „Jungfrau“ oder heißt es da „72 Jungfrauen“?

Für die Freunde der seriösen Unterhaltung mit Tiefgang und Welt-Niveau liefern wir zusätzlich herrlich handgeschmiedete, philosophische Sentenzen wie zum Beispiel: „Träume sind Bildschirmschoner für`s Gehirn!“ Ja, genau: „Oha!“ Den kann man sich daheim aufs Kissen sticken. Technisch innovativ ist vor allem unser visionäres Show-Konzept: die „Autoritäre Unterhaltung“, ein Abfallprodukt der Weltraumforschung, mit Zwangsmaßnahmen und Strafgedichten, die das Publikum gefügig machen; kurz: Ein Podewitz-Programm schaut man sich nicht an, es stößt einem zu!

Aber das Tollste ist: Sie kriegen zwei Komiker zum Preis von einem! Und wer die erste Hälfte der Show übersteht, kriegt die zweite Hälfte gratis.

02.04.2023: RONDO VOCAL

Kultureller Exportschlager der Grafschaft

Seit 15 Jahren feiert das A-cappella-Quintett Rondo Vocal Erfolge

Die Gemeinde Grafschaft nennt sich „Kornkammer des Kreises“, von hier kommen aber auch preisgekrönte Spirituosen, Kaffee oder die weltbekannten Gummibärchen. Seit 15 Jahren gibt es aber auch einen kulturellen Exportschlager: Rondo Vocal. Das Quintett startete im Jahr 2008 noch als Sextett in der Besetzung mit Jö Küls, Rolf Blechschmidt, Detlef Wronka, Hajo Hecker, Ingo Krämer und Egbert Wronka. Letzterer musste später berufsbedingt passen. Alle anderen blieben Rondo Vocal treu. Hervorgegangen sind sie alle aus dem Männergesangverein Bölinger Liederkranz. Nie verändert haben sie zudem den Namen ihres Programms: „Alles mit dem Mund.“

Jetzt haben Rondo Vocal Geburtstag gefeiert. 15 Jahre sind zwar kein Jubiläum, boten aber dennoch allen Grund zu einem Jubiläumskonzert, zumal das Quintett auch noch eine erste eigene CD präsentierte. Gefeiert wurde im Lantershofener Winzerverein, wo man auf Kulturlant-Veranstaltungen aufsattelte und den ohnehin schon als Theater aufgebauten Festsaal nutzte. Der örtliche Kulturverein kümmerte sich um das drumherum, die Musiker um ihr Festkonzert. Es war nicht die erste vereinsübergreifende Zusammenarbeit. Zuletzt hatten beide Vereine nach der Flutkatastrophe im Ahrtal ein gemeinsames Spendenkonto betrieben und mehr als 100.000 Euro gesammelt und verteilt. Auch das kam an dem Abend zur Sprache, denn Rondo Vocal hatten ihr damaliges soziales Engagement in erster Linie genutzt, um für die Unterstützung traumatisierter Kinder im Ahrtal zu sorgen. Daraus resultierte im Juni 2022 in Ramersbach die Gründung des Vereins „tierisch stAHRk Eifel e.V.“ Dort werden aktuell 30 Kinder in drei Gruppen ganztätig in Therapien mit Pferden betreut, was inklusive Verpflegung ausschließlich aus Spenden finanziert wird. In Lantershofen dankten Erzieherin und Reittherapeutin Heike Holtz mit ihrem Kernteam den Musikern für ihr Engagement mit einigen von den Kindern gemalten Plakaten und Zeichnungen.

Zurück zum Geburtstagskonzert: das war erwartungsgemäß bis auf den letzten Platz ausverkauft, 260 Gäste erlebten einen Abend voller Euphorie, Emotionen und guter Laune, vom ersten Lied bis zur letzten Zugabe. Dabei kamen zahlreiche Musikstile zu Gehör, egal ob Evergreens, Swing, Pop oder Rockmusik. Ohrwürmer der Musikgeschichte luden zum Mitklatschen ein: „Barbara Ann“, „Mein kleiner grüner Kaktus“ oder „Crying in the rain.“ Mal heiter, mal besinnlich, mal gefühlvoll oder rockig. Beim 1990er Scorpions-Hit „Wind of Change“ hatte sich Rondo Vocal eine lyrisch abgewandelte Version einfallen lassen und ging auf den Krieg in der Ukraine ein. Kölsche Tön gab es auch, „Scheiß Mondachmorje“ der Bläck Fööss, vor allem aber deren „In unserem Veedel.“ Das Lied hatten Rondo Vocal beim Aufräumen nach der Flut in Ahrweiler gesungen, danach ging es in den sozialen Medien viral, die „Fööss“ luden Rondo Vocal danach zum Auftritt in die Kölnarena ein. Dass das Quintett sein Programm stets erweitert, bewiesen vier neue Songs, unter anderem Beatles-Klassiker „Penny Lane.“ Ergreifend wurde es schließlich, als beim Basta-Song „Feuerzeug“ beinahe 200 Feuerzeuge aufleuchteten. „Für uns als Sänger ein unerwarteter Anblick“ so Hajo Hecker, der den ganzen Abend über gekonnt und witzig durchs Programm führte und alle 25 vorgetragenen Songs sowie die folgenden Zugaben ankündigte. Am Ende hielten Rondo Vocal es wie die Wise Guys und verabschiedeten sich mit „Wir hatten eine gute Zeit.“ Das Programm wurde durch eine sehenswerte Videoshow abgerundet.

Veranstaltungsankündigung

15 Jahre “A cappella-Quintett „Rondo Vocal“

„Alles mit dem Mund“ ist der Titel ihres Bühnenprogramms. Und treffender kann man es kaum beschreiben, wenn Stimmen zu Instrumenten werden. Hier herrscht gute Laune – vom ersten Lied bis zur letzten Zugabe.

Sehr abwechslungsreich durch unterschiedliche Musikstile aus den Bereichen Evergreens, Swing, Pop &Rock. Heiter, besinnlich, gefühlvoll und rockig. Gewürzt mit humorvoller Moderation. Es gibt kaum einen Anlass bei dem die Band nicht auftritt. Bei geeigneter Location wird das Programm durch eine sehenswerte Videoshow abgerundet. Entertainment im besten Sinne.

Unter dem Motto „A cappella-Musik für Alle“ sehen Sie sich in einer langen Tradition von Männervokalensembles verschiedener Stilrichtungen. Man denke nur an die „Comedian Harmonists“, in den Dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts und den zahlreichen Vocal-Pop-Bands in jüngerer Zeit.

Sie verbinden diese verschiedenen Musikstile zu einer Einheit.Und da ist für jedes Alter und jeden Musikgeschmack etwas dabei. Humor, Ironie aber auch geistig, besinnliche Tiefe inbegriffen. Die fünf Freizeitbarden aus Grafschaft-Bölingen lassen nichts unversucht, den Spaß den sie selbst am Singen haben auf ihr Publikum zu übertragen.

www.rondovocal.de

01.04.2023: EVA EISELT

Ein Abend voller Vorurteile

Die Kabarettistin Eva Eiselt denkt zwei Stunden lang in Schubladen

Jeder hat sie zuhause, die Schublade, in die alles rein und nicht rauskommt. Wo sich Bonbons und Batterien verflüssigen. Und jeder hat sie im Kopf, die Schublade, in die gerne einmal dies und das und der und die gesteckt werden. Zwei Stunden voller Vorurteile kamen am Samstagabend auf der Lantershofener Kulturlant-Bühne zur Sprache, dargebracht im preisgekrönten Programm „Wenn Schubladen denken könnten“ von Eva Eiselt. Dabei stellte Eiselt schnell fest: „Wer in Schubladen denkt, hat schnell ein Brett vor dem Kopf.“

Sie sprach in ihrem Programm viel über ihre Kinder. Drei habe sie, wenn man den Vater mitrechne. Eiselt gibt unumwunden zu, dass sie aus der Eifel kommt, wo für andere die Eifel doch erst hinter ihrem Heimatort anfängt. Sie sagt da lieber: „Die Eifel fängt da an, wo die Dummheit der Kölner aufhört.“ Starker Tobak. Wie so vieles in ihrem Programm, denn sie ist ja ein Kind der 80er Jahre, in der ihre emanzipierten Vorbilder maximal Werbeikonen waren: Tilly, Clementine oder Frau Antje. Ja, damals habe es für Frau schon viele Möglichkeiten gegeben, weshalb Eva Eiselt auch Stammtischparolen in ihrer Kopfschublade findet: „Mensch ist Mensch und Frau ist Frau.“ Wie bitte? Ist doch fast das gleiche, Hausherr oder Hausfrau. Eiselt spricht und singt über Distanzunterricht, nervende Kinder und genervte Mütter, über Thaimassage aufgehangenes W-Lan. Für alles gibt es ein begleitendes Vorurteil. Und am Ende singt der ganze Saal das Lied vom Schuplattler, falsch: vom „Schubladler“ und den Ansichten zu Veganern oder dem Klimawandel. So man einem der am Ende begeisterten Gäste blieb dabei schon Mal das Wort im Halse stecken.

Veranstaltungsankündigung

Wenn Schubladen denken könnten

In der Regel machen wir es uns im Leben ja ziemlich kommod. Alles hat gefälligst an seinem Platz zu sein: Schlüssel? Auf der Ablage! Ladekabel? Irgendwo. Lesebrille? Nie gesehen. Auto? Bestimmt in der Garage. Oder abgeschafft. Partner? Bestimmt in der Garage. Oder abgeschafft. Kinder? Am nerven! Die eigene Position? Im Abseits!

Das Leben ist eine riesengroße Schrankwand und seien wir ehrlich: Wer in Schubladen denkt, hat schnell ein Brett vor dem Kopf. Und wieso auch nicht? Wenn alle immer und überall auf ihre Smartphones starren, ist Holz zumindest haptisch eine Erweiterung des Horizonts. Eva Eiselt findet: Es ist Zeit für den Tag der offenen Schublade und krempelt unseren handelsüblichen Laden einfach mal auf links. Ausmisten, Durchlüften und die Dinge des Lebens in die Freiheit entlassen. Ein Genie beherrscht das Chaos und wenn das nur ein bisschen wahr sein sollte, so ist Eva wahrlich ein Universalgenie. Frau Eiselt muss niemanden vermöbeln, um sich gegen Einschrankungen zu wehren, auf den Tisch zu hauen und sich selber zwischen allen Stühlen den roten Teppich auszurollen.

Eine Zuschauerin meint: „Das neue Programm von Eva Eiselt hat mich und meinen Mann total begeistert. Obwohl der ja sonst keine Frauen mag. Und selbst wenn wir unsere Vorurteile schon nicht loswerden können, dann kann man sie ja wenigstens mal hübsch sortieren.“

Eva und ihr wilder Mix aus Kabarett, Theater und kreativem Wahnsinn sind eine Klasse für sich. Ein Abend mit Eva Eiselt ist wie Kurzurlaub und hat auf holidaycheck 98% Weiterempfehlungen. Ihre Themen sind von zentraler Lage, ihre Ausstattung hochwertig, absolut empfehlenswert.

„Auf einer Skala von 1 bis 10 ist Eva eine glatte 11!“ (Martin Zingsheim)

2020 wurde Eva Eiselt für dieses Programm mit der St. Ingberter Pfanne ausgezeichnet (Jurypreis)

Premiere im Kölner Senftöpfchen am 15.02.2020

www.evaeiselt.de

31.03.2023: MICKY BRÜHL

Wenn aus den „Working Man“ die „Buure Säu“ werden

Micky Brühl hat sein Fable für Countrymusik in seinen Stimmungsliedern verpackt

Was die kölschen Musiker vor allem im Karneval so auf die Bühne bringen, ist meistens von der Melodie her schon einmal erschienen. Oft ist es Musik aus Irland, Schottland oder den Niederlanden, die mit Texten aus und über die Domstadt neu vertont werden. Nimmt man nun eine Country-Gitarre dazu, klingt es schon ein wenig wie die Mischung aus Kölsch und Country. Ganz so einfach ist es nicht zu erklären, was Sänger Micky Brühl in seinem aktuellen Programm „Landmusik“ auf die Bühne bringt. Im Lantershofener Winzerverein waren Songs aus diesem Programm zu hören. Dabei machte Brühl deutlich, dass er schon immer großer Freund der Countrymusik war und diese auch gerne in seinen Programmen verarbeitet. Wobei: auch die aus den USA importierten Songs sollen ins kölsche übersetzt werden. Und dann wird aus Whitey Shafer’s Hit „All My Ex’s Live in Texas“ eben „All min Ex-Schöss sin uss Nippes.“ Dabei ist Micky Brühl doch einer aus Dellbrück, der seine größten Erfolge mit den Paveiern feierte. Und der schon zu dieser Zeit Melodien aus der ganzen Welt in Kölsche Lieder umwandelte. Am liebsten aber sind ihm Songs aus der Countryszene. Und so wurde aus Travis Tritt’s „Lord Have Mercy on the Working Man“ etwas inhaltlich ganz anderes: „Buure Säu sin Buure Säu.“

Vieles von dem, was Micky Brühl in Lantershofen vortrug, war dem Publikum aus der Paveier-Zeit, aber auch aus der jüngeren Vergangenheit mit der Micky Brühl Band bekannt. Und weil sich der Musiker gerne als Vorsinger betätigt und sich freut, wenn das Publikum mit in seine Songs einstimmt, wurden im Saal Texthefte „Zom Metsinge“ verteilt, ehe Brühl und die geniale Countrymusikerin Jolina Carl auf der Bühne in die Saiten griffen.

Veranstaltungsankündigung

Kölsch trifft Country

Landmusik ? Was ist das? Eigentlich ist Landmusik nicht anderes wie die Übersetzung von Country Music. Aber da wir ja auch alle Deutsch verstehen, ist Landmusik auch voll ok, oder? Schon immer war ich ein großer Fan dieser Musik aus den USA. Meine ersten Vinyl Platten waren damals von John Denver, Jonny Cash oder z.B. Bands wie Alabama.

Die Liebe zu dieser Musik die ich auch mit meinem Bruder und Freunden teile, führte sogar dazu, das die erste Band NACH der Tanzmusik und VOR den Paveiern, Colonia Rangers hieß. Wir versuchten damals vergebens kölsche Country Musik zu machen. Das Experiment ging voll in die Hose. Ich glaube wir waren auch echt nicht gut.

Nach über 35 Jahren im Kölner Karneval habe ich mir nun gedacht, ich könnte es mir erlauben, es nochmal mit der Countrymusik zu versuchen. Quasi nebenbei als Hobby und aus Spaß.

Entstanden oder weitergegangen ist die Sache dann aus Zufall. Mit Erry Stoklosa von den Bläck Fööss habe ich hin und wieder aus Spaß ein paar bekannte Songs ins kölsche übersetzt und Demomäßig aufgenommen.

Da die Nachfrage nach mehr Songs, mehr Konzerten und einer CD immer größer wurde, habe ich mich dann an die Arbeit gemacht und geschrieben, aufgenommen und und und. Das größte Problem war allerdings, die rechtlichen Freigaben der Musikverlage aus den USA, zu bekommen. Das hat fast 2 Jahre gedauert bis ich die Rechte der Songs bekommen hatte, die ich unbedingt haben wollte.

Mit viel Liebe habe ich nun in meinem Haus und Hof Studio, Meen Music in Pulheim, dieses Album fertig gestellt.

Mit Kölschen Landmusik Grüßen
Micky Brühl

11.03.2023: YOUNG SCOTS

Schottischer Folk in bester Qualität

Die „Young Scots Trad Awards Winner Tour“ machte in Lantershofen Station

Wenn die besten schottischen Nachwuchsmusiker in traditionellem Folk auf ihrer alljährliche Tournee durch Deutschland und angrenzende Staaten auf der Kulturlant-Bühne im Lantershofener Winzerverein gastieren, herrscht dort Ausnahmezustand. Das war am vergangenen Samstag nicht anders, im seit Wochen ausverkauften Saal blieb kein Stuhl frei. Dort sind es in jedem Jahre andere Preisträger der renommiertesten Nachwuchswettbewerbe, die sich die Bühne teilen. In diesem Jahr kam aber noch eine ungewollte Steigerung hinzu, hatte die Tour doch wegen der Corona-Pandemie zwei Jahre pausieren müssen. In 2020 fanden die Wettbewerbe in Schottland noch statt, die Preisträger musste jedoch ihre Tour im Folgejahr um zwei Jahre verschieben. „Es sind also eigentlich die Musiker auf Tour, die 2021 spielen sollten“, erklärte Tourchefin Petra Eisenburger. Die vier hatten also zwei weitere Jahre, sich zu entfalten und zu verbessern. Noch dazu haben sich die drei Instrumentalisten zur Band „Assynt“ zusammengefunden, proben und spielen regelmäßig.

In Lantershofen gab es zunächst eine Vorstellrunde, begleitet von Gitarrist Innes White. Der hate schon in jungen Jahren den „BBC Radio 2 Young Folk Award“ gewonnen und unterstützte nun zunächst Graham Mackenzie an der Geige. Schon das war ganz nach dem Geschmack des Publikums, dass sich wie im prall gefüllten schottischen Pub fühlen konnte. Ruhigere Töne schlug dann Eilidh Cormack an. Und nicht nur das: die junge Sängerin mit der glasklaren Stimme trug Lieder in gälischer Sprache vor, dank deren Komponisten sprang sie dabei über hierzulande meist kaum bekannte schottische Inseln. Dass sie die Auszeichnung „Gaelic Singer of the Year“ erhalten hatte, war kein Wunder. Mit Spannung erwartet wurden schließlich David Shedden und sein Dudelsack. Shedden, ausgezeichnet mit der „Glasgow Highland Club Medal“, beherrschte das wohl lauteste schottische Instrument wie kein zweiter und zeigte sich auch an diversen Flöten als absolut genialer Musiker.

Im zweiten Konzertteil wurde es dann richtig wild, jetzt musizierten alle vier Preisträger gemeinsam. Da schwappte die Stimmung immer wieder in den Saal über, das Publikum klatsche und johlte. Eilidh Cormack trug zwischendurch einige ruhigere Stücke vor, erneut zumeist in gälischer Sprache. Sie hatte zudem viele Hintergrundinfos zu den Stücke, ihrer Herkunft und ihrer Komponisten parat. Zu den traditionellen schottischen Liedern gehörte zudem eines, dass sie von ihrer ebenfalls sehr musikalischen Mutter gelernt hatte.

Bei Graham Mackenzie, David Shedden und Innes White ging derweil immer dann, wenn instrumentale Stücke angesagt waren, die Post ab. Man habe ihnen gesagt, dass das Konzert bei Kulturlant zu den Höhepunkten der Tour zählen würde, erzählte Sheddan. Er sollte recht behalten. Da war es auch kein Wunder, dass die Musiker noch bis tief in die Nacht zusammen mit vielen Fans ihrer Musik eine After-Show-Party feierten, und dabei nach Mitternacht die Instrumente noch einmal auspackten.

Veranstaltungsankündigung

Young Scots Trad Awards Winner Tour 2023 – junge Preisträger spielen frischen Scottish Folk vom Feinsten!

Das sagenumwobene und faszinierende Schottland verzaubert nicht nur mit seiner einzigartigen Naturschönheit – die schottische Musiklandschaft ist reich an traditionellem Folk, den man immer noch im ganzen Land hört. Auch die jüngeren Musiker*Innen widmen sich begeistert dem Gesang alter Balladen und spielen Fiddle, Pipes, Whistles, Akkordeon oder Harfe, oft neu interpretiert und mit zeitgenössischen Folkelementen versehen. Schottische Tunes werden in sogenannten „Trad Discos“ sogar mittlerweile Dancefloor-tauglich gemacht, indem Reels, Jigs und Polkas mit Pop, Disco und elektronischer Musik gemixt werden.
Einige prestigeträchtige Folk-Wettbewerbe – etwa der „Young Traditional Musician of the Year Award“ von BBC Radio Scotland oder die „BBC Radio 2 Young Folk Awards“ – zeichnen jährlich die virtuosesten Nachwuchsmusiker der schottischen Szene aus. Mit der Young Scots Trad Awards Winner Tour holt Concert Connections einige dieser beeindruckenden Musiker*Innen auch in 2023 wieder nach Deutschland. Im Konzert werden Graham Mackenzie (Geige), Eilidh Cormack (Gesang) und David Shedden (Dudelsack), unterstützt von Innes White (Gitarre), ihr Können zunächst solistisch darbieten, bevor sie im zweiten Programmteil eine energiegeladene Session abliefern: Schottland pur!

Die Young Scots Trad Awards Winner Tour hat die Herzen des deutschen Publikums im Sturm erobert – hier die Pressestimmen zu Konzerten der Touren 2018, 2019 und 2020:

  • „So authentisch, klangschön und leidenschaftlich interpretiert hört man schottischen, mit individueller Note versehenen Folk wohl selten.“ (Der Patriot, Lippstadt)
  • „Musiker bestechen mit Spielfreude und technischer Perfektion“, …“einmaliges Klangerlebnis…“ (Syker Kurier)
  • …spielten und sangen junge Musiker, die mit leidenschaftlicher Spielfreude und großer Virtuosität die Fans der schottischen und irischen Folklore begeisterten …“ (Syker Kurier)
  • „Vier schottische Musiker begeistern Publikum im SWR-Foyer“… (Allgemeine Zeitung Mainz)
  • „Am Ende hat es sie von den Stühlen gerissen. Hielt das Publikum im Glashaus während des fulminanten Konzerts der „Young Scots Trad Award“-Gewinner zunächst noch auf den Stühlen durch – wobei diverse  Sitztanz“-Variationen zu beobachten waren –, brachen sich wippende Füße, klatschende Hände und nickende Köpfe am Ende Bahn: Die Leute standen in den Sitzreihen, manche tanzten an den Rändern (Hertener Allgemeine)
  • „..was die vier Musiker …bei ihrem Auftritt im Rahmen der 2. Young Scots Trad Awards Winner Tour 2019 präsentierten, war mitreißend gespielte Musik auf ganz hohem Niveau;….. da kannte die Begeisterung keine Grenzen mehr“… (Emsdettener Volkszeitung)
  • …Schon bei der Vorstellungsrunde ließ sich das Publikum zu lauten Beifallsbekundungen hinreißen. Das wurde im zweiten Konzertteil noch enthusiastischer… (Kulturlant.de zum Young Scots Konzert 2020)
  • …Zum dritten Mal rissen die Musiker bei der ‚Young Scots Trad Awards Winner Tour‘ 300 Besucher im ausverkauften Glashaus von den Stühlen … (Hertener Allgemeine Zeitung)
  • …sein Auftritt animierte die Zuschauer zu diversen Sitztanz-Einlagen und endete in tosendem Applaus… (General-Anzeiger, Bonn, zum Geiger der Young Scots Trad Awards Winner Tour 2020, Benedict Morris)
  • …Stehend bejubelten rund 200 Besucher im ausverkauften Saal der Kreissparkasse die Akteure des von JFK angebotenen Preisträgerkonzerts  …. durften die Bühne erst nach mehreren Zugaben verlassen… (Syker Kurier)
  • …. spielte er (Benedict Morris) sich mit seiner Fiddle temperamentvoll in die Herzen – und in die Hände und die Beine der Zuschauer. Denn auch die federten bei den meisten im fast ausverkauften Saal im Takt mit.…. Tosender Schlussapplaus für ein grandioses facettenreiches musikalisches Bild von Schottland… (Solinger Tageblatt)
  • …Young Scots: Leidenschaftlicher Auftritt mit Party-Lizenz …. Sie beeindruckten mit Spielfreude und technischer Perfektion: … schottische Nachwuchsmusiker sorgen für prächtige Stimmung im Apex … (Göttinger Tageblatt)

 Kurzinfos zu den Musikern:

Graham Mackenzie: Geige
Auszeichnungen/Titel/Nominierungen: Titel Up and Coming Artist of the Year bei den Scots Trad Music Awards 2018 mit der Band Assynt, Gewinner Scottish Fiddle Championships, 2 x Finalist beim BBC Radio 2 Young Folk Award sowie Finalist beim BBC Radio Scotland Young Traditional Musician of the Year Award;  nominiert als Composer of the Year 2016 und Gewinner des erstmalig stattfindenden Wettbewerbs (2007) Highland Young Musician of the Year
Projekte: Band ‚Assynt‘, Workshops, Geigenlehrer
Klangprobe: https://www.assyntmusic.com/video

Eilidh Cormack: Gesang
Auszeichnungen/Titel/ Nominierungen: Goldmedaille bei The Royal National Mòd, Gaelic Singer of the Year bei den MG ALBA Scots Trad Music Awards 2018
Projekte: Solo-Auftritte, Trio “Sian”, Zusammenarbeit mit Ged Grimes von Simple Minds für The Bard’s Tale IV, einem Xbox-Spiel.
Klangprobe: https://www.youtube.com/watch?v=cQZZ0syj4YY

David Shedden: Dudelsack
Auszeichnungen/Titel/Nominierungen: Gewinner Duncan Johnston Competition, The Captain John MacLellan Competition, ausgezeichnet mit der Glasgow Highland Club Medal, Finalist beim BBC Radio Scotland Young Traditional Musician of the Year Award
Projekte: Band Assynt, Solo- und Bandauftritte, Dudelsack-Workshops, Piping Instructor

Innes White: Gitarre
Auszeichnungen/Titel/Nominierungen: Gewinner BBC Radio 2 Young Folk Award mit dem Mischa MacPherson Trio in 2014, Nominierung als Musician of the Year bei den Scots Trad Music Awards.
Projekte: Band Assynt, Begleitgitarrist bei verschiedenen Formationen u.a. von Hannah Rarity, Siobhan Miller, Workshops

10.03.2023: MALADÉE

Maladée hatte die Männer im Griff

Chanteuse wurde in Lantershofen auf Händen getragen

Den fast perfekten Chanson-Abend erlebten mehr als 200 Besucher auf der Kleinkunstbühne im Lantershofener Winzerverein. Dort war am vergangenen Freitag Chanteuse Susanne Hayo in ihrer Rolle als Cabaret-Diva „Maladée“ zu Gast. „Oh, la la“, dürfte sich das Publikum gedacht haben, die charismatische Sängerin, die sich selbst als Göttin bezeichnete, schien ihre Paraderolle gefunden zu haben. Sie schlüpfte in immer neue Kostüme und spielte dabei das kleine Mädchen, dass davon träumt, einmal die großen Chansons dieser Welt präsentieren zu können. Aus dem träumenden Girl wurde mit zunehmender Dauer des Abends die selbstbewusste Entertainerin Maladée. „Voila, da bin isch“, so der Titel ihres zweistündigen Programms, in dem sie sich von Minute zu Minute selbst inszenierte. Es war die perfekte Mischung aus Chaos, Comedy und Cabarét, was Maladée auf die Bühne zauberte.

Zu keiner Zeit sicher vor Maladée war dabei das Publikum, manch ein Mann fand sich, ehe er sich umsah, auf der Bühne wieder, wo die Herren der Schöpfung die Diva sogar auf Händen trugen. Am Piano begleitet von Monsieur Le Mosch in Person von Markus Mosch präsentierte die Mischung aus Mata Hari und Mireille Mathieu eine Fülle von Chansons, dazwischen sprang sie immer wieder vom französischen Dialekt ins rheinländische und zitierte die „Omma“ aus Leverkusen mit recht skurrilen Lebensweisheiten. Überhaupt strapazierte Maladée mit immer neuen Fauxpas die Lachmuskeln des Publikums, bis sie am Ende sogar die eigene Beerdigung zu inszenieren wusste. Da schien sie längst größenwahnsinnig geworden zu sein.

Veranstaltungsankündigung

VOILA, DA BIN ISCH!

Maladée, ein Name wie ein Peitschenschlag. Die gefeierte Cabaret Diva ist eine brisante Mischung aus Mata Hari, Mireille Mathieu… und auch ein bisschen Lady Gaga. Mit einer Mischung aus Fragilität und Frivolität hebt sie die Entertainment-Branche komplett aus den Angeln.

„Es gibt im Leben allgemein viel zu wenig Glamour!“, meint die sendungsbewusste Chanteuse, ihres Zeichen Rampensau in dritter Generation und gibt sich dabei magnifique dramatique!

Nun heißt es: anschnallen, denn diese Show hat alles, was ein Grand Desastre braucht: Chaos, Comedy und Cabaret à la creme. Mit Leidenschaft und Hingabe versteht es die Primadonna, aus jeder Begebenheit ein Großereignis zu machen. Sie lässt keine Gelegenheit aus, großzügig ihre wertvollen Tipps in Sachen Sinnlichkeit, Glamour und Realitätsverdrängung zu verteilen.

Wer jetzt denkt, so viel Erotik kann nur ererbt sein, der irrt, denn Maladée’s Strahlkraft ist in erster Linie ein Resultat von Arbeit, Arbeit, Arbeit. Nicht nur für Maladée selbst. Auch ihr Publikum muss einiges leisten, um in den Genuss ihrer betörenden Stimme und anmutigen Darbietung zu kommen. Doch das Grande Desaster ist vorprogrammiert und so kann es passieren, dass ein Chanson zum sprichwörtlichen Drahtseilakt wird.

Turbulent. Berührend. Unberechenbar. Maladée!

11.02.2023: MATTHIAS REUTER

Pazifistische Hasen und die Atomstromgruppe „Glückspilz“

Kabarettist Matthias Reuter bot ein fulminantes Gastspiel

Mit dem Oberhausener Kabarettisten Matthias Reuter war am vergangenen Samstag ein Top-Künstler seiner Branche in Lantershofen zu Gast – auch wenn dieser dank mangelnder Fernsehpräsenz noch relativ unbekannt ist. Was Reuter allerdings singend an Flügel oder mit Westerngitarre sowie als Geschichtenerzähler aus seinen literarischen Werken auf die Bühne brachte, lockte die 120 Gäste im Winzerverein zu langen Ovationen. Reuter entpuppte sich als besonders vielseitiger Vertreter von Lyrik und Literatur. Immer wieder griff er dabei die Geschichten um seine Lieblingskassiererin im Supermarkt auf, wegen derer Performance an der Kasse, wo sie jeden Einkauf lautstark zu dokumentieren wusste, er fast täglich einkaufen ging. Die „Frau Schröder“ hatte es ihm – ganz nach dem Vorbild niederländischer Plauderkassen in Märkten – angetan.

Vor allem aber wußte Reuter musikalisch in seinem aktuellen Programm „Karrierefreies Wohnen“ zu gefallen. „Ich hab die ganze Zeit geübt“ so seine musikalische Antwort auf die Frage, was er denn in der Zeit der Corona-Pandemie so alles gemacht habe. Nun ist Reuter froh, wieder auf der Bühne stehen zu können, vor allem in der Grafschaft, wie er betonte: „Denn hier sind die Kulturzentren noch beheizt.“ Muss mal wieder irgendwo Energie eingespart werden und ist es kalt, weiß Reuter ein probates Gegenmittel und begibt sich in den öffentlichen Verkehr, denn: „Es ist nirgendwo so warm, wie im Bus“, was besonders im Sommer gelte. Reuter dokumentierte seine Vielseitigkeit, als er der Aufforderung eines Freundes, doch mal eine Fabel zu schreiben, folgte. So entstand die Rüstungsexportfabel vom pazifistischen Hasen, der alle seine Waldmitbewohner militärisch aufrüstete, sich selbst aber waffenfrei hielt. Überhaupt waren es die seltenen Themen, die der Musiker aufwarf. So kreierte er aus seinem Lieblingswort einen Lieblingssong namens „Kurzfristenergieversorgungssicherungsmaßnahmenverordnung“ und nahm mit dem Titel „Im kleinen Kraftwerk um die Ecke brennt noch Licht“ als Liedermacher der Atomstromgruppe „Glückspilz“ am Chanson-Wettbewerb der Atomlobby teil. Vergebene Liebesmüh waren dagegen Reuters Versuche, auf den Karnevalsbühnen Fuß zu fassen. Meist wurde er bei den Vorstellabenden schon bei der zweiten Strophe seines närrischen Beitrags „Es gibt keine Kölner im All“ auf die Straße gesetzt. In Lantershofen konnte er den Song wenigstens komplett vortragen. Da gefiel ihm dann das in Mönchengladbach verbreitete mehrsprachige Erklär-Werk, wie denn der rheinische Karneval zu funktionieren habe und wie nicht, besser. „Das ist alles ganz anders gemeint“, lautete der dazu passende „Karnevalserklärungsbroschürensong.“ Unterm Strich verblieb für Reuter vor allem eins: „Endlich wieder Kultur.“ Das Publikum dankte Matthias Reuter mit langem Applaus und war sich am Ende einig: „Einen solch tollen Kabarettisten haben wir noch selten erlebt.“

Veranstaltungsankündigung

Karrierefreies Wohnen

Manchmal wird ein Programmtitel zum Alltag. Als Matthias Reuter sein neues Kabarettprogramm „karrierefreies Wohnen“ nannte, ahnte er nicht, dass er das dann erstmal ein Jahr lang machen würde. Doch nicht nur für Inzidenzen gilt: wenn alles ständig eskaliert, ist es das Beste, man pausiert. Wo Medien, Politik und Mitmenschen zunehmend hysterischer werden, setzt Reuter auf Ruhe. Und Humor. Aber für beides braucht man Zeit. Und so beantwortet er die uralte schwedische Möbelverkäuferfrage „Wohnst Du noch oder lebst Du schon?“ mit dem Satz „Ich wohne. Um noch was vom Leben mitzukriegen.“ Je nach Nachbarschaft ist das ja auch schon Event genug. Karrierefreies Wohnen ist der Versuch, im vierten Stock am Boden zu bleiben, während gleichzeitig vor der Tür der ganz normale Wahnsinn patrouilliert: weltreisende Viren, wahlkämpfende Wichtigtuer, falsche Dachdecker und Polizisten, Plauderkassen im Supermarkt und Saugroboter mit Kosenamen. Und ständig die bange Frage: Ist Kabarett überhaupt noch systemrelevant? Reuter ist da optimistisch, denn der Mann von der Reinigung hat ihn neulich gefragt, wann er endlich mal wieder aufritt und seine Hemden und den Anzug vorbeibringt. Immerhin! Und so macht sich Matthias Reuter pflichtbewusst auf den Weg in die Kleinkunsttheater der Republik, um Klavier zu spielen, Geschichten zu lesen, Menschen zu unterhalten und seinen Anzug zu verschmutzen. Denn das geht wirklich nur auf der Bühne.

Matthias Reuter ist Autor und Musikkabarettist aus dem Ruhrgebiet. Er kann seit 2010 davon leben (sagt das Finanzamt). Bis 2070 muss er davon leben (sagt sein Rentenbescheid) Für seine Auftritte hat Reuter einige Kabarettpreise bekommen, zuletzt den Dresdner Satirepreis 2019, aber auch den Jurypreis von „Tegtmeiers Erben“ im Jahr 2011. Die CDs zu seinen Programmen sind im Kölner WortArt-Verlag erschienen. Das Kurzgeschichtenbuch „Rentnerfischen im Hallenbad“ erschien 2019 im Berliner Satyr-Verlag.

Pressezitate:

Am Klavier läuft Reuter zur Hochform auf. Romantisch, poppig, jazzig, rockig und fingerfertig bringt er den Steinway in Rage mit seinem NRW-Abi-Blues oder dem in Ruhrpott-Russisch gebellten Song, der ungeahnte Einblicke in eine Weltverschwörung russischer Hacker eröffnet, deren anonymes Haupt “die Doris” im Callcenter von O2 ist. (…) Lieber Humor und eine große Klappe, als einen Kleinen Waffenschein. Ja, warum nicht? (Badische Zeitung, 30.01.2020, Dorothee Philipp)

„Wer Roski mag, wird Reuter lieben.“ (Bonner Generalanzeiger, März 2016)