31.03.2023: MICKY BRÜHL

Wenn aus den „Working Man“ die „Buure Säu“ werden

Micky Brühl hat sein Fable für Countrymusik in seinen Stimmungsliedern verpackt

Was die kölschen Musiker vor allem im Karneval so auf die Bühne bringen, ist meistens von der Melodie her schon einmal erschienen. Oft ist es Musik aus Irland, Schottland oder den Niederlanden, die mit Texten aus und über die Domstadt neu vertont werden. Nimmt man nun eine Country-Gitarre dazu, klingt es schon ein wenig wie die Mischung aus Kölsch und Country. Ganz so einfach ist es nicht zu erklären, was Sänger Micky Brühl in seinem aktuellen Programm „Landmusik“ auf die Bühne bringt. Im Lantershofener Winzerverein waren Songs aus diesem Programm zu hören. Dabei machte Brühl deutlich, dass er schon immer großer Freund der Countrymusik war und diese auch gerne in seinen Programmen verarbeitet. Wobei: auch die aus den USA importierten Songs sollen ins kölsche übersetzt werden. Und dann wird aus Whitey Shafer’s Hit „All My Ex’s Live in Texas“ eben „All min Ex-Schöss sin uss Nippes.“ Dabei ist Micky Brühl doch einer aus Dellbrück, der seine größten Erfolge mit den Paveiern feierte. Und der schon zu dieser Zeit Melodien aus der ganzen Welt in Kölsche Lieder umwandelte. Am liebsten aber sind ihm Songs aus der Countryszene. Und so wurde aus Travis Tritt’s „Lord Have Mercy on the Working Man“ etwas inhaltlich ganz anderes: „Buure Säu sin Buure Säu.“

Vieles von dem, was Micky Brühl in Lantershofen vortrug, war dem Publikum aus der Paveier-Zeit, aber auch aus der jüngeren Vergangenheit mit der Micky Brühl Band bekannt. Und weil sich der Musiker gerne als Vorsinger betätigt und sich freut, wenn das Publikum mit in seine Songs einstimmt, wurden im Saal Texthefte „Zom Metsinge“ verteilt, ehe Brühl und die geniale Countrymusikerin Jolina Carl auf der Bühne in die Saiten griffen.

Veranstaltungsankündigung

Kölsch trifft Country

Landmusik ? Was ist das? Eigentlich ist Landmusik nicht anderes wie die Übersetzung von Country Music. Aber da wir ja auch alle Deutsch verstehen, ist Landmusik auch voll ok, oder? Schon immer war ich ein großer Fan dieser Musik aus den USA. Meine ersten Vinyl Platten waren damals von John Denver, Jonny Cash oder z.B. Bands wie Alabama.

Die Liebe zu dieser Musik die ich auch mit meinem Bruder und Freunden teile, führte sogar dazu, das die erste Band NACH der Tanzmusik und VOR den Paveiern, Colonia Rangers hieß. Wir versuchten damals vergebens kölsche Country Musik zu machen. Das Experiment ging voll in die Hose. Ich glaube wir waren auch echt nicht gut.

Nach über 35 Jahren im Kölner Karneval habe ich mir nun gedacht, ich könnte es mir erlauben, es nochmal mit der Countrymusik zu versuchen. Quasi nebenbei als Hobby und aus Spaß.

Entstanden oder weitergegangen ist die Sache dann aus Zufall. Mit Erry Stoklosa von den Bläck Fööss habe ich hin und wieder aus Spaß ein paar bekannte Songs ins kölsche übersetzt und Demomäßig aufgenommen.

Da die Nachfrage nach mehr Songs, mehr Konzerten und einer CD immer größer wurde, habe ich mich dann an die Arbeit gemacht und geschrieben, aufgenommen und und und. Das größte Problem war allerdings, die rechtlichen Freigaben der Musikverlage aus den USA, zu bekommen. Das hat fast 2 Jahre gedauert bis ich die Rechte der Songs bekommen hatte, die ich unbedingt haben wollte.

Mit viel Liebe habe ich nun in meinem Haus und Hof Studio, Meen Music in Pulheim, dieses Album fertig gestellt.

Mit Kölschen Landmusik Grüßen
Micky Brühl

11.03.2023: YOUNG SCOTS

Schottischer Folk in bester Qualität

Die „Young Scots Trad Awards Winner Tour“ machte in Lantershofen Station

Wenn die besten schottischen Nachwuchsmusiker in traditionellem Folk auf ihrer alljährliche Tournee durch Deutschland und angrenzende Staaten auf der Kulturlant-Bühne im Lantershofener Winzerverein gastieren, herrscht dort Ausnahmezustand. Das war am vergangenen Samstag nicht anders, im seit Wochen ausverkauften Saal blieb kein Stuhl frei. Dort sind es in jedem Jahre andere Preisträger der renommiertesten Nachwuchswettbewerbe, die sich die Bühne teilen. In diesem Jahr kam aber noch eine ungewollte Steigerung hinzu, hatte die Tour doch wegen der Corona-Pandemie zwei Jahre pausieren müssen. In 2020 fanden die Wettbewerbe in Schottland noch statt, die Preisträger musste jedoch ihre Tour im Folgejahr um zwei Jahre verschieben. „Es sind also eigentlich die Musiker auf Tour, die 2021 spielen sollten“, erklärte Tourchefin Petra Eisenburger. Die vier hatten also zwei weitere Jahre, sich zu entfalten und zu verbessern. Noch dazu haben sich die drei Instrumentalisten zur Band „Assynt“ zusammengefunden, proben und spielen regelmäßig.

In Lantershofen gab es zunächst eine Vorstellrunde, begleitet von Gitarrist Innes White. Der hate schon in jungen Jahren den „BBC Radio 2 Young Folk Award“ gewonnen und unterstützte nun zunächst Graham Mackenzie an der Geige. Schon das war ganz nach dem Geschmack des Publikums, dass sich wie im prall gefüllten schottischen Pub fühlen konnte. Ruhigere Töne schlug dann Eilidh Cormack an. Und nicht nur das: die junge Sängerin mit der glasklaren Stimme trug Lieder in gälischer Sprache vor, dank deren Komponisten sprang sie dabei über hierzulande meist kaum bekannte schottische Inseln. Dass sie die Auszeichnung „Gaelic Singer of the Year“ erhalten hatte, war kein Wunder. Mit Spannung erwartet wurden schließlich David Shedden und sein Dudelsack. Shedden, ausgezeichnet mit der „Glasgow Highland Club Medal“, beherrschte das wohl lauteste schottische Instrument wie kein zweiter und zeigte sich auch an diversen Flöten als absolut genialer Musiker.

Im zweiten Konzertteil wurde es dann richtig wild, jetzt musizierten alle vier Preisträger gemeinsam. Da schwappte die Stimmung immer wieder in den Saal über, das Publikum klatsche und johlte. Eilidh Cormack trug zwischendurch einige ruhigere Stücke vor, erneut zumeist in gälischer Sprache. Sie hatte zudem viele Hintergrundinfos zu den Stücke, ihrer Herkunft und ihrer Komponisten parat. Zu den traditionellen schottischen Liedern gehörte zudem eines, dass sie von ihrer ebenfalls sehr musikalischen Mutter gelernt hatte.

Bei Graham Mackenzie, David Shedden und Innes White ging derweil immer dann, wenn instrumentale Stücke angesagt waren, die Post ab. Man habe ihnen gesagt, dass das Konzert bei Kulturlant zu den Höhepunkten der Tour zählen würde, erzählte Sheddan. Er sollte recht behalten. Da war es auch kein Wunder, dass die Musiker noch bis tief in die Nacht zusammen mit vielen Fans ihrer Musik eine After-Show-Party feierten, und dabei nach Mitternacht die Instrumente noch einmal auspackten.

Veranstaltungsankündigung

Young Scots Trad Awards Winner Tour 2023 – junge Preisträger spielen frischen Scottish Folk vom Feinsten!

Das sagenumwobene und faszinierende Schottland verzaubert nicht nur mit seiner einzigartigen Naturschönheit – die schottische Musiklandschaft ist reich an traditionellem Folk, den man immer noch im ganzen Land hört. Auch die jüngeren Musiker*Innen widmen sich begeistert dem Gesang alter Balladen und spielen Fiddle, Pipes, Whistles, Akkordeon oder Harfe, oft neu interpretiert und mit zeitgenössischen Folkelementen versehen. Schottische Tunes werden in sogenannten „Trad Discos“ sogar mittlerweile Dancefloor-tauglich gemacht, indem Reels, Jigs und Polkas mit Pop, Disco und elektronischer Musik gemixt werden.
Einige prestigeträchtige Folk-Wettbewerbe – etwa der „Young Traditional Musician of the Year Award“ von BBC Radio Scotland oder die „BBC Radio 2 Young Folk Awards“ – zeichnen jährlich die virtuosesten Nachwuchsmusiker der schottischen Szene aus. Mit der Young Scots Trad Awards Winner Tour holt Concert Connections einige dieser beeindruckenden Musiker*Innen auch in 2023 wieder nach Deutschland. Im Konzert werden Graham Mackenzie (Geige), Eilidh Cormack (Gesang) und David Shedden (Dudelsack), unterstützt von Innes White (Gitarre), ihr Können zunächst solistisch darbieten, bevor sie im zweiten Programmteil eine energiegeladene Session abliefern: Schottland pur!

Die Young Scots Trad Awards Winner Tour hat die Herzen des deutschen Publikums im Sturm erobert – hier die Pressestimmen zu Konzerten der Touren 2018, 2019 und 2020:

  • „So authentisch, klangschön und leidenschaftlich interpretiert hört man schottischen, mit individueller Note versehenen Folk wohl selten.“ (Der Patriot, Lippstadt)
  • „Musiker bestechen mit Spielfreude und technischer Perfektion“, …“einmaliges Klangerlebnis…“ (Syker Kurier)
  • …spielten und sangen junge Musiker, die mit leidenschaftlicher Spielfreude und großer Virtuosität die Fans der schottischen und irischen Folklore begeisterten …“ (Syker Kurier)
  • „Vier schottische Musiker begeistern Publikum im SWR-Foyer“… (Allgemeine Zeitung Mainz)
  • „Am Ende hat es sie von den Stühlen gerissen. Hielt das Publikum im Glashaus während des fulminanten Konzerts der „Young Scots Trad Award“-Gewinner zunächst noch auf den Stühlen durch – wobei diverse  Sitztanz“-Variationen zu beobachten waren –, brachen sich wippende Füße, klatschende Hände und nickende Köpfe am Ende Bahn: Die Leute standen in den Sitzreihen, manche tanzten an den Rändern (Hertener Allgemeine)
  • „..was die vier Musiker …bei ihrem Auftritt im Rahmen der 2. Young Scots Trad Awards Winner Tour 2019 präsentierten, war mitreißend gespielte Musik auf ganz hohem Niveau;….. da kannte die Begeisterung keine Grenzen mehr“… (Emsdettener Volkszeitung)
  • …Schon bei der Vorstellungsrunde ließ sich das Publikum zu lauten Beifallsbekundungen hinreißen. Das wurde im zweiten Konzertteil noch enthusiastischer… (Kulturlant.de zum Young Scots Konzert 2020)
  • …Zum dritten Mal rissen die Musiker bei der ‚Young Scots Trad Awards Winner Tour‘ 300 Besucher im ausverkauften Glashaus von den Stühlen … (Hertener Allgemeine Zeitung)
  • …sein Auftritt animierte die Zuschauer zu diversen Sitztanz-Einlagen und endete in tosendem Applaus… (General-Anzeiger, Bonn, zum Geiger der Young Scots Trad Awards Winner Tour 2020, Benedict Morris)
  • …Stehend bejubelten rund 200 Besucher im ausverkauften Saal der Kreissparkasse die Akteure des von JFK angebotenen Preisträgerkonzerts  …. durften die Bühne erst nach mehreren Zugaben verlassen… (Syker Kurier)
  • …. spielte er (Benedict Morris) sich mit seiner Fiddle temperamentvoll in die Herzen – und in die Hände und die Beine der Zuschauer. Denn auch die federten bei den meisten im fast ausverkauften Saal im Takt mit.…. Tosender Schlussapplaus für ein grandioses facettenreiches musikalisches Bild von Schottland… (Solinger Tageblatt)
  • …Young Scots: Leidenschaftlicher Auftritt mit Party-Lizenz …. Sie beeindruckten mit Spielfreude und technischer Perfektion: … schottische Nachwuchsmusiker sorgen für prächtige Stimmung im Apex … (Göttinger Tageblatt)

 Kurzinfos zu den Musikern:

Graham Mackenzie: Geige
Auszeichnungen/Titel/Nominierungen: Titel Up and Coming Artist of the Year bei den Scots Trad Music Awards 2018 mit der Band Assynt, Gewinner Scottish Fiddle Championships, 2 x Finalist beim BBC Radio 2 Young Folk Award sowie Finalist beim BBC Radio Scotland Young Traditional Musician of the Year Award;  nominiert als Composer of the Year 2016 und Gewinner des erstmalig stattfindenden Wettbewerbs (2007) Highland Young Musician of the Year
Projekte: Band ‚Assynt‘, Workshops, Geigenlehrer
Klangprobe: https://www.assyntmusic.com/video

Eilidh Cormack: Gesang
Auszeichnungen/Titel/ Nominierungen: Goldmedaille bei The Royal National Mòd, Gaelic Singer of the Year bei den MG ALBA Scots Trad Music Awards 2018
Projekte: Solo-Auftritte, Trio “Sian”, Zusammenarbeit mit Ged Grimes von Simple Minds für The Bard’s Tale IV, einem Xbox-Spiel.
Klangprobe: https://www.youtube.com/watch?v=cQZZ0syj4YY

David Shedden: Dudelsack
Auszeichnungen/Titel/Nominierungen: Gewinner Duncan Johnston Competition, The Captain John MacLellan Competition, ausgezeichnet mit der Glasgow Highland Club Medal, Finalist beim BBC Radio Scotland Young Traditional Musician of the Year Award
Projekte: Band Assynt, Solo- und Bandauftritte, Dudelsack-Workshops, Piping Instructor

Innes White: Gitarre
Auszeichnungen/Titel/Nominierungen: Gewinner BBC Radio 2 Young Folk Award mit dem Mischa MacPherson Trio in 2014, Nominierung als Musician of the Year bei den Scots Trad Music Awards.
Projekte: Band Assynt, Begleitgitarrist bei verschiedenen Formationen u.a. von Hannah Rarity, Siobhan Miller, Workshops

10.03.2023: MALADÉE

Maladée hatte die Männer im Griff

Chanteuse wurde in Lantershofen auf Händen getragen

Den fast perfekten Chanson-Abend erlebten mehr als 200 Besucher auf der Kleinkunstbühne im Lantershofener Winzerverein. Dort war am vergangenen Freitag Chanteuse Susanne Hayo in ihrer Rolle als Cabaret-Diva „Maladée“ zu Gast. „Oh, la la“, dürfte sich das Publikum gedacht haben, die charismatische Sängerin, die sich selbst als Göttin bezeichnete, schien ihre Paraderolle gefunden zu haben. Sie schlüpfte in immer neue Kostüme und spielte dabei das kleine Mädchen, dass davon träumt, einmal die großen Chansons dieser Welt präsentieren zu können. Aus dem träumenden Girl wurde mit zunehmender Dauer des Abends die selbstbewusste Entertainerin Maladée. „Voila, da bin isch“, so der Titel ihres zweistündigen Programms, in dem sie sich von Minute zu Minute selbst inszenierte. Es war die perfekte Mischung aus Chaos, Comedy und Cabarét, was Maladée auf die Bühne zauberte.

Zu keiner Zeit sicher vor Maladée war dabei das Publikum, manch ein Mann fand sich, ehe er sich umsah, auf der Bühne wieder, wo die Herren der Schöpfung die Diva sogar auf Händen trugen. Am Piano begleitet von Monsieur Le Mosch in Person von Markus Mosch präsentierte die Mischung aus Mata Hari und Mireille Mathieu eine Fülle von Chansons, dazwischen sprang sie immer wieder vom französischen Dialekt ins rheinländische und zitierte die „Omma“ aus Leverkusen mit recht skurrilen Lebensweisheiten. Überhaupt strapazierte Maladée mit immer neuen Fauxpas die Lachmuskeln des Publikums, bis sie am Ende sogar die eigene Beerdigung zu inszenieren wusste. Da schien sie längst größenwahnsinnig geworden zu sein.

Veranstaltungsankündigung

VOILA, DA BIN ISCH!

Maladée, ein Name wie ein Peitschenschlag. Die gefeierte Cabaret Diva ist eine brisante Mischung aus Mata Hari, Mireille Mathieu… und auch ein bisschen Lady Gaga. Mit einer Mischung aus Fragilität und Frivolität hebt sie die Entertainment-Branche komplett aus den Angeln.

„Es gibt im Leben allgemein viel zu wenig Glamour!“, meint die sendungsbewusste Chanteuse, ihres Zeichen Rampensau in dritter Generation und gibt sich dabei magnifique dramatique!

Nun heißt es: anschnallen, denn diese Show hat alles, was ein Grand Desastre braucht: Chaos, Comedy und Cabaret à la creme. Mit Leidenschaft und Hingabe versteht es die Primadonna, aus jeder Begebenheit ein Großereignis zu machen. Sie lässt keine Gelegenheit aus, großzügig ihre wertvollen Tipps in Sachen Sinnlichkeit, Glamour und Realitätsverdrängung zu verteilen.

Wer jetzt denkt, so viel Erotik kann nur ererbt sein, der irrt, denn Maladée’s Strahlkraft ist in erster Linie ein Resultat von Arbeit, Arbeit, Arbeit. Nicht nur für Maladée selbst. Auch ihr Publikum muss einiges leisten, um in den Genuss ihrer betörenden Stimme und anmutigen Darbietung zu kommen. Doch das Grande Desaster ist vorprogrammiert und so kann es passieren, dass ein Chanson zum sprichwörtlichen Drahtseilakt wird.

Turbulent. Berührend. Unberechenbar. Maladée!

11.02.2023: MATTHIAS REUTER

Pazifistische Hasen und die Atomstromgruppe „Glückspilz“

Kabarettist Matthias Reuter bot ein fulminantes Gastspiel

Mit dem Oberhausener Kabarettisten Matthias Reuter war am vergangenen Samstag ein Top-Künstler seiner Branche in Lantershofen zu Gast – auch wenn dieser dank mangelnder Fernsehpräsenz noch relativ unbekannt ist. Was Reuter allerdings singend an Flügel oder mit Westerngitarre sowie als Geschichtenerzähler aus seinen literarischen Werken auf die Bühne brachte, lockte die 120 Gäste im Winzerverein zu langen Ovationen. Reuter entpuppte sich als besonders vielseitiger Vertreter von Lyrik und Literatur. Immer wieder griff er dabei die Geschichten um seine Lieblingskassiererin im Supermarkt auf, wegen derer Performance an der Kasse, wo sie jeden Einkauf lautstark zu dokumentieren wusste, er fast täglich einkaufen ging. Die „Frau Schröder“ hatte es ihm – ganz nach dem Vorbild niederländischer Plauderkassen in Märkten – angetan.

Vor allem aber wußte Reuter musikalisch in seinem aktuellen Programm „Karrierefreies Wohnen“ zu gefallen. „Ich hab die ganze Zeit geübt“ so seine musikalische Antwort auf die Frage, was er denn in der Zeit der Corona-Pandemie so alles gemacht habe. Nun ist Reuter froh, wieder auf der Bühne stehen zu können, vor allem in der Grafschaft, wie er betonte: „Denn hier sind die Kulturzentren noch beheizt.“ Muss mal wieder irgendwo Energie eingespart werden und ist es kalt, weiß Reuter ein probates Gegenmittel und begibt sich in den öffentlichen Verkehr, denn: „Es ist nirgendwo so warm, wie im Bus“, was besonders im Sommer gelte. Reuter dokumentierte seine Vielseitigkeit, als er der Aufforderung eines Freundes, doch mal eine Fabel zu schreiben, folgte. So entstand die Rüstungsexportfabel vom pazifistischen Hasen, der alle seine Waldmitbewohner militärisch aufrüstete, sich selbst aber waffenfrei hielt. Überhaupt waren es die seltenen Themen, die der Musiker aufwarf. So kreierte er aus seinem Lieblingswort einen Lieblingssong namens „Kurzfristenergieversorgungssicherungsmaßnahmenverordnung“ und nahm mit dem Titel „Im kleinen Kraftwerk um die Ecke brennt noch Licht“ als Liedermacher der Atomstromgruppe „Glückspilz“ am Chanson-Wettbewerb der Atomlobby teil. Vergebene Liebesmüh waren dagegen Reuters Versuche, auf den Karnevalsbühnen Fuß zu fassen. Meist wurde er bei den Vorstellabenden schon bei der zweiten Strophe seines närrischen Beitrags „Es gibt keine Kölner im All“ auf die Straße gesetzt. In Lantershofen konnte er den Song wenigstens komplett vortragen. Da gefiel ihm dann das in Mönchengladbach verbreitete mehrsprachige Erklär-Werk, wie denn der rheinische Karneval zu funktionieren habe und wie nicht, besser. „Das ist alles ganz anders gemeint“, lautete der dazu passende „Karnevalserklärungsbroschürensong.“ Unterm Strich verblieb für Reuter vor allem eins: „Endlich wieder Kultur.“ Das Publikum dankte Matthias Reuter mit langem Applaus und war sich am Ende einig: „Einen solch tollen Kabarettisten haben wir noch selten erlebt.“

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Karrierefreies Wohnen

Manchmal wird ein Programmtitel zum Alltag. Als Matthias Reuter sein neues Kabarettprogramm „karrierefreies Wohnen“ nannte, ahnte er nicht, dass er das dann erstmal ein Jahr lang machen würde. Doch nicht nur für Inzidenzen gilt: wenn alles ständig eskaliert, ist es das Beste, man pausiert. Wo Medien, Politik und Mitmenschen zunehmend hysterischer werden, setzt Reuter auf Ruhe. Und Humor. Aber für beides braucht man Zeit. Und so beantwortet er die uralte schwedische Möbelverkäuferfrage „Wohnst Du noch oder lebst Du schon?“ mit dem Satz „Ich wohne. Um noch was vom Leben mitzukriegen.“ Je nach Nachbarschaft ist das ja auch schon Event genug. Karrierefreies Wohnen ist der Versuch, im vierten Stock am Boden zu bleiben, während gleichzeitig vor der Tür der ganz normale Wahnsinn patrouilliert: weltreisende Viren, wahlkämpfende Wichtigtuer, falsche Dachdecker und Polizisten, Plauderkassen im Supermarkt und Saugroboter mit Kosenamen. Und ständig die bange Frage: Ist Kabarett überhaupt noch systemrelevant? Reuter ist da optimistisch, denn der Mann von der Reinigung hat ihn neulich gefragt, wann er endlich mal wieder aufritt und seine Hemden und den Anzug vorbeibringt. Immerhin! Und so macht sich Matthias Reuter pflichtbewusst auf den Weg in die Kleinkunsttheater der Republik, um Klavier zu spielen, Geschichten zu lesen, Menschen zu unterhalten und seinen Anzug zu verschmutzen. Denn das geht wirklich nur auf der Bühne.

Matthias Reuter ist Autor und Musikkabarettist aus dem Ruhrgebiet. Er kann seit 2010 davon leben (sagt das Finanzamt). Bis 2070 muss er davon leben (sagt sein Rentenbescheid) Für seine Auftritte hat Reuter einige Kabarettpreise bekommen, zuletzt den Dresdner Satirepreis 2019, aber auch den Jurypreis von „Tegtmeiers Erben“ im Jahr 2011. Die CDs zu seinen Programmen sind im Kölner WortArt-Verlag erschienen. Das Kurzgeschichtenbuch „Rentnerfischen im Hallenbad“ erschien 2019 im Berliner Satyr-Verlag.

Pressezitate:

Am Klavier läuft Reuter zur Hochform auf. Romantisch, poppig, jazzig, rockig und fingerfertig bringt er den Steinway in Rage mit seinem NRW-Abi-Blues oder dem in Ruhrpott-Russisch gebellten Song, der ungeahnte Einblicke in eine Weltverschwörung russischer Hacker eröffnet, deren anonymes Haupt “die Doris” im Callcenter von O2 ist. (…) Lieber Humor und eine große Klappe, als einen Kleinen Waffenschein. Ja, warum nicht? (Badische Zeitung, 30.01.2020, Dorothee Philipp)

„Wer Roski mag, wird Reuter lieben.“ (Bonner Generalanzeiger, März 2016)

10.02.2023: SCHÖNE MANNHEIMS

Tatort Lantershofen mit Leiche und begrabenem Hund

Von Slapstick bis Oper zeigten sich die „Schönen Mannheims“ bei Kulturlant vielseitig

Die „Schönen Mannheims“, bei denen schon der Name eine Persiflage auf die „Söhne Mannheims“ um Xavier Naidoo ist, waren erstmals in der Grafschaft zu Gast. Im Lantershofener Winzerverein erlebten knapp 200 Gäste am Freitagabend ein mitreißendes Programm mit dem Titel „Das wird ja immer schöner.“ Dabei feierten sich die Musikerinnen auf der Kulturlant-Bühne selbst und begossen mit viel Sekt ihr elfjähriges Bühnenjubiläum, nachdem das „Zehnjährige“ weitestgehend der Corona-Pandemie zum Opfer gefallen war. Was die „Schönen“ ihrem Publikum in gut zwei Stunden boten, war ein bunter Mix aus Musik und Comedy, manchmal ein wenig schräg, aber immer von höchster musikalischer Qualität. Dabei erlebten die Gäste im Saal einen wilden Parforceritt durch die Musikgeschichte. Ob Oper, Schlager, Musical, Pop, Rock – nichts war vor ihnen sicher.

Schnell zeichnete sich ab, dass es sich bei den „Schönen Mannheims“ um vier Vollblutmusikerinnen in unterschiedlichen Stimmlagen handelt, die immer wieder als Solistinnen zur Geltung kamen. Von Pianistin Stefanie Titus am Flügel begleitet, überzeugte Susanne Back mit der Ballade „Ich weiß, wie Leben geht.“ Sängerin Anna Krämer stellte ihre musikalische Qualität bei „Rise up“ unter Beweis und Operndiva Smaida Platais schmetterte das „Ich weiß, was ich will“ von Udo Jürgens in höchsten Tönen.

Zwischendurch gab es immer wieder Episoden von „Tatort Mannheim, Zweigstelle Lantershofen“ zu erleben. Puren Slapstick mit Leiche und begrabenem Hund gab es inklusive.

Eines war während der Show, die mit einem gesanglichen Rückblick auf den Lockdown mit Dauerputzorgien, wochenlangem Aufräumen und Gewichtszunahme begann, immer klar: die vier Schönen nehmen sich zu keiner Minute allzu ernst. Zudem beherrschen sie den Spagat zwischen leichtem Humor, derben Pointen und echten Emotionen. Die meisten ihrer Titel sind umgedichtete Songs, einmal lief das sehr zur Freude des Publikums ein wenig aus dem Ruder, hatten die Damen „My way“ doch per Google Übersetzer ins Deutsche transferiert. Doch dann fanden sie auf der Zielgeraden wieder in die Spur und setzten zum finalen „The Show must go on“ an. Aber passte das zum Ende einer Show? Da legten die „Schönen“ lieber noch einen drauf, brachten eine Huldigung an ihre Heimat mit dem „Neckerbrückenblues“ in Kombination mit Michael Holms „Ein Lied kann eine Brücke sein“ dar, der sie in den heimischen Dialekt verfallen ließ. Und dann gab es da noch die „Bohemian Rhapsody“ mit einem Ticken Mannheimerisch. Letzte Zugabe: „Merci“, der den vier begeistert gefeierten Musikerinnen einen ruhigen Abgang nach einem schönen Kulturlant-Abend bereitete.

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Das wird ja immer schöner!

Schön – scharf – schräg! Sie sind wieder da, und wie! Mit voller Wucht und Energie! Wild, wunderbar witzig und wahnsinnig musikalisch! Zu ihrem 10jährigen Jubiläum im Jahr 2021 können die Schönen auf so Einiges zurückblicken: 5 Programme. Rund 100 000 gefahrene Kilometer auf 2 Kontinenten und quer durch die Republik. Hunderte Hotelbetten. 4397 belegte Brötchen und einen halben Gewölbekeller Sekt. 38 gerissene BH-Träger. 77 Paar Nylonstrümpfe. Und unzählbar blankliegende Nerven während 729 Stunden Stau.

Längst Kult geworden, lassen sich diese Vollblutmusikerinnen auch nach all den Jahren nicht einem bestimmten Genre zuordnen: Sie bestechen durch einen Mix aus Comedy, Musikkabarett, starken Stimmen und schauspielerischer Glanzleistung.

Mit ihrer unschlagbar erfrischenden Kunst füllen sie seit Jahren die Häuser genauso wie die Herzen und Seelen ihrer Zuschauer. Für ihre neue Show haben sich die Vier einige Kracher der Pop-, ach was, der Musik-Geschichte schlechthin vorgenommen. Ob Oper, Schlager, Musical, Pop, Rock – nichts ist vor ihnen sicher!

Von sinnlich bis sinnbefreit schaffen es die Künstlerinnen mühelos, den Zuschauer in extreme Gefühlswelten zu katapultieren, manchmal sogar in ein und demselben Lied. Sie betören und hypnotisieren geradezu ihr Publikum. Jede mit eigener Note, Witz und Klasse!

Die Schönen – das sind die Sängerinnen und Schauspielerinnen Anna Krämer und Susanne Back, sowie Operndiva Smaida Platais. Am Klavier: Die Meisterin der hochgezogenen Augenbraue Stefanie Titus – virtuos, einfühlsam und nervenstark.

„Sie können alles, und das auch noch gut“ (Wiesbadener Tageblatt)

„Ein absolutes Highlight – vom Feinsten!“ (Kraichgau Lokal)

„Es gibt Veranstaltungen, die Geschichte schreiben“ (Mühlacker Tagblatt)

„Die Schönen Mannheims sind eine Marke geworden“ (Die Rheinpfalz)

21.01.2023: SIMON & JAN

„Weltretter“ mit schrägen Botschaften

Simon und Jan schwankten zwischen Sarkasmus und Remmidemmi

Nicht umsonst haben Simon und Jan in Person Simon Eickhoff und Jan Traphan in der Vergangenheit eine Fülle renommierter Kabarett- und Kleinkunstpreise abgesahnt. Auch in Lantershofen wußten die beiden Nordlichter bei ihrem ersten Aufschlag am vergangenen Samstag zu überzeugen. Mit ihrem Programm „Alles wird gut“ wollten sie aber nur locken, von der Bühne herab gab es einen musikalischen Tiefschlag nach dem anderen. Da fragte sich der geneigte Besucher schon, ob es tatsächlich um Weltrettung oder Weltuntergang ging. Sarkasmus und schwarzer Humor waren Trumpf in einem politisch stark angehauchten Programm, dass eines auf keinen Fall war: politisch korrekt.

Wer allerdings erwartet hatte, dass das Publikum angesichts des Vortrags der beiden Liedermacher in tiefste Depressionen verfallen würde, sah sich ebenfalls getäuscht. Simon und Jan erhielten mit zunehmender Programmdauer immer mehr Applaus und Ovationen. Sie dankten es den rund 220 Gästen im gut besuchten Lantershofener Winzerverein nach mehr als zwei Stunden mit musikalischem „Remmidemmi“, der auch den letzten Pessimisten weckte. Am Ende überwogen die Lacher über das Nachdenkliche, nachdem Jan Traphan in seiner Moderation die Gäste immer wieder zum Mitdenken aufforderte.

Simon und Jan forderten ihre Zuhörer von der ersten Sekunde an, zunächst mit Atemübungen, später mit Scholz’scher Euphorie, dann wieder mit Einschätzungen zum Programm der AfD: „Kann man auch mit reichlich Alkohol noch gut verstehen.“ Das aber war die einzige gute Nachricht in diese Richtung, alle anderen Ideen wurden im Song „Hat sich nicht bewährt“ bewertet. Nicht, dass die beiden sich nur mit den rechten Lagern beschäftigten, auch die gesungenen Träume vom Sex mit Sahra Wagenknecht hatten reichlich Zunder zu bieten. Niemand wurde geschont. Und dass ausgerechten eine (rote) Ampel das politische Aufbruchssignal setzen soll, verstanden die beiden auch nicht. Hier hatten sie es vor allem auf die Migrationspolitik abgesehen, die menschenverachtend sei. „Herr, lass regnen“ ihre musikalische Aufarbeitung, die sie mit zunehmender Konzertdauer auf soziale Ungleichgewichte auszudehnen wussten. Ob es zur Weltrettung reicht, blieb offen.

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Alles wird gut

Du fühlst dich müde? Du bist überfordert und erschöpft von der Welt da draußen und dein Körper taumelt wie auf Autopilot durch den alltäglichen Wahnsinn? Du bist manchmal wie gelähmt von der geballten Blödheit, die dir täglich aus deinem Tablet ins Gesicht springt? Alles wird gut.

Du denkst, die Welt könnte einfach mal von dieser Japanerin aufgeräumt werden, dieser Bestsellerautorin? Und bei dir könnte sie dann gleich weitermachen? Es strengt dich jetzt schon an, diesen Text zu lesen und wenn dieser Satz hier nicht bald endet, bist du raus? Alles wird gut.

Du hast es satt, deiner eigenen Spezies beim Versagen zuzusehen? Es regt dich auf, dass wir uns bei all den Herausforderungen in der Welt immer noch mit dieser Nazikacke abgeben müssen? Du willst einfach nur warme Wollsocken und mit deinem Buch ins Bett? Du gehst auf die 40 zu und denkst darüber nach, zurück zu deinen Eltern zu gehen? Du ziehst deine Lebensbilanz und das einzige, das bleibt, ist Eierkuchen? Alles wird gut.

Du bist nicht allein. Simon & Jan werden dir helfen. Wir treffen uns regelmäßig in größeren Gruppen, vielleicht auch in deiner Stadt. Aber Vorsicht – es könnte süchtig machen. Wir beginnen mit den Grundlagen: Einatmen. Ausatmen. Aaaaah, tut das gut! Wir finden langsam unsere innere Ruhe und dann machen wir gemeinsam kaputt, was uns kaputt macht.

Denn Simon & Jan sind gekommen, um uns zu retten. Mit ihrem neuen Programm lösen sie die Probleme der Menschheit – nicht mehr, aber auch nicht weniger. Dabei tun die beiden preisgekrönten Liedermacher genau das, wofür wir sie kennen und lieben: Sie balancieren auf der Borderline nachts um halb eins durch die Irrungen und Wirrungen unserer Welt, jodeln gegen ungezähmten Fleischkonsum und begleiten unsere Spezies vor das letzte Gericht.

Meine Damen und Herren, es ist an der Zeit in Panik zu geraten – Alles wird gut!

07.01.2023: JAZZ OHNE STRESS Vol. 18

Stressfreier Jazz lockt viele Fans

Hochklassige Künstler wundern sich über so viel Zuspruch in der „Provinz“

Längst etabliert hat sich „Jazz ohne Stress“ zu Beginn eines jeden Jahres in Lantershofen. Bei der 18. Auflage im dortigen Winzerverein am vergangenen Samstag stand Organisator Jonas Röser zum ersten Mal nicht mit seinem Saxophon auf der Bühne. Bewusst habe er sich dazu entschieden, „sein Baby“ einmal aus dem Publikum heraus zu verfolgen, sagte Röser und übernahm immerhin die Moderation des Abends. Dabei blickte er im Lantershofener Winzerverein auf ein ausverkauftes Haus. „Die Künstler wundern sich, dass Jazz hier in der Provinz so viel Zuspruch findet“, sagte der Organisator nach der Veranstaltung. Den Grund sieht der gebürtige Lantershofener in einer Überfrachtung des Angebots in den Clubs der großen Städte, wo oftmals viele Plätze leer blieben. Hierzulande sei es umgekehrt, das jährliche Angebot treffe auf viele Freunde des Jazz, die laut Röser ein ganz anderes Bewusstsein für die Veranstaltung haben. Zudem habe man es verstanden, dass Musik für ein soziales Event stehe, die Begegnung mit den Musikern sei nach wie vor wichtig.

Die, die nach Lantershofener gekommen waren, waren in der Regel „Wiederholungstäter“, die Jahr für Jahr aus einem großen Umkreis zu „Jazz ohne Stress“ kommen. Hinter der Veranstaltung steht seit einigen Jahren der Grafschafter Verein Kulturlant. Zusammen mit Röser bot dieser dem Publikum einmal mehr ein außergewöhnliches Abendprogramm mit zwei recht unterschiedlichen Jazzformationen. Röser erinnerte aber auch an die Anfänge der Veranstaltung im Gewölbekeller des besagten Winzervereins, wo die Musiker vor ihrem Auftritt noch die Käsestangen fürs Catering herrichten mussten. Davon ist man heute weit entfernt.

Kern des ersten Teils des Abends war das Ellington Trio mit Sängerin Barbara Barth sowie Gero Körner (Piano) und Caspar van Meel (Kontrabass). Sie wurden durch Dominic Brosowski am Schlagzeug, vor allem aber durch den mit vielen Jazzpreisen ausgezeichneten Trompeter Frederik Köster ergänzt. Im Programm hatte das Quintett weniger bekannte Musik von Duke Ellington. Stücke, wie „Cotton Tail“, „I Like the Sunrise“ oder „I’m gonna go fishin‘“ wurden durch ungeheuer vielseitige Arrangements mit modernen Elementen gespickt. So entstanden abwechslungsreiche musikalische Geschichten zwischen dem typischen Ellington-Sound und einzelnen Arrangements-Beispielen  der Musiker.

Stars des Jazz nach der Pause waren Pianist Martin Sasse und Saxophonist Tony Lakatos, die in einer herausragenden Quartettbesetzung von Bassist Marcus Schieferdecker und Schlagzeuger Joost van Schaik ergänzt wurden. Sasse steht aktuell am Beginn einer Europatournee zusammen mit Tony Lakatos. Der Abend in Lantershofen bildete sozusagen den Tourauftakt, bei dem das Trio mit Eigenkompositionen von Sassa und Lakatos aufwartete. Zu hören war auch „Blue Chili“, ein ganz neues Werk aus der Feder des ungarischen Saxophonisten. Das gleichnamige neue Album erscheint am 13. Januar, konnte in Lantershofen aber bereits erworben werden. Lakatos trug mit dem „Pocket Waltz“ zum Gelingen des Abends bei, aus Sasses Feder waren „Metronom“ oder der „Blues for John“ zu hören. Am Ende eines fulminanten Jazz-Abends standen eine Interpretation des „But not for me“ von George Gershwin und der Hinweis auf die 19. Auflage von Jazz ohne Stress am 6. Januar 2024.

Veranstaltungsankündigung

Ellington Trio & Guest | Sasse-Lakatos-Quartett

Unsere Konzertreihe „Jazz ohne Stress“ bietet einen herrlichen Opener für ein neues Jahr und für alle, die sich für Jazz und lebendige Musikkultur begeistern. Wir haben zwei Besetzungen mit fantastischen Musikern eingeladen. Den Abend eröffnet das Ellington Trio. Neben Barbara Barth (Gesang) gehören Gero Körner (Piano) und Caspar van Meel (Kontrabass) zur Stammbesetzung. Stilecht performen die Musiker Klassiker aus der Ellington Ära und überzeugen ihr Publikum mit neuen Arrangements. Den Abend eröffnet die Band mit weiteren Gästen. Dominic Brosowski (Drums) und Frederik Köster (Trompete) ergänzen das Trio zu einem außergewöhnlichen Quintett. Frederik spielt nicht zum ersten Mal für Jazz ohne Stress. Er gehört zu den angesagten Trompetern im In- und Ausland. Sein Spiel lebt von weichem Lyrismus bis hin zu kraftvollem Ausdruck. Im laufenden Jahr 2022 veröffentlicht die Besetzung ihre zweite Platte.

Martin Sasse (Piano) und Tony Lakatos (Saxophon) werden in einer herausragenden Quartettbesetzung den zweiten Teil des Abends gestalten. Bereits 2022 war Martin Sasse zu Gast in Lantershofen. Lakatos und Sasse sind seit langer Zeit aus der Jazzwelt in Deutschland – wie auch darüber hinaus – nicht wegzudenken. Ihre Vita schmücken Konzerte und Aufnahmen mit Größen wie Al Foster, Steve Grossman, Sting, Adam Nussbaum, Art Farmer, Kenny Werner, HR-Big Band. Beide verbindet eine lang gewachsene und intensive musikalische Freundschaft. Voller Spielfreude interpretieren sie Eigenkompositionen und Stücke aus dem „American Songbook“. Das Quartett wird komplettiert durch Marcus Schieferdecker am Kontrabass und Joost van Schaik an den Drums.

29.12.2022: STINGCHRONICITY

„Voller Winzerverein“ zum Jahresabschluss

Stingchronicity kamen verstärkt als Sextett nach Lantershofen

Ein fulminantes Jahresabschlusskonzert des Vereins Kulturlant erlebten die Besucher im ausverkauften Saal des Lantershofener Winzervereins „zwischen den Jahren.“ Auf der Bühne standen „Stingchronicity“ um die hiesigen Künstler Stephan Maria Glöckner, davor dichtgedrängt mehrere hundert Fans der Musik von Sting und The Police. Glöckner hat die Stimme des Engländers drauf, was er oft genug mit der vierköpfigen Band unter Beweis stellt. Die hatte zum Konzert in Lantershofen Zuwachs bekommen. Das Ensemble wurde durch Winnie Schuld am Keyboard und Thilo Willach ab diversen Saxophonen ergänzt. Willach sorgten vor allem bei Sting-Hits wie „Englishman in New York“ oder „Moon over Bourbon Street“ für den authentischen Sound der großen Vorbilder. Und noch eine Neuerung gab es in der Band: Claus Schulte ersetzte den etatmäßigen Schlagzeuger Michael Wilsberg, der an einer Fußverletzung laboriert. „Mindestens genauso stark“ waren die Zeugnisse, die das Publikum Schulte ausstellte. Und das spätestens, nachdem der Drummer und Schlagzeuglehrer im Zugabenblock ein unvergleichliches Solo aus seinen Trommeln herausholte.

Bis es so weit war, war die Stimmung im Lantershofener Winzerverein schon längst am Kochen. Schon im Auftaktsong „De doo doo doo, de da da da“ sang das Publikum inbrünstig mit. Folgen sollten noch rund zwei Dutzend meist große Hits der Formation „The Police“, aus der Sting als Solokünstler hervorging. Da wurde gerockt bei „Don’t stand so close to me“ oder „Roxanne“, da gab es ruhige Töne bei „Walking on the moon“ oder „Fields of gold.“ Mit zunehmender Dauer des Konzerts wurde die ganze Hit-Breite der Band und des Solisten aufgezeigt, ehe es am Ende in ein wahres Hitfeuerwerk überging. Mit „Every breath you tak

e“ und „Desert Rose“ gemütlich beginnend, explodierte der Saal bei „So lonely“ und „Message in a bottle“ förmlich. „Bring it on the night“ als Zugabe bot dann allen Musikern die Chance, sich zum Ende eines langen Abends noch einmal musikalisch bei Soli zu präsentieren, ehe Glöckner mit der Ballade „Fragile“ das Publikum zurück auf den Boden holte und in die After-Show-Party schickte.

Veranstaltungsankündigung

Police revolutionierte in den 70ern die Punk-Pop-Szene von England. Riesenhits wie ‚Roxanne‘ und ‚Message in a bottle‘ bohrten sich in die Gehörgänge damaliger Teenager.

Seitdem gibt Sting nicht klein bei. Obwohl längst im Rentenalter, erfindet er sich immer wieder neu. Bei all seinen weltweit erfolgreichen und stilistisch unterschiedlichsten Projekten blieben aber Evergreens wie ‚Fields of Gold‘ und ‚Englishman in New York‘ in den Köpfen aller Generationen.

Wie viele Hits aus seiner Feder kommen, zeigt die Band auf, die sich mit einer verspielten Wort-Raffinesse nach dem letzten Police-Album ‚Synchronicity‘ benannt hat.

Der bekannte menino-Frontmann und Horizonte-Moderator Stephan Maria Glöckner kommt dem Briten mühelos stimmlich so nahe, dass man zeitweise meint, dem Meister selbst zu lauschen. Der Rest ist seit 2013 Geschichte: die Band stellt jeden Club auf den Kopf, denn die Musiker liefern mit größter Spielfreude ab. Dabei biegen sie ganz frei auch mal rechts und links ab, verlieren sich in jazzigen Gitarrensoli oder improvisieren auf die bekannten Motive des gefeierten Engländers.

Michael Wilsberg trommelt souverän den Copeland und singt dazu noch die Backings. Achim Klein, Mista-Svenson- und Jazzfabrik-Basser, der ebenfalls die Chöre ergänzt, ist Stingsicher auf E- und Kontrabass. Thomas Schmittingers Lead-Guitar singt sich virtuos gespielt in imponierender Leichtigkeit durch alle Skalen und zahllose Sounds.

Auch akustisch fühlt sich die Kapelle in die starken Songs rein und liefert einen ganz eigenen melodiösen Hörgenuss ab.

Ein Hochgenuss für alle und ein Muss für Police- und Sting-Fans.

www.stingchronicity.de

28.12.2022: MEET LOAF

Kraftvolle Balladen und ein rotes Tuch

Die Fuldaer Band „Meet Loaf“ brachte die Musik von Meat Loaf in Lantershofen auf die Bühne

Im Januar 2022 starb der Rockstar Meat Loaf. Beim Grafschafter Verein Kulturlant machte man sich danach auf die Suche nach einer Tributeband, die die Hits des schwergewichtigen Rockstars in Ehren halten. Hier gibt es nur wenige Bands, schließlich wurde der Verein mit der Formation „Meet Loaf“ aus Fulda fündig. Am Mittwoch traten die sieben Musiker nun im Lantershofener Winzerverein auf und konnten die rund 170 Gäste überzeugen. Dabei wußte Sänger Ralf Orf keinesfalls die Leibesfülle aufzubringen, mit der Meat Loaf einst kraftvoll und theatralisch über die Bühnen schritt. Dennoch kam Orf stimmlich dem Rockstar sehr nahe. Nicht fehlen durfte auch das rote Tuch, ein Markensymbol bei Meat Loafs Konzerten. Seine Freundin und spätere Frau Leslie hatte ihm eines bei einem frühen Auftritt zugeworfen, damit er sich damit den Schweiß von der Stirn wischen konnte. Meat Loaf hatte das nicht verstanden, und das Tuch stattdessen in seine Performance eingebaut. Sabrina Faber unterstütze Ralf Orf in Lantershofen ihn mit einer ebenfalls starken Stimme. Die beiden ergänzten sich in den zahlreichen Hits, die sie auf die Bühne brachten. Oftmals waren es Balladen, für die Meet Loaf stand. Vor allem hier lief die Band zu großer Form auf. „I’d lie for you“ und natürlich „I‘d do anything for you“, mit dem Meat Loaf es schaffte, in 22 nationalen Charts den Spitzenplatz zu erklimmen, waren nur zwei Beispiele.

Zu Gehör kam auch die „Rocky Horror Picture Show“, in der Meat Loaf die Rolle des „Eddie“ verkörperte. Auf der Bühne in Lantershofen war unter anderem „Hot Patootie“ zu hören. Was den meisten Songs gemeinsam war: sie waren in Überlänge komponiert, vor allen Dingen, wenn sie aus der Feder von Jim Steinman stammen. „Bis zu zehn Minuten dauern die Songs von Meat Loaf“, so Sänger Ralf Orf. Egal ob Ballade oder schneller Rock, für Drei- oder Vier-Minuten Songs war Meat Loaf nicht zu haben. Bestes Beispiel: „Paradise by the Dashboard Light.“ Das Stück ist mit 7:55 Minuten eines der längsten Lieder, das jemals auf einer Single veröffentlicht wurde. Die Albumversion dauert 8:28 Minuten. Der Song ist unterteilt in drei Abschnitte und erzählt eine fast komplette Lebensgeschichte, so wie Meat Loaf in seinen Texten immer wieder lange Geschichten erzählte.

Kein Wunder, dass es in Lantershofen ein Konzert in Überlänge war. Mehr als zweieinhalb Stunden begeisterten die sieben Musiker das Publikum, ehe sie sich mit „Bat out of hell“, dem Titelsong des gleichnamigen Albums verabschiedeten.

Veranstaltungsankündigung

Bei dem Namen Meat Loaf denkt man unweigerlich an den schwergewichtigen US-Sänger und Balladen wie „I‘d Do Anything For Love“ oder „You Took The Words Right Out Of My Mouth“.

Meat Loaf steht aber auch für epische Stücke wie „Bat Out Of Hell“, „Paradise By The Dashboard Light“, „Life Is A Lemon“ oder „Rock And Roll Dreams Come Trough“, meist aus der Feder von Jim Steinman und selten unter sieben Minuten lang.

Die Band Meet Loaf bringt alle Hits aus der über 30-jährigen Bandgeschichte Live auf die Bühne und überzeugt dabei nicht nur durch eine mitreißende Bühnenshow sondern auch durch einen Sänger, der stimmlich dem Original zum Verwechseln ähnlich ist. Am besten man überzeugt sich selbst davon!

16.12.2022: FIASKO

Angekommen im „Haifischbecken Karneval“

Die Band „Fiasko“ feierte mit 250 Fans in Lantershofen ihr letztes Konzert des Jahres

Kölsche Musik gab es in der vergangenen Woche auf der Kulturlant-Bühne im Lantershofener Winzerverein zu hören. Die Band „Fiasko“ war zu Gast. Dabei ist der Kulturverein eigentlich gar nicht auf Kölner Karnevalsbands fixiert. Ganz im Gegenteil. „Aber das war der Wunsch aus Reihen unserer Gäste, den wir gerne umgesetzt haben“, so Vorstandssprecher Udo Rehm. Fiasko ist eine der vielen Bands im Schatten des Kölner Kleeblatts, also der ganz Großen, wie Bläck Fööss oder Höhner, die Ansprüche auf die großen Bühnen im dann erst lukrativen Kölner Karneval anstreben. Auf dem Weg sind die vier Jungs schon sehr weit, bei den TV-relevanten Veranstaltungen, wie der Sessionseröffnung oder dem Weiberdonnerstag sind sie dabei. Eines haben sie auf jeden Fall mit den meisten der Kölner Bands gemeinsam: sie kommen gar nicht aus der Domstadt, sondern aus dem großen Speckgürtel drumherum. „Aus Gelsdorf, Ahrbrück, Krälingen und Meckenheim stammen wir“ erzählt Sänger Daniel Müller, der auch über den Werdegang der Band plaudert. Als Cover-Band angefangen, hatte man irgendwann Lust auf eigene Songs, und die im rheinischen Dialekt. „Denn wenn ich eins kann, ist das kölsch“, sagt Müller. Gesagt, getan, man bewarb sich bei Nachwuchswettbewerb „Loss mer singe“ und fiel mit Pauken und Trompeten durch. „Nix klappte, wir sind kläglich gescheitert und das war es eigentlich dann auch für die Band“, so der Sänger. Dann aber habe man sich zusammengerauft und erst einmal richtig in Technik und Instrumente investiert. Denn Musik machen können die vier Jungs, die schnell merkten: „Die Bands, die im Karneval oben schwimmen, das sind Spitzen Livebands.“

Hinzu kam ein wenig Glück und die richtigen Songs: „Nach ´För dich´ kamen die Buchungen und mit dem aktuellen Hit ´Anita´ geht die Post ab,“ berichtet Müller von 180 bis 200 Auftritten im Jahr. Klar, dass besagte „Anita“ auf in Lantershofen 250 Kehlen zum Singen brachte. Überhaupt war das aus vielen jungen, im Karneval engagierten Menschen bestehende Publikum textsicher. Denn es gab in Lantershofen Musik aus allen drei bisher veröffentlichten Alben zu hören. Dabei stand für Müller, Bassist Dirk Fussel, Schlagzeuger René Jungbluth und Gitarrist Henning Becker das aktuelle Album „Unendlich lebendig“ natürlich im Vordergrund. Aber auch die bekannten älteren Songs, wie „Immer wenn et Naach weed“, „Zülpi“ oder „Schwerelos“ waren zu hören. Oft genug schwankte die Band hin und her zwischen Stimmungssongs und ruhigen Balladen, wobei letztere das Gros der Gäste zum Schunkeln brachten. Und nur wenige Takte später kam die ganze Energie, die man nicht nur im Karneval auf der Bühne benötigt, wieder durch. Gut 100 Minuten waren Fiasko für ihre Fans zu erleben. Anders, als in den großen Sälen der Domstadt bei  der Hetze von Auftritt zu Auftritt, nahm sich die Band im Anschluss an das Konzert noch viel Zeit, um bei der After-Show-Party mit den Fans ins Gespräch zu kommen.

Kölsche Musik ist bei Kulturlant am 30. März wieder angesagt. Dann präsentiert Ex-Paveier-Frontmann Micky Brühl zusammen mit Jolina Carl und Christoph Wüllner das Projekt „Landmusik“, kölsche Songs im Country-Stil.

Veranstaltungsankündigung

Daniel, Dirk, Henning und René sind alles andere als ein F!ASKO.

Diese vier Jungs strotzen vor ansteckender Energie und Scheuklappen sind ihnen völlig fremd. Seit 2014 singen sie auf Kölsch, haben den „Loss mer Singe“-Förderpreiseingeheimst, ihr Debütalbum „Jetz Jöh“ veröffentlicht und bei Rhingtön/Universal Music ihre Labelheimat gefunden.

Sie gewannen 2015 den Wettbewerb „Unser Song für Köln“ und veröffentlichten immer wieder Singles, die schlicht einschlugen: „Su sin mir“, „Nur Do“, „Schwerelos“, Schlag auf Schlag hauten F!ASKO Songs raus, als wäre es das Einfachste auf der Welt. Zuletzt trug sie „För Dich“ durch die Session 2018/2019 und da die fünfte Jahreszeit üblicherweise kalt und nass ist, waren wir alle dankbar, dass uns die Vier die Sterne bunt malten.

Auch 2019/2020 schicken F!ASKO einen Song in die Session: „Immer wenn et Naach weed“charakterisiert die Band ideal. Er ist sommerlich treibend und tanzbar. Andererseits zeichnet er ein melancholisch verliebtes Bild, das sich auf die Liebesbeziehung zweier Menschen bezieht, aber auch eine Hommage an die Stadt Köln ist.

Ihr zweites Album „PORTRAIT“ (VÖ: 18.10.19) ist als Titel sinnig gewählt, denn das Album ist genau das, ein Abbild der Band 2019, die musikalische Essenz des Quartetts. Ihr Spektrum reicht von intelligent arrangierten Pop-Juwelen, über getragene Balladen, Indierocksongs mit Gitarrensoli, bis hin zu augenzwinkernden Dancetunes. Einmal mit alles bitte. Die vier Youngster saugen mit ihrer ganz eigenen, unbeschwerten Euphorie alles auf. Sie mischen die musikalischen Einflüsse verschiedenster Epochen und Stile zu ihren Songs zusammen, die authentisch und bodenständig, aber eben auch großes Popkino sind. Mit ihrem neuen Album „Portrait“ und ihren Erfolgen im Gepäck fliegen F!ASKO ins neue Jahrzehnt und denken gar nicht daran zu landen. Und dieses Portrait sieht nicht nur verdammt gut aus, es klingt auch so.