06.06.15: Markus Krebs

Kneipenwitze im Sekunden-Takt

Kulturlant: Comedian Markus Krebs trifft die Lachmuskeln des Publikums in Leimersdorf

20150607_markreb4Nach dem großen Andrang im vergangenen Jahr in Lantershofen hatte der Grafschafter Verein „Kulturlant“ Comedian Markus Krebs ein zweites Mal zur Vorstellung seines Programms „Hockerrocker“ eingeladen. Knapp 180 Gäste im Haus des Dorfes in Leimersdorf dürften sich dabei einen gehörigen Muskelkater im Bauch zugezogen haben. Irgendwie sprach der Duisburger Krebs nicht nur aus seinem Leben, sondern auch so manchem Gast aus der Seele. Krebs‘ Leben findet eigentlich in einer Duisburger Kneipe namens „Oase“ statt und eben über dieses Leben berichtet er in seinem zweiten Soloprogramm, mit dem er derzeit erfolgreich durch Deutschland tourt und dabei überall auf volle Hallen und Säle trifft. Markus Krebs ist damit nicht nur der ungekrönte König des Kneipenwitzes, er haut die meist kurzen Gags auch im Sekundentakt und zu Hunderten am Abend raus. Witze erzählen will gelernt sein, Krebs hat es drauf und verliert auch den roten Faden nicht, obwohl er immer wieder ausholt und die Charaktere um ihn herum ausgiebig zu beschreiben weiß, insbesondere die seines Kegelclubs „KC Udo zahlt alles“, die beim Kegeltour-Ziel zwischen der Reeperbahn und den Trombosetagen in Boppard wählen konnten.

Und zwischendurch fällt dann mal ein Gag, den man so gar nicht erwartet hätte. Wie die Frage des Richters in Grönland: „Angeklagter, wo waren Sie in der Nacht vom 18. November auf den 16. März?“ Spontane Tipps fürs Leben gab es ebenfalls: „Ich hab den Sternsingern den Müll mitgegeben, da war der auch weg.“ Oder: „Meiner schwangeren Frau habe ich geraten, frischen Orangensaft zu trinken, da gewöhnt man sich schon mal ans pressen.“

Zurück zum Kegelclub mit seiner Tour und Gags, die laut Krebs für eine „Gänsehautentzündung“ sorgten. Da gab es im Reeperbahn-Hotel erst einmal eine Tetanusspritze zur Begrüßung, Frühstück war dort ab 15 Uhr erhältlich. Zwischendurch gab es aber auch Zitate aus Krebs‘ neuem Heimatroman „Zu Hause ist, wo der Schlüssel passt.“ Aus seinem ersten Bühnenprogramm mit in die aktuelle Hockerrocker-Show gerettet hat sich zudem sein Kumpel, der „Vollpfosten“, der jetzt im Knast sitzt, weil er Reinigungs-CD’s gebrannt hat. Er mußte für so manchen Gag herhalten, zumal er feststellte: „Wenn man sein Ohr ganz leicht auf eine heiße Herdplatte drückt, kann man riechen, wie blöd man ist.“ Obwohl der Vollpfosten sich ja eigentlich nur von „Ping-Gerichten“ ernährt, also aus der Mikrowelle.

Sollte die Kneipe einmal als Witz-Reservoir versagen, hat der Hocker-Rocker schon eine neue Quelle aufgetan: das Publikum wird um seine Lieblingswitze gebeten, die werden Teil des Programms und bewertet. In Leimersdorf „J.J.J. aus Fritzdorf“, dem das Publikum den meisten Applaus für seinen Witz spendete. Immerhin gab es als Preis eine DVD mit dem Programm von Markus Krebs.

10.05.15: Gerda & Walter

Herrliche Dialoge von Gerda und Walter

Rheinhessisches Theater bei Kulturlant in Lantershofen begeisterte

Mit Stützstrümpfen und Strohhut: Gerda und Walter nach ihrer Rückkehr vom Billigflug-Urlaub in Lissabon. Foto: Gausmann.
Mit Stützstrümpfen und Strohhut: Gerda und Walter nach ihrer Rückkehr vom Billigflug-Urlaub in Lissabon. Foto: Gausmann.

„Sie werden heute Abend sehen, wie es bei einem typischen rheinland-pfälzischen Ehepaar zugeht. Haben Sie eigentlich von zuhause nicht genug davon?“ Worte, mit denen der Musiker Frank Golischewski am Sonntagabend das Publikum im ausverkauften Saal des Lantershofener Winzervereins begrüßte. Dort stand Theater auf dem Spielplan, eingeladen hatte der Verein Kulturlant. Golischweski Rolle war die des Radios in der Wohnung von Gerda und Walter, eben jenem typischen Ehepaar, das sich in jeder erdenklichen Situation „kabbelte“, jede Mücke zum Elefanten werden ließ, wobei herrliche Dialoge entstanden. Durch den rheinland-pfälzischen Sender SWR4 bekannt geworden, treten Gerda und Walter rund ein Dutzend Mal pro Jahr auf Bühnen im Land auf. Hinter „Walter“ steckte der Mainzer Karnevalist Norbert Roth, aus dessen Feder die Sketche des Duos stammen, „Gerda“ wurde verkörpert von der Schauspielerin und Kabarettistin Alice Hoffmann, die einem breiten Publikum durch die Rolle der „Hilde“ in der TV-Serie „Familie Heinz Becker“ bekannt wurde.

Die Bühne im Lantershofener Winzerverein war am Sonntag zur kleinen Wohnung umfunktioniert. Esstisch mit Stühlen, Fernsehecke mit Sessel, Bügelbrett und altes Radio, es fehlte an nichts, als Gerda und Walter zur ersten Szene am Frühstückstisch Platz nahmen und das Gejammere über viel zu trockene Brötchen und allzu heißen Kaffee seinen Lauf nahm. Dass sich der Prokurist in Rente und die gelernte Schuhverkäuferin nach 40 Ehejahren nichts mehr zu sagen hätten, war beileibe nicht der Fall. Dass sie allerdings immer noch aneinander vorbeiredeten, sorgte bei den gut 200 Gästen im Lantershofener Saal für andauernde Lachsalven. Auf der einen Seite Gerda, die neunmalklug immer wieder Fremdwörter durcheinander wirbelte, auf der anderen Seite der gelehrige Walter, dessen stete Korrekturversuche meistens ins Leere führten. Und wenn er dann einmal romantisch wurde und seiner Gerda eine Rose schenkte, vermutete die dahinter gleich ein schlechtes Gewissen beim Ehemann.

Aber Gerda verstand es auch hervorragend, den Spieß gegen den scheinbar intellektuell überlegenen Ehemann zu drehen. Beispielsweise, als dieser in viel zu enger Hose aus dem Haus gehen wollte und auf Ansprache hin feststellte: „Die Hose spannt nicht, sie sitzt. Wenn ich stehe. Es ist halt eine Stehhose.“ So richtig wurde das nichts mit dem rausreden, da nutzte auch die Aussage, das Alter einer Hose spiele im Gegensatz zum Alter eine Frau keine Rolle, wenig. Wenn Walter sich nicht mehr zu helfen wußte, beendete er den Dialog eben mit einem „Basta.“ Und das hätte bei so manch einem der Dialoge machen können, tat es aber nicht. Also wurde herrlich weiter gestritten. Über den Unterschied zwischen einer Beutelsuppe und einem Klavierkonzert beispielsweise. Oder aber über die Bedeutung des englischen Begriffs „Lucky Looser“, den Walter so lange zerredete, bis er darin einen russischen Dialekt als Übersetzung für Terpentin gefunden hatte. In einem aber waren sich Gerda und Walter bei all ihren Streitigkeiten einig: ewig geht das nicht so weiter, in 50 Jahren ist alles vorbei. Mit dieser Weisheit wollten sie sich nach zwei Stunden vom Lantershofener Publikum verabschieden, dass sie aber nicht ohne Zugaben von der Bühne gehen ließ.

Beide Schauspieler waren im Übrigen bemüht, den Rheinländern aus dem Ahrkreis nicht allzu viele Vokabeln aus dem Rheinhessischen oder dem Saarland „zuzumuten.“ So betätigte sich Walter gerne als Übersetzer, schob beispielsweise der „Gonsemer Kerb“ die Übersetzung „Gonsenheimer Kirchweih“ nach. Strikt an den Text wurde sich also nicht gehalten.

25.04.15: Wildes Holz

Von Elektropop bis Mozart

Mit „Wildes Holz“ präsentierte sich ein ungewöhnliches Trio bei Kulturlant

„Wissen sie, auf was sie sich eingelassen haben?“ Die Frage von Marcus Conrads hatte irgendetwas Bedrohliches im Unterton. Möglicherweise stelle sie der Bassist des Trios „Wildes Holz“ zu Beginn des Konzerts am vergangenen Samstag bei Kulturlant in Lantershofen auch nicht umsonst. Der erste Blick aufs Plakat konnte den Eindruck erwecken, es werde ein ruhiger, von klassischer Abend Musik geprägter Abend: drei Herren im schwarzen Anzug mit verschiedenen Holzinstrumenten. Kammermusik? Weit gefehlt. Was „Wildes Holz“ am Samstag in Lantershofen boten, war ein musikalisches Spektakel, dass in keine der gängigen Schubladen passt. „Es ist unsere Mission, die Blockflöte vom Ruf eines Kinderspielzeugs zu befreien“, hatte Flötist Tobias Reisige einmal gesagt. Eine Mission, die scheinbar das Lebenswerk des Trios, dass sich vor 18 Jahren an der Musikhochschule kennenlernte und seither zusammen musiziert, darstellt.

Was Reisige, Conrads und Gitarrist Anto Karaula ihren Instrumenten abverlangten und was diese ihnen zurückgaben, verdiente schon das Prädikat „unglaublich.“ Reisige hatte alleine 18 verschiedene Flöten im Gepäck, von der nur wenige Zentimeter langen Mini-Blockflöte bis hin zur mannshohen Kontrabass-Blockflöte, die sogar den 1,90-Meter-Mann überragte. Seine Flöten beherrschte er perfekt und mit einer Präzision, die das Publikum im ausverkauften Lantershofener Winzerverein immer wieder erstaunen ließ.

Schon die Besetzung des Trios mit Flöten, Kontrabass und Gitarre war ungewöhnlich. Gleiches galt für das Repertoire, dass Wildes Holz auf die Bühne brachten. Der musikalische Bogen reichte von Klassik bis Rock, vom Kinderlied bis zu Elektropop. Viele Stücke entstammten der Feder der drei Musiker. Sie präsentieren derzeit bei ihrer Deutschlandtour neue „Holz-Musik“, die es auf CD gepresst noch gar nicht zu kaufen gibt. Auch das ist ungewöhnlich, ist eine solche Tour doch eigentlich die Promotion fürs neueste Werk. „Astrein“ heißt die aktuelle CD und auch die Tour und dieser Titel fehlte natürlich nicht. Für ihre ungewöhnliche Musik haben sich die drei ebenso aussergewöhnliche Titel einfallen lassen, die sie immer mit irgendwelchen Begebenheiten zu verbinden wußten. „Moretti Swing“ zum Beispiel, das einer italienischen Biermarke gewidmet ist. „Dem einzigen Bier, das warm besser schmeckt, als kalt“, erklärte Reisige. Er hatte einige solcher Erklärungen auf Lager. „Ernte 14“ heißt das Stück, dass einer riesigen Waldarbeitermaschine gewidmet wurde, nachdem das Trio mal auf einer Waldbaumesse gespielt hatte. „Madera Salvaje“ lässt sich da schon einfacher erklären. Das ist nämlich spanisch und heißt nichts anderes, als „Wildes Holz.“

Gut die Hälfte der vorgetragenen Melodien waren Eigenkompositionen, der Rest mehr oder weniger bekannte Melodien anderer Künstler, die trotz der ungewöhnlichen Besetzung einen hohen Wiedererkennungswert hatten. „Pathétique“ von Ludwig van Beethoven in der „Bearbeitung für drei einfache Holzinstrumente“ zum Beispiel. „Badinerie heißt bei uns einfach nur Mozart 40“, erklärte Reisige. An einer Schule hatte ein Kind einmal diese Melodie erkannt, allerdings nur, weil es das Lied als Klingelton unter dem Namen „Mozart 40“ auf seinem Handy hatte. „Das Blöde ist nur, dass das Stück von Bach stammt“, so Tobias Reisige.

Nach weit mehr als zwei Stunden wussten schließlich alle Besucher im Lantershofener Saal, worauf sie sich eingelassen hatten und waren restlos begeistert. Mit stehenden Ovationen wurden Wildes Holz aufgefordert, Zugaben zu geben. Und auch die konnten ungewöhnlicher nicht sein. Elektropop aus den 1980er Jahren mit dem Kraftwerk-Stück „Das Model“ folgte der AC/DC-Klassiker „Highway to hell.“ Ganz am Schluss griff Tobias Reisige dann zur giftgrünen Ein-Euro-Plastik-Blockflöte aus asiatischer Massenproduktion, um auch dieser perfekte Klänge zu entlocken, nämlich die Titelmelodie der Verfilmungen des Astrid Lindgren-Klassikers „Pippi Langstrumpf.“

14.03.15: „Thekentratsch“

„Ommas“ im Supermarkt sind lebende Bremspoller

Niederrhein-Duo „Thekentratsch“ begeisterte in Lantershofen

Da waren sie wieder: Heike Becker und Kerstin Saddeler-Sierp vom Comedy-Duo Thekentratsch. Zum zweiten Mal hatte der Grafschafter Verein Kulturlant das preisgekrönte Niederrhein-Duo in die Grafschaft gelockt, dieses Mal mit ihrem neuen Programm „Immer auf den letzten Drücker.“ Dabei blieben die beiden ihrer Linie treu und präsentierten eine tolle Sketchparade. Die Männer im seit Wochen ausverkauften Lantershofener Winzersaal bekamen während des zweistündigen Programms in schöner Regelmäßigkeit ihr Fett weg, aber auch mit Selbstironie sparten Thekentratsch nicht.

Wenn also zur besten Schlafenszeit am frühen Samstagmorgen die Mama anruft, und das in schöner Regelmäßigkeit, nervt das schon. Setzt sie sich dann samt ihres Freundes- und Verwandtenkreises noch dafür ein, die schwer an den Mann zu bringende „mit-48-immer-noch-Single-Tochter“ per Internet-Partnervermittlung zu verkuppeln, was im Gespräch aber nur scheibchenweise rüberkommt, ist das ein Sketch mit Lachgarantie. Und so grölten auch in Lantershofen die Leute vor Freude. Erst recht, als sich „die Becker und Frau Sierp“ mit ihren Rollatoren über die Bühne scheuchten, um auf den alltäglichen Wahnsinn im Supermarkt aufmerksam zu machen. „Dat ist der Vorläufer vom Flashmob, da fahren immer 60 bis 70 Ommas umher und gucken dir in den Einkaufswagen. Ich glaub, die Geschäftsleitung setzt die als getarnte Bremspoller ein, damit du mehr kaufst“, so die Analyse von Thekentrasch, vorgetragen im besten Niederrhein-Zungenschlag. Dargestellte Szenen, die schon an die Substanz gingen, und so freuten sich die Protagonistinnen des Abends auch über ihr Wellness-Wochenende. In Oer-Erkenschwick. Natürlich vom eigenen Mann gebucht. Weil in Herne nichts mehr frei war!

Mit herzerfrischen Dialogen und unterwarteten Pointen sorgten Thekentratsch so für einen Lacher nach dem anderen. Der Name des Duos ist Programm, sind deren Sketche doch teilweise in der Kneipe von Kerstin Saddeler-Sierp in Dinslaken entstanden. Stellte Saddeler-Sierp den eher ruhigen Part dar, war ihre kongeniale Partnerin Heike Becker ein steter Wirbelwind, der mächtig auszuteilen, aber ebenso wenig einzustecken wußte. Sie ist ein wahres schauspielerisches Naturtalent, die wie keine andere durch Ihre einzigartige Mimik das Publikum in Ihren Bann zieht. Beim „Liebeslieb für Kalles Laster“ oder dem Song „Bombe“ wurde das besonders deutlich. Mit letzterem war sie eigentlich genötigt worden, ihre Aggressionen im Straßenverkehr abzubauen. Denkste. Der Refrain „ich wär so gern gewaltfrei“ wurde immer wieder vom Inhalt der Strophen überdeckt. „Ich möchte ihm auf die Omme hauen…“ Dabei wies Heike Becker durchgängig auf so manch männliches Emotions-Navigationsproblem hin, suchte sich aber dennoch ihren „Heinz“ im Publikum aus, obwohl doch zu Hause der „Feierabend-Autist“ auf der Couch liegt. „Der ist ein ruhiger und leicht in der Pflege“, so die Erkenntnis.

Ein Thema fehlte bei den beide natürlich nicht: das Gewichtsproblem. Den Abnehm- und Diätwahn versteckten sie in zahlreichen ihrer Sketche, das zog sich wie ein roter Faden durch den Abend. Da war es doch recht wohltuend, als Heike Becker die Ergebnisse ihrer Form von Cross-Cooking erläuterte: Currywurst, Pommes und ein Dönerberg.

06.03.15: Purple Schulz

Lieder zum Lachen und Lieder zum Weinen

Purple Schulz präsentierte in Lantershofen ein anspruchsvolles Konzert

„Purple Schulz“, Kölner Sänger und Liedermacher, war am vergangenen Freitagabend zu Gast bei Kulturlant in der Grafschaft. Gemeinsam mit seinem Begleiter “Der Schrader“ bot er im Winzerverein Lantershofen ein beinahe dreistündiges Konzert, das einen musikalischen Querschnitt durch sein mehr als 30-jähriges musikalisches Schaffenswerk aufzeigte. Natürlich waren sie dabei alle zu hören, die Hits, die Purple Schulz in den 1980er Jahren prägten, und das waren beileibe nicht wenige. „Ich hatte eigentlich nur noch „Verliebte Jungs“ und „Sehnsucht“ im Hinterkopf, aber das es doch so viele Hits waren, hätte ich nicht gedacht“, drückte ein Konzertbesucher am Freitagabend in Lantershofen aus, was wohl viele der gut 150 Besucher im Winzerverein gedacht haben mögen. Mit Schulz trat dort einer der Deutsch-Pop-Sänger aus den 1980er Jahren auf, die seinerzeit kurz nach den Blödeltexten der Neuen Deutschen Welle die Hitparaden eroberten. Damals füllte Purple Schulz riesige Hallen und räumte Preise wie die „Goldene Europa“ ab. „Darauf habe ich längst keinen Bock mehr“, gab er gegenüber den Veranstaltern vom Verein Kulturlant e.V. zu. Kleine Säle und dabei ganz nah am Publikum sein, dass macht dem Kölner Sänger und Entertainer heute Spaß. Und darum war er auch nach Lantershofen gekommen.

Dort waren es beileibe nicht nur die bekannten Gassenhauer, mit denen Schulz das sangesfreudige Publikum zu unterhalten wußte. „Es wird ein Drei-Gang-Menue werden heute Abend“, war die klare Ansage. Das bedeutete zunächst einen Einblick in sein aktuelles Werk „So und nicht anders“, dem ersten gemeinsam Werk von Schulz und seiner Frau nach mehr als 25 Ehejahren.

Im Saal des Winzervereins war es beinahe stockdunkel, als sich „Purple“, wie ihn all seine Freunde nennen, singend leise singend den Weg durchs Publikum auf die Bühne bahnte. „Ich hab Feuer gemacht“ erzählte vom Werdegang des kleinen Kindes hin zum Erwachsenen. „Geh deinen eigenen Weg“ wollte Schulz ausdrücken, verdeutlicht durch Verse, wie „Visionen sind wichtig, Träume sind gut. Spinnen ist richtig, verrückt sein braucht Mut.“ Gleich mit dem ersten Titel hatten Schulz und Schrader das Publikum auf ihrer Seite. In der Folge ließen sie kaum ein aktuelles Thema aus. Sei es die Alzheimer-Erkrankung des Vaters im Lied „Fragezeichen“ oder aber die aktuelle Religionsdebatte mit all ihren Folgen. Sei es die Gratwanderung zwischen Normalität und Wahnsinn in „Die dünne Wand“ oder aber der veräppelnde Aufarbeitung der Ernährungs- und Gesundheitswelle, die aus Metzgereien Bioläden werden lässt: „Ich wollt doch nur Aufschnitt nehmen und nicht diese Tofu-Creme.“

Im zweiten Gang des Menüs kamen dann die auf ihre Kosten, die Schulz aus den 1980er-Jahren kannten. „Verliebte Jungs“, „Du hast mir gerade noch gefehlt“, „Sehnsucht“ oder „Kleine Seen“, da wurden Erinnerungen wach. Klar fehlt auch der Schrei, der Schulz berühmt machte, nicht: „Ich will raus.“ Und ebenso klar, dass ein Kölner nicht am Thema Nummer eins seiner Stadt, dem Karneval, vorbeikommt, auch wenn er dort nicht auftritt. Seine Persiflage auf das jecke Treiben aber kam an, der Saal stimmte lauthals ins „Kölle Alaaf“ ein. Da war das Duo schon längst beim dritten Gang seines Menüs, dass mit einem ernsten Thema endete. Im Stück „Der letzte Koffer“ hat der Künstler das Thema „Tod und Abschied nehmen“ in Gedenken an seinen Freund Fritz Roth aus Köln verarbeitet. Am Ende: Frenetischer Applaus und stehende Ovationen. Nicht nur für Purple Schulz, sondern auch für dessen genialen musikalischen Partner „Schrader“, der großen Anteil am Erfolg des Abends hatte. Auch Schrader ist hochdekoriert, komponiert und co-produziert beispielsweise mit Guildo Horn & den Orthopädischen Strümpfe, mit denen er am Grand Prix d’Eurovision ’98 in Birmingham teilnahm. „ECHO“, die „goldene Stimmgabel“ und den „Viva-Comet“, als das hat er in der Vitrine stehen. Zurecht, so das Publikum in Lantershofen.

15.01.15: Hennes Bender

Das Entkleiden gelang selbstständig

Comedian Hennes Bender präsentierte sich in Lantershofen in Bestform

Mit dem Gastspiel „klein/laut“ des TV-bekannten Comedian Hennes Bender hat der Verein Kulturlant e.V. am Donnerstag seine Comedyreihe im Lantershofener Winzerverein fortgesetzt. Gut 150 Gäste wollten dabei hören, was Bender, den sein Comedy-Kumpel Jochen Malmsheimer als das „Cornichon des deutschen Kabaretts“ tituliert, zu sagen hat. Bender brachte das Publikum dabei zu einem Dauergrinsen. Kein Wunder, wenn der 1,62-Mann mit den Worten „Früher, als ich klein war…“, beginnt. Denn klein ist er heute noch, sogar noch kleiner, als vor ein paar Jahren. Da war es noch 1,63 Meter. „Andere Körperteile wachsen im Alter“, wußte Bender zu berichten. Aber: „warum werden die Ohren größer und ich höre trotzdem immer schlechter.“

Bender gab sich in Lantershofen keineswegs kleinlaut, er war gewohnt klein und laut, wenn auch nicht mehr so laut, wie in früheren Programmen. Ist auch kein Wunder, er ist ja schon 47 und regt sich nicht mehr über alles auf. „Das ist ein Art resignative Reife“, so die Selbstdiagnose. Zudem habe man sich in diesem Alter auch zu benehmen, wie ein 47-jähriger. Aber was heißt das und woher soll er das wissen. Bender war ja vorher noch nie 47. Sprach es, und zeigte dem Publikum stolz die Verpackung seines Reisegepäcks: ein Rollkoffer im Design des tollpatschigen Robotors R2D2 aus der Kult-Serie „Stars-Wars.“ Ja, Bender ist auch heute noch durch und durch Star-Wars-Fan. Aber dazu später mehr.

Der „König der Stand-up-Comedy“ machte sich erst einmal ein Bild: von Lantershofen, der Grafschaft, der Weingegend und von seinem Publikum, mit dem er den ganzen Abend über köstlich zu kommunizieren wußte. Dabei setzte er zu einem Rundumschlag über seine Wahrnehmungen in der realen und der virtuellen Welt um. Kaum ein Thema, dass nicht zur Sprache kam. Oberflächlichkeit konnte man ihm dennoch nicht vorwerfen. Wenn es was zu nörgeln gab, dann auch bitte detailliert. So schaute er früher gerne Fernsehen, bis zu jener ominösen Verkaufsshow, in der die Fernsehverkäuferin den Brotkasten mit den Worten „Viel Spaß beim Brotaufbewahren“ anpries. Seither ist bei Benders in Bochum die Mattscheibe schwarz. „Wenn Werbung nervt, boykottiere ich die Produkte“, machte der Comedian klar. Soll heißen: er ißt kein Müsli von Saitenbacher. Und wenn die Windschutzscheibe kaputt ist und ein Schneesturm tobt – zu Carglass fährt er trotzdem auf keinen Fall. Ein wenig politisch wurde es auch, da ging es in Richtung von Verteidigungsministerin von der Leyen (die Waffen der Bundeswehr sind Restbestände von Yps), gegen oberflächliche Aussagen der Bundeskanzlerin und natürlich zu Peer Steinbrücks „Was-Wäre-Wenn“ Spruch „Hätte, hätte Fahrradkette.“ So manch einer bekam sein Fett weg, nur für Papst Franziskus fand Bender lobende Worte: „Er sagt Sachen, die hat noch nie ein Papst gesagt.“ Dafür aber widmete er dem „Grafen“, also dem Sänger der Band „Unheilig“ für dessen Erfindung des Beerdigungs-Pop eine Hommage.

Mehr als zwei Stunden plauderte Hennes Bender in Lantershofen, zumeist in rasender Geschwindigkeit. Wer zu lange lachte, hatte schon wieder einen Gag verpasst. Kultig wurde es dann bei den beiden Zugaben, wo er zunächst im SpongeBob Schwammkopf-Kostüm auflief. Bender wird vielfach mit dem deutschen Synchronsprecher Santiago Ziesmer verwechselt, der den Spongebob fürs deutsche Fernsehen spricht. Bender hat die Quietsch-Stimme aber auch drauf, an der Nummer kommt er in keiner seiner Shows vorbei. Am Ende gab es dann auch noch einen Strip zu Joe Cockers Musik „You can leave your hat on.“ Kein normaler Strip, denn Bender entblätterte sich zu Disco-Nebel und Light-Show aus einem Star-Wars-Kostüm, und zwar bis aufs Blech. Auslöser der Nummer war vielleicht sein Befund aus dem letzten Gesundheits-Check-Up, in dem der Arzt notiert hatte: „Das Entkleiden gelingt selbstständig.“

10.01.15: Jazz ohne Stress

Jazz kann unheimlich spannend sein

Mehr als 250 Musikfans erlebten in Lantershofen hochklassige Konzerte

Bereits zum 11. Mal fand am vergangenen Wochenende die Konzertreihe „Jazz ohne Stress“ statt. Nach einem Ausweichjahr in Dernau war der Wahl-Essenener Jonas Röser dieses Mal zurück in seinen Heimatort Lantershofen gekehrt, präsentiert wurden die beiden Jazzabende im Saal des Winzervereins erstmals vom Verein Kulturlant e.V. Hinter „Jazz ohne Stress“ steckt die Idee, bei guter Musik und einem Glas Wein oder Bier einmal komplett abschalten zu können.

Dabei war es in der Vergangenheit stets die Veränderung bei der Zusammenstellung der Musiker, welche Jonas Röser von einem Jahr zum nächsten um sich scharrte, die immer wieder für neue musikalische Überraschungen sorgte. Genau darauf hat Saxofonist Röser in diesem Jahr zumindest im ersten Teil des Konzertes verzichtet. Die Besetzung mit ihm am Altsaxophon, Caspar van Meel am Kontrabass und Schlagzeuger Dominic Brosowski entsprach exakt der Vorjahresformation. Die drei treten inzwischen immer wieder unter dem Bandnamen „Tricycle“ auf. „Das hat viele Vorteile“, so Röser, der weiter erläuterte: „Wir haben Tricycle aus unserem ehemaligen Quartett formiert. In dieser Besetzung können wir gelebte Kunst zeigen. Wir leben alle in Essen und können regelmäßig zusammen proben, unsere eigene Musik gestalten und dabei ein sehr hohes Niveau erreichen.“

Dass die drei perfekt eingespielt waren und dabei sprichwörtlich blind miteinander musizieren können, kam beim äußerst jazzkundigen Publikum in Lantershofen sehr gut an. Es war ein musikalisch recht ruhig und entspannend präsentierter erster Teil. Eigenkompositionen, wie der erst vor wenigen Tagen entstandene Klagegesang „Johnny’s Lament“ mit Elementen der Groovemusik in Anlehnung an die Popkultur fanden ebenso viel Beifall, wie ideenreiche Covermusiken. Beispielhaft war hier das Arrangement Caspar van Meel‘s zum Nirvana-Hit „Come as you are.“

Im zweiten Konzertteil wurde es enger auf der Bühne, aus dem Trio war nun ein Sextett geworden. Pianist Lukasz Flakos hatte Platz genommen, dazu gesellten sich die Geschwister Marion Wichterich und Michael Feist. Die beiden kommen aus dem niedersächsischen Städtchen Dassel. Der Zufall führte sie mit Tricycle zusammen, man hatte sich am Rande des Jazzfestivals in Marienthal im Ahrtal kennengelernt. „Das war eine total spannende Zusammenarbeit“, berichtete Jonas Röser. Die Musik von Marion Wichterich und Michael Feist wurde auf ihre Essener Musikerkollegen abgestimmt und von diesen so bearbeitet, dass sie gemeinsam zu Gehör gebracht werden konnte. Dabei trafen kreative Improvisationen auf ehrliche Grundfeste des Songwriting. Denn die Geschwister schreiben Musik, die direkt aus dem Bauch ins Herz trifft. Die Lieder, die sich stilistisch zwischen Country, Blues, Jazz, Rock und Funk bewegen, handelten von den großen Gefühlen, die die Welt bewegen. Liebe und Hass, Freude und Not, Verzweiflung und Hoffnung fanden Ausdruck im rohen, erdigen Sound der beiden. Es wurde musikalisch nun lebhafter, wofür nicht zuletzt Sängerin Marion Wichterich mit ihrer markant soulhaften Stimme verantwortlich war. Songs wie „Conclusion“ oder „Not at all“ sorgten zumindest für ein Wippen mit den Füßen beim Publikum, dass mit zunehmender Konzertdauer immer mehr mitging und sich von den Musikern begeistern ließ. Am Ende waren dann mehr als drei stressfreie Stunden vergangen, die den Jazzfreunden ein sichtlich großes Vergnügen bereitet hatten.

12.12.14: Winterjeck

Auf Weihnachtslieder geschunkelt

Bei Winterjeck stimmte die Mischung zwischen Weihnachten und Karneval

Das ist nicht leicht für den echten Rheinländer: kaum hat am lange ersehnten 11. im 11. die neue Karnevalssession begonnen, muss diese auch schon wieder abrupt unterbrochen werden, weil das Weihnachtsfest mit der vorgeschalteten Adventszeit vor der Tür steht. Manch eine der einschlägigen Karnevalsbands tauscht dann die Narrenkappe mit Rauschebart und der roten Zipfelmütze. „Kölsche Weihnacht“ ist seit Jahren ein Renner der Vorweihnachts-Veranstaltungen. In Lantershofen waren es am Freitag rund 100 Gäste, die sich auf Einladung des Vereins Kulturlant eine Show namens „Winterjeck“ anschauten. Die wurde präsentiert vom kölschen Trio „Joker Colonia“, dass seit einigen Jahren die Mischung aus Weihnachten und Karneval vollzieht. Das heißt dann im Untertitel „Christelowend.“ Die Band mit Marcel Feger, Patrik Reichwein und Hebby Keulerz macht eigentlich im Karneval ihr Ding, kann aber auch besinnlich. In der Mischung sah dies am Freitag in Lantershofen so aus: Joker Colonia spielte Weihnachtsmusik und das Publikum im Saal des Winzervereins schunkelte dazu.

Kaum hatten Joker Colonia mit der Präsentation ihrer kölsch-weihnachtlichen Songs begonnen, tauchte ein überproportioniertes Engelchen auf. Hinter dessen Flügeln verbarg sich Comedian Kai Kramosta, der nicht zum ersten Mal im Lantershofener Saal zu sehen war, erstmals aber in diesem Outfit. Kramosta sah zwar so aus, mit Weihnachten hat der Kölner Büttenredner aber nicht viel am Hut. Da sind eher derbe Sprüche gefragt, und wer in vorderster Reihe sitzt, muss sich nicht wundern, wenn er in der Show ungewollt auch eine Rolle spielt. Kramosta trat gar nicht erst auf die Bühne, sondern spielte davor und spielte vor allem mit dem Publikum. Auf die kaputte Strumpfhose des Engelskostüms angesprochen, meinte er nur: „Wo der Wellensittich tot ist, kann der Käfig ruhig offen stehen.“ Auch so manch Prominenter bekam sein Fett weg: „Wenn Conchita Wurst alleine in der Sauna sitzt, ist es schon eine gemischte Sauna.“ Gut zu wissen. War er zunächst noch ein Engelchen, trat Kramosta später in die Rolle des Eifelhandwerkers, die ihm auf den Leib geschneidert schien. In bestem Pellenzer Dialekt – der Comedian kommt aus dem Eifelort Nickenich – zog er über alles und jeden her. Das Publikum bog sich vor Lachen, auch wenn es selbst Zielscheibe Kramostas war.

Es war aber auch richtig weihnachtlich bei Winterjeck, dafür sorgte Sängerin Sarah Lutze. Die begeisterte Hobby-Sängerin war einst im Kölner Jugendchor St. Stephan aktiv, der für sein Engagement im Karneval bekannt ist. Im glitzernden Kleid gab Sarah Lutze der Veranstaltung des Weihnachtstouch, sang kölsche, deutsche und auch internationale Weihnachtslieder und regte das Publikum an, mitzusingen. Die Mischung aus Karneval und Weihnachten stimmte auf jeden Fall bei Winterjeck, auch wenn es am Ende das „Jecke“ überwog. Denn Joker Colonia durften sich erst nach vier Zugaben von der Bühne verabschieden, da mussten sie zwangsläufig auf ihr karnevalistisches Repertoire zurückgreifen.

Mit der Show Winterjeck feierte Kulturlant Geburtstag. Der Kulturverein war auf den Tag genau ein Jahr vor der Christelowend-Show gegründet worden und hat seither 13 Kulturveranstaltungen in der Grafschaft ausgerichtet. Das neue Jahr beginnt für den Verein mit der Doppelveranstaltung „Jazz ohne Stress“ am 9. und 10. Januar, ehe am 15. Januar Comedian Hennes Bender sein aktuelles Programm „klein/laut“ in Lantershofen präsentiert. Für beide Veranstaltungen sind noch Karten erhältlich.

23.11.14: Stingchronicity

„De Do Do Do De Da Da Da“

Stingchronicity sorgten in Lantershofen für ein ausverkauftes Haus und allerbeste Laune

Knapp zehn Jahre lang war die britische Band „The Police“ eine der tonangebenden Musikgruppen, die in den späten 1970er- und frühen 1980er-Jahren die Pop-Rock-Musik entscheidend beeinflusste. The Police gelten als die erfolgreichste Rockformation der Post-Punk- und New Wave-Bewegung. Anfangs vom Reggae und Ska inspiriert, experimentierte das Trio später auch mit Elementen von Weltmusik und Jazz. Markantes Erkennungsmerkmal der Band: die Stimme ihres Sängers „Sting“, der in den 1980er Jahren auch als Solomusiker zu Weltruhm kam.
Genau diese markante Stimme ist auch Stephan Maria Glöckner zu Eigen. Der Musiker aus dem Ahrtal coverte schon vor vielen Jahren die Musik von Sting und The Police. Jetzt hat Glöckner ein neues Bandprojekt ins Leben gerufen, dass sich noch intensiver mit der Musik der Briten befasst: „Stingchronicity.“ Die vierköpfige Formation lässt das Werk von Sting aufleben, die beinahe identische Stimme Glöckners mobilisiert die Fans. Wie am Samstagabend, als Stingchronicity in Lantershofen im ausverkauften Winzerverein gut zweieinhalb Stunden das Publikum zu begeistern wußten. Der Grafschafter Verein Kulturlant hatte eingeladen.

Hit an Hit hatten Sting und The Police produziert. Alleine vier der fünf Studioalben von The Police belegten in den britischen Hitparaden Platz eins. Kein Wunder, dass von der Bühne herab ein Gassenhauer nach dem anderen zu hören war. Schnell war der Funke zum Publikum übergesprungen, dass begeistert mitmachte und sich textsicher präsentierte. Hits wie „Roxanne“, „Message in a bottle“, „So lonely“ und natürlich „De Do Do Do De Da Da Da“ wurden begeistert mitgesungen. Und auch, als es bei den Sting-Stücken wie „Englishman in New York“, „Russians“ oder „Fields of gold“ musikalisch etwas ruhiger wurde, tat dies der Stimmung keinen Abbruch. Im Gegenteil, die Band wurde frenetisch gefeiert. Kein Wunder, brachten sie die Musik doch mit hoher Professionalität und Perfektion zu Gehör.

Neben Frontmann Stephan Maria Glöckner zu hören waren der studierte Jazz-Gitarrist Thomas Schmittiger, der bisher unter anderem in Bands wie Triowabohu oder der Frank Zappa Cover Band „Grandsheiks“ sein Können unter Beweis stellte. Achim Klein spielte E- und Kontrabass, auch er ist im Jazz zu Hause. Michael Wilsberg bewies dazu, dass er Schlagzeuger aus Leidenschaft ist. Souverän stellte er die rhythmische Basis. Und sang ganz nebenbei die Backings.

Zum Auftakt des Konzertabends gab der erst 18-jährige Silvan Dünker einen Einblick in sein musikalisches Schaffen. Der junge Musiker aus Ahrweiler, der sich in der Songwriter-Tradition von Philipp Poisel und Clueso beheimatet sieht, präsentierte selbstkomponierte Stücke, die vom Alltag junger Erwachsener und deren Ansichten handelten. „Das hätte ich mich mit 18 nicht getraut“, war auch Stephan Maria Glöckner vom Auftritt Silvan Dünkers angetan, der erfahrene Musiker zollte dem Nachwuchstalent großes Lob.

13.11.14: Michael Eller

Schwere Zeiten für einen alternden Rocker

Mit Mitte 40 sieht Comedian Michael Eller die Welt aus allerlei Perspektiven

Zu den TV-Stars der Comedy-Szene in Deutschland gehört Michael Eller nicht, aber das, was er rund 100 Gästen bei Kulturlant e.V. am Donnerstag in Lantershofen zu sagen hatte, strapazierte die Lachmuskeln dennoch extrem. Eller, 46 Jahre alt und im tiefen Inneren immer noch ein junger Rock’n’Roller, brachte dabei offen zutage, dass er so seine Problemchen mit dem Älterwerden hat, seit er eines morgens beim Blick in den Spiegel erschreckt feststellen mußte: „Auch ich welke.“ Grund genug, Blicke zurück und nach vorne zu wagen. Was war früher, was ist heute? Eines fiel dem bekennenden Zigaretten-Konsumenten gleich auf: dank des Rauchschutzgesetzes sterben die Raucher heute nicht mehr an Lungenkrebs, sondern an Lungenentzündung.

Und wie denken die Menschen anderen Alters über den Mitt-Vierzieger? Klar, die heutige Jugend sieht in ihm den gaaanz alten Menschen. Das war in den jungen Jahren des Michael Eller nicht anders, nur nutzen die Teens von heute dazu einen anderen Satzbau: Subjekt – Prädikat – Beleidigung – „Alder!“ Ein Beispiel: „Ey, geh doch wo du wohnst, Alder.“ Oder so ähnlich. Krasser Gegensatz: die Uralt-Senioren mit klarer Ansage: „Mitte 40? Das ist doch gar nix, du hast doch noch nix erlebt.“

Also muss sich Nachkriegskind Eller (nach dem Vietnam-Krieg) seine eigene Sicht auf seine Situation machen. Und er fängt bei den Haaren an. Die Geheimratsecken sind nur noch Ratsecken, weil nicht mehr geheim zu halten. Dafür wachsen die Haare woanders, zum Beispiel in den Ohren: „Höre ich jetzt vielleicht flauschiger?“ Mitte 40 ist auch eine gute Zeit, die Ehe scheitern zu lassen. „Aber da sind meistens beide dran schuld“, weiß Eller, „also Frau und Schwiegermutter!“ Auch der Drogenkonsum ändert sich, und zwar von Koks auf Granufink. „Und wenn ich merke, dass ich pinkeln muss, habe mich meistens schon angefangen.“ Auch das mußte mal gesagt werden, wie so viele Sprüche, die der Altrocker raushaute. Die meisten davon waren gesellschaftstauglich, manche sollte man sich vor der Wiedergabe gründlich überlegen. Unter die Gürtellinie rutsche der Comedy-Vortrag deswegen aber nicht, da bekam Eller immer wieder rechtzeitig die Kurve und schwenkte in die eigene Jugend. Da gab im Fernsehen drei Programm, „Biolek“ begann zu kochen und „Klementine“ machte die Wäsche sauber. Es gab drei Sorten Pflegmittel für die Zähne, darunter „Blendi“ für die Kinder. „Heute haben wir Hartz IV, früher hatten wir Winnetou III.“ Passt nicht ganz, sorgte aber für ein Nicken im Publikum, dass in seiner Altersstruktur dem Wahl-Mainzer, dem man seine sechs Lebensjahre in Frankfurt im Zungenschlag deutlich anhörte, recht ähnlich war. Eller sprach den Gästen in Lantershofen also aus der Seele, und darum konnte er seine Comedy-Tour auch erst nach zwei Zugaben beenden.