07.01.2023: JAZZ OHNE STRESS Vol. 18

Stressfreier Jazz lockt viele Fans

Hochklassige Künstler wundern sich über so viel Zuspruch in der „Provinz“

Längst etabliert hat sich „Jazz ohne Stress“ zu Beginn eines jeden Jahres in Lantershofen. Bei der 18. Auflage im dortigen Winzerverein am vergangenen Samstag stand Organisator Jonas Röser zum ersten Mal nicht mit seinem Saxophon auf der Bühne. Bewusst habe er sich dazu entschieden, „sein Baby“ einmal aus dem Publikum heraus zu verfolgen, sagte Röser und übernahm immerhin die Moderation des Abends. Dabei blickte er im Lantershofener Winzerverein auf ein ausverkauftes Haus. „Die Künstler wundern sich, dass Jazz hier in der Provinz so viel Zuspruch findet“, sagte der Organisator nach der Veranstaltung. Den Grund sieht der gebürtige Lantershofener in einer Überfrachtung des Angebots in den Clubs der großen Städte, wo oftmals viele Plätze leer blieben. Hierzulande sei es umgekehrt, das jährliche Angebot treffe auf viele Freunde des Jazz, die laut Röser ein ganz anderes Bewusstsein für die Veranstaltung haben. Zudem habe man es verstanden, dass Musik für ein soziales Event stehe, die Begegnung mit den Musikern sei nach wie vor wichtig.

Die, die nach Lantershofener gekommen waren, waren in der Regel „Wiederholungstäter“, die Jahr für Jahr aus einem großen Umkreis zu „Jazz ohne Stress“ kommen. Hinter der Veranstaltung steht seit einigen Jahren der Grafschafter Verein Kulturlant. Zusammen mit Röser bot dieser dem Publikum einmal mehr ein außergewöhnliches Abendprogramm mit zwei recht unterschiedlichen Jazzformationen. Röser erinnerte aber auch an die Anfänge der Veranstaltung im Gewölbekeller des besagten Winzervereins, wo die Musiker vor ihrem Auftritt noch die Käsestangen fürs Catering herrichten mussten. Davon ist man heute weit entfernt.

Kern des ersten Teils des Abends war das Ellington Trio mit Sängerin Barbara Barth sowie Gero Körner (Piano) und Caspar van Meel (Kontrabass). Sie wurden durch Dominic Brosowski am Schlagzeug, vor allem aber durch den mit vielen Jazzpreisen ausgezeichneten Trompeter Frederik Köster ergänzt. Im Programm hatte das Quintett weniger bekannte Musik von Duke Ellington. Stücke, wie „Cotton Tail“, „I Like the Sunrise“ oder „I’m gonna go fishin‘“ wurden durch ungeheuer vielseitige Arrangements mit modernen Elementen gespickt. So entstanden abwechslungsreiche musikalische Geschichten zwischen dem typischen Ellington-Sound und einzelnen Arrangements-Beispielen  der Musiker.

Stars des Jazz nach der Pause waren Pianist Martin Sasse und Saxophonist Tony Lakatos, die in einer herausragenden Quartettbesetzung von Bassist Marcus Schieferdecker und Schlagzeuger Joost van Schaik ergänzt wurden. Sasse steht aktuell am Beginn einer Europatournee zusammen mit Tony Lakatos. Der Abend in Lantershofen bildete sozusagen den Tourauftakt, bei dem das Trio mit Eigenkompositionen von Sassa und Lakatos aufwartete. Zu hören war auch „Blue Chili“, ein ganz neues Werk aus der Feder des ungarischen Saxophonisten. Das gleichnamige neue Album erscheint am 13. Januar, konnte in Lantershofen aber bereits erworben werden. Lakatos trug mit dem „Pocket Waltz“ zum Gelingen des Abends bei, aus Sasses Feder waren „Metronom“ oder der „Blues for John“ zu hören. Am Ende eines fulminanten Jazz-Abends standen eine Interpretation des „But not for me“ von George Gershwin und der Hinweis auf die 19. Auflage von Jazz ohne Stress am 6. Januar 2024.

Veranstaltungsankündigung

Ellington Trio & Guest | Sasse-Lakatos-Quartett

Unsere Konzertreihe „Jazz ohne Stress“ bietet einen herrlichen Opener für ein neues Jahr und für alle, die sich für Jazz und lebendige Musikkultur begeistern. Wir haben zwei Besetzungen mit fantastischen Musikern eingeladen. Den Abend eröffnet das Ellington Trio. Neben Barbara Barth (Gesang) gehören Gero Körner (Piano) und Caspar van Meel (Kontrabass) zur Stammbesetzung. Stilecht performen die Musiker Klassiker aus der Ellington Ära und überzeugen ihr Publikum mit neuen Arrangements. Den Abend eröffnet die Band mit weiteren Gästen. Dominic Brosowski (Drums) und Frederik Köster (Trompete) ergänzen das Trio zu einem außergewöhnlichen Quintett. Frederik spielt nicht zum ersten Mal für Jazz ohne Stress. Er gehört zu den angesagten Trompetern im In- und Ausland. Sein Spiel lebt von weichem Lyrismus bis hin zu kraftvollem Ausdruck. Im laufenden Jahr 2022 veröffentlicht die Besetzung ihre zweite Platte.

Martin Sasse (Piano) und Tony Lakatos (Saxophon) werden in einer herausragenden Quartettbesetzung den zweiten Teil des Abends gestalten. Bereits 2022 war Martin Sasse zu Gast in Lantershofen. Lakatos und Sasse sind seit langer Zeit aus der Jazzwelt in Deutschland – wie auch darüber hinaus – nicht wegzudenken. Ihre Vita schmücken Konzerte und Aufnahmen mit Größen wie Al Foster, Steve Grossman, Sting, Adam Nussbaum, Art Farmer, Kenny Werner, HR-Big Band. Beide verbindet eine lang gewachsene und intensive musikalische Freundschaft. Voller Spielfreude interpretieren sie Eigenkompositionen und Stücke aus dem „American Songbook“. Das Quartett wird komplettiert durch Marcus Schieferdecker am Kontrabass und Joost van Schaik an den Drums.

29.12.2022: STINGCHRONICITY

„Voller Winzerverein“ zum Jahresabschluss

Stingchronicity kamen verstärkt als Sextett nach Lantershofen

Ein fulminantes Jahresabschlusskonzert des Vereins Kulturlant erlebten die Besucher im ausverkauften Saal des Lantershofener Winzervereins „zwischen den Jahren.“ Auf der Bühne standen „Stingchronicity“ um die hiesigen Künstler Stephan Maria Glöckner, davor dichtgedrängt mehrere hundert Fans der Musik von Sting und The Police. Glöckner hat die Stimme des Engländers drauf, was er oft genug mit der vierköpfigen Band unter Beweis stellt. Die hatte zum Konzert in Lantershofen Zuwachs bekommen. Das Ensemble wurde durch Winnie Schuld am Keyboard und Thilo Willach ab diversen Saxophonen ergänzt. Willach sorgten vor allem bei Sting-Hits wie „Englishman in New York“ oder „Moon over Bourbon Street“ für den authentischen Sound der großen Vorbilder. Und noch eine Neuerung gab es in der Band: Claus Schulte ersetzte den etatmäßigen Schlagzeuger Michael Wilsberg, der an einer Fußverletzung laboriert. „Mindestens genauso stark“ waren die Zeugnisse, die das Publikum Schulte ausstellte. Und das spätestens, nachdem der Drummer und Schlagzeuglehrer im Zugabenblock ein unvergleichliches Solo aus seinen Trommeln herausholte.

Bis es so weit war, war die Stimmung im Lantershofener Winzerverein schon längst am Kochen. Schon im Auftaktsong „De doo doo doo, de da da da“ sang das Publikum inbrünstig mit. Folgen sollten noch rund zwei Dutzend meist große Hits der Formation „The Police“, aus der Sting als Solokünstler hervorging. Da wurde gerockt bei „Don’t stand so close to me“ oder „Roxanne“, da gab es ruhige Töne bei „Walking on the moon“ oder „Fields of gold.“ Mit zunehmender Dauer des Konzerts wurde die ganze Hit-Breite der Band und des Solisten aufgezeigt, ehe es am Ende in ein wahres Hitfeuerwerk überging. Mit „Every breath you tak

e“ und „Desert Rose“ gemütlich beginnend, explodierte der Saal bei „So lonely“ und „Message in a bottle“ förmlich. „Bring it on the night“ als Zugabe bot dann allen Musikern die Chance, sich zum Ende eines langen Abends noch einmal musikalisch bei Soli zu präsentieren, ehe Glöckner mit der Ballade „Fragile“ das Publikum zurück auf den Boden holte und in die After-Show-Party schickte.

Veranstaltungsankündigung

Police revolutionierte in den 70ern die Punk-Pop-Szene von England. Riesenhits wie ‚Roxanne‘ und ‚Message in a bottle‘ bohrten sich in die Gehörgänge damaliger Teenager.

Seitdem gibt Sting nicht klein bei. Obwohl längst im Rentenalter, erfindet er sich immer wieder neu. Bei all seinen weltweit erfolgreichen und stilistisch unterschiedlichsten Projekten blieben aber Evergreens wie ‚Fields of Gold‘ und ‚Englishman in New York‘ in den Köpfen aller Generationen.

Wie viele Hits aus seiner Feder kommen, zeigt die Band auf, die sich mit einer verspielten Wort-Raffinesse nach dem letzten Police-Album ‚Synchronicity‘ benannt hat.

Der bekannte menino-Frontmann und Horizonte-Moderator Stephan Maria Glöckner kommt dem Briten mühelos stimmlich so nahe, dass man zeitweise meint, dem Meister selbst zu lauschen. Der Rest ist seit 2013 Geschichte: die Band stellt jeden Club auf den Kopf, denn die Musiker liefern mit größter Spielfreude ab. Dabei biegen sie ganz frei auch mal rechts und links ab, verlieren sich in jazzigen Gitarrensoli oder improvisieren auf die bekannten Motive des gefeierten Engländers.

Michael Wilsberg trommelt souverän den Copeland und singt dazu noch die Backings. Achim Klein, Mista-Svenson- und Jazzfabrik-Basser, der ebenfalls die Chöre ergänzt, ist Stingsicher auf E- und Kontrabass. Thomas Schmittingers Lead-Guitar singt sich virtuos gespielt in imponierender Leichtigkeit durch alle Skalen und zahllose Sounds.

Auch akustisch fühlt sich die Kapelle in die starken Songs rein und liefert einen ganz eigenen melodiösen Hörgenuss ab.

Ein Hochgenuss für alle und ein Muss für Police- und Sting-Fans.

www.stingchronicity.de

28.12.2022: MEET LOAF

Kraftvolle Balladen und ein rotes Tuch

Die Fuldaer Band „Meet Loaf“ brachte die Musik von Meat Loaf in Lantershofen auf die Bühne

Im Januar 2022 starb der Rockstar Meat Loaf. Beim Grafschafter Verein Kulturlant machte man sich danach auf die Suche nach einer Tributeband, die die Hits des schwergewichtigen Rockstars in Ehren halten. Hier gibt es nur wenige Bands, schließlich wurde der Verein mit der Formation „Meet Loaf“ aus Fulda fündig. Am Mittwoch traten die sieben Musiker nun im Lantershofener Winzerverein auf und konnten die rund 170 Gäste überzeugen. Dabei wußte Sänger Ralf Orf keinesfalls die Leibesfülle aufzubringen, mit der Meat Loaf einst kraftvoll und theatralisch über die Bühnen schritt. Dennoch kam Orf stimmlich dem Rockstar sehr nahe. Nicht fehlen durfte auch das rote Tuch, ein Markensymbol bei Meat Loafs Konzerten. Seine Freundin und spätere Frau Leslie hatte ihm eines bei einem frühen Auftritt zugeworfen, damit er sich damit den Schweiß von der Stirn wischen konnte. Meat Loaf hatte das nicht verstanden, und das Tuch stattdessen in seine Performance eingebaut. Sabrina Faber unterstütze Ralf Orf in Lantershofen ihn mit einer ebenfalls starken Stimme. Die beiden ergänzten sich in den zahlreichen Hits, die sie auf die Bühne brachten. Oftmals waren es Balladen, für die Meet Loaf stand. Vor allem hier lief die Band zu großer Form auf. „I’d lie for you“ und natürlich „I‘d do anything for you“, mit dem Meat Loaf es schaffte, in 22 nationalen Charts den Spitzenplatz zu erklimmen, waren nur zwei Beispiele.

Zu Gehör kam auch die „Rocky Horror Picture Show“, in der Meat Loaf die Rolle des „Eddie“ verkörperte. Auf der Bühne in Lantershofen war unter anderem „Hot Patootie“ zu hören. Was den meisten Songs gemeinsam war: sie waren in Überlänge komponiert, vor allen Dingen, wenn sie aus der Feder von Jim Steinman stammen. „Bis zu zehn Minuten dauern die Songs von Meat Loaf“, so Sänger Ralf Orf. Egal ob Ballade oder schneller Rock, für Drei- oder Vier-Minuten Songs war Meat Loaf nicht zu haben. Bestes Beispiel: „Paradise by the Dashboard Light.“ Das Stück ist mit 7:55 Minuten eines der längsten Lieder, das jemals auf einer Single veröffentlicht wurde. Die Albumversion dauert 8:28 Minuten. Der Song ist unterteilt in drei Abschnitte und erzählt eine fast komplette Lebensgeschichte, so wie Meat Loaf in seinen Texten immer wieder lange Geschichten erzählte.

Kein Wunder, dass es in Lantershofen ein Konzert in Überlänge war. Mehr als zweieinhalb Stunden begeisterten die sieben Musiker das Publikum, ehe sie sich mit „Bat out of hell“, dem Titelsong des gleichnamigen Albums verabschiedeten.

Veranstaltungsankündigung

Bei dem Namen Meat Loaf denkt man unweigerlich an den schwergewichtigen US-Sänger und Balladen wie „I‘d Do Anything For Love“ oder „You Took The Words Right Out Of My Mouth“.

Meat Loaf steht aber auch für epische Stücke wie „Bat Out Of Hell“, „Paradise By The Dashboard Light“, „Life Is A Lemon“ oder „Rock And Roll Dreams Come Trough“, meist aus der Feder von Jim Steinman und selten unter sieben Minuten lang.

Die Band Meet Loaf bringt alle Hits aus der über 30-jährigen Bandgeschichte Live auf die Bühne und überzeugt dabei nicht nur durch eine mitreißende Bühnenshow sondern auch durch einen Sänger, der stimmlich dem Original zum Verwechseln ähnlich ist. Am besten man überzeugt sich selbst davon!

16.12.2022: FIASKO

Angekommen im „Haifischbecken Karneval“

Die Band „Fiasko“ feierte mit 250 Fans in Lantershofen ihr letztes Konzert des Jahres

Kölsche Musik gab es in der vergangenen Woche auf der Kulturlant-Bühne im Lantershofener Winzerverein zu hören. Die Band „Fiasko“ war zu Gast. Dabei ist der Kulturverein eigentlich gar nicht auf Kölner Karnevalsbands fixiert. Ganz im Gegenteil. „Aber das war der Wunsch aus Reihen unserer Gäste, den wir gerne umgesetzt haben“, so Vorstandssprecher Udo Rehm. Fiasko ist eine der vielen Bands im Schatten des Kölner Kleeblatts, also der ganz Großen, wie Bläck Fööss oder Höhner, die Ansprüche auf die großen Bühnen im dann erst lukrativen Kölner Karneval anstreben. Auf dem Weg sind die vier Jungs schon sehr weit, bei den TV-relevanten Veranstaltungen, wie der Sessionseröffnung oder dem Weiberdonnerstag sind sie dabei. Eines haben sie auf jeden Fall mit den meisten der Kölner Bands gemeinsam: sie kommen gar nicht aus der Domstadt, sondern aus dem großen Speckgürtel drumherum. „Aus Gelsdorf, Ahrbrück, Krälingen und Meckenheim stammen wir“ erzählt Sänger Daniel Müller, der auch über den Werdegang der Band plaudert. Als Cover-Band angefangen, hatte man irgendwann Lust auf eigene Songs, und die im rheinischen Dialekt. „Denn wenn ich eins kann, ist das kölsch“, sagt Müller. Gesagt, getan, man bewarb sich bei Nachwuchswettbewerb „Loss mer singe“ und fiel mit Pauken und Trompeten durch. „Nix klappte, wir sind kläglich gescheitert und das war es eigentlich dann auch für die Band“, so der Sänger. Dann aber habe man sich zusammengerauft und erst einmal richtig in Technik und Instrumente investiert. Denn Musik machen können die vier Jungs, die schnell merkten: „Die Bands, die im Karneval oben schwimmen, das sind Spitzen Livebands.“

Hinzu kam ein wenig Glück und die richtigen Songs: „Nach ´För dich´ kamen die Buchungen und mit dem aktuellen Hit ´Anita´ geht die Post ab,“ berichtet Müller von 180 bis 200 Auftritten im Jahr. Klar, dass besagte „Anita“ auf in Lantershofen 250 Kehlen zum Singen brachte. Überhaupt war das aus vielen jungen, im Karneval engagierten Menschen bestehende Publikum textsicher. Denn es gab in Lantershofen Musik aus allen drei bisher veröffentlichten Alben zu hören. Dabei stand für Müller, Bassist Dirk Fussel, Schlagzeuger René Jungbluth und Gitarrist Henning Becker das aktuelle Album „Unendlich lebendig“ natürlich im Vordergrund. Aber auch die bekannten älteren Songs, wie „Immer wenn et Naach weed“, „Zülpi“ oder „Schwerelos“ waren zu hören. Oft genug schwankte die Band hin und her zwischen Stimmungssongs und ruhigen Balladen, wobei letztere das Gros der Gäste zum Schunkeln brachten. Und nur wenige Takte später kam die ganze Energie, die man nicht nur im Karneval auf der Bühne benötigt, wieder durch. Gut 100 Minuten waren Fiasko für ihre Fans zu erleben. Anders, als in den großen Sälen der Domstadt bei  der Hetze von Auftritt zu Auftritt, nahm sich die Band im Anschluss an das Konzert noch viel Zeit, um bei der After-Show-Party mit den Fans ins Gespräch zu kommen.

Kölsche Musik ist bei Kulturlant am 30. März wieder angesagt. Dann präsentiert Ex-Paveier-Frontmann Micky Brühl zusammen mit Jolina Carl und Christoph Wüllner das Projekt „Landmusik“, kölsche Songs im Country-Stil.

Veranstaltungsankündigung

Daniel, Dirk, Henning und René sind alles andere als ein F!ASKO.

Diese vier Jungs strotzen vor ansteckender Energie und Scheuklappen sind ihnen völlig fremd. Seit 2014 singen sie auf Kölsch, haben den „Loss mer Singe“-Förderpreiseingeheimst, ihr Debütalbum „Jetz Jöh“ veröffentlicht und bei Rhingtön/Universal Music ihre Labelheimat gefunden.

Sie gewannen 2015 den Wettbewerb „Unser Song für Köln“ und veröffentlichten immer wieder Singles, die schlicht einschlugen: „Su sin mir“, „Nur Do“, „Schwerelos“, Schlag auf Schlag hauten F!ASKO Songs raus, als wäre es das Einfachste auf der Welt. Zuletzt trug sie „För Dich“ durch die Session 2018/2019 und da die fünfte Jahreszeit üblicherweise kalt und nass ist, waren wir alle dankbar, dass uns die Vier die Sterne bunt malten.

Auch 2019/2020 schicken F!ASKO einen Song in die Session: „Immer wenn et Naach weed“charakterisiert die Band ideal. Er ist sommerlich treibend und tanzbar. Andererseits zeichnet er ein melancholisch verliebtes Bild, das sich auf die Liebesbeziehung zweier Menschen bezieht, aber auch eine Hommage an die Stadt Köln ist.

Ihr zweites Album „PORTRAIT“ (VÖ: 18.10.19) ist als Titel sinnig gewählt, denn das Album ist genau das, ein Abbild der Band 2019, die musikalische Essenz des Quartetts. Ihr Spektrum reicht von intelligent arrangierten Pop-Juwelen, über getragene Balladen, Indierocksongs mit Gitarrensoli, bis hin zu augenzwinkernden Dancetunes. Einmal mit alles bitte. Die vier Youngster saugen mit ihrer ganz eigenen, unbeschwerten Euphorie alles auf. Sie mischen die musikalischen Einflüsse verschiedenster Epochen und Stile zu ihren Songs zusammen, die authentisch und bodenständig, aber eben auch großes Popkino sind. Mit ihrem neuen Album „Portrait“ und ihren Erfolgen im Gepäck fliegen F!ASKO ins neue Jahrzehnt und denken gar nicht daran zu landen. Und dieses Portrait sieht nicht nur verdammt gut aus, es klingt auch so.

07.12.2022: TÖLZER KNABENCHOR

Von der Elbphilharmonie in die Lambertuskirche

Alpenländische Weihnachtsmusik mit dem Tölzer Knabenchor

Einer der bekanntesten deutschen Chöre war zu Gast auf der Grafschaft. Der Tölzer Knabenchor gab dort am vergangenen Mittwoch ein Konzert. Auf dem Programm stand die „Alpenländische Weihnacht.“ Eingeladen hatte der Verein Kulturlant, der in losen Abständen immer wieder zu Weihnachtskonzerten in das Gotteshaus bittet. Nach den New York Gospel Stars (2016) und dem Schwarzmeer-Kosakenchor (2019) war das Konzert der jungen Sänger die dritte Veranstaltung des jungen Vereins dieser Art. Knapp 350 Besucher sorgten für ein volles Gotteshaus.

Erst am Wochenende zuvor hatte der Knabenchor in der Hamburger Elbphilharmonie konzertiert. Nun also Lantershofen. „Hier sitzen die Gäste auf alle Fälle sehr viel näher an den Akteuren“, so Kulturlant-Geschäftsführer Thomas Weber bei der Begrüßung. Dabei hatten sich die Gastgeber angesichts der laufenden Krankheitswelle schon am Morgen über eine die gute Nachricht aus dem Quartier des Chores in der Kreisstadt freuen dürfen: „Die Kinder sind alle prima drauf.“ Gar nicht so selbstverständlich, wie Tourleiterin Barbara Schmidt-Gaden sagte: „Inzwischen ist sowohl der Dresdner Kreuzchor als auch die Windsbacher Sängerknaben und auch der Hamburger Kinderchor außer Gefecht gesetzt.“

„Erwischt“ hatte der Grippevirus dagegen Chorleiter Christian Fliegner, aber die musikalische Reisegruppe hatte mit dem jungen Dirigenten Marco Barbon einen würdigen Ersatz dabei. Er führte die jungen Sänger im Alter von zehn bis 13 Jahren in der Lambertuskirche immer wieder zu gesanglichen Höchstleistungen, die das Publikum staunen ließen. Besonders faszinierten die Auftritte immer wieder anderer Solisten, die trotz junger Jahre mit ebenso kraftvollen, wie glasklaren Stimmen überzeugten. Bei „Wer klopfet an“, einem Stück aus der Ostracher Liederhandschrift aus der Zeit um 1740 wurde das besonders deutlich. Mit dem sakralen „Ach wann kommen jene Stunden“, eröffnete der Chor das Weihnachtskonzert, dem mit dem gesungenen „Rorate“ und dem „Gegrüßt seist Du, Maria“ weitere Sakralgesänge folgten. Die Freude am Singen war den 28 Jungen anzusehen und ihre Stimmen erfüllten den Kirchenraum. Beim Lied „Es kimmt an Engl vom Himmel herab“ zeigte sich der Facettenreichtum des Chores, als die Stimmen wie Glocken in verschiedensten Tonhöhen erklangen und so verkündeten, dass etwas Großes geschehen ist. Tief in den bajuwarischen Dialekt verfallend brachten die Jungs mit dem „Schlapprawoit“ das Erstaunen an der Krippe zum Ausdruck. Ein echter Gänsehautmoment war der Andachtsjodler, der den Schlusspunkt unter ein wahrlich gelungenes Konzert setzte, bei dem neben den Knaben Harfinistin Theresa Jörg und Clemens Haudum am Akkordeon weitaus mehr als nur musikalische Begleiter waren, sondern mit mehreren Instrumentalstücken ihr Können bewiesen.

Gut eineinviertel Stunden entführte der Chor die Gäste in die Alpenländische Weihnachtsmusik. Und während die Menschen gerührt und beseelt das Kirchenschiff verließen, schien es für den Chor ein Höhepunkt zu sein, mit jeder Menge Kisten Gummibärchen eines Grafschafter Herstellers versorgt zu werden, ehe sie ihre Weihnachtstour in Richtung Kurhaus Wiesbaden fortsetzten.

Veranstaltungsankündigung

Der Tölzer Knabenchor gehört zu den berühmtesten und erfolgreichsten Knabenchören der Welt und bestreitet mehr als 150 Konzert- und Opernauftritte im Jahr. Seit der Saison 2021/22 ist Michael Hofstetter

Künstlerischer Leiter und führt die Pflege des breitgefächerten Repertoires des Chores fort. Das Chorrepertoire umfasst sowohl alle Gebiete des Chorgesangs vom Barock bis zur Gegenwart mit einem besonderen Schwerpunkt auf den Werken Johann Sebastian Bachs als auch alle wichtigen Knabenpartien der Opernliteratur, besonders in Mozarts „Zauberflöte“.

Höhepunkte der Saison 2021/22 sind u.a. Konzerte mit den Berliner Philharmonikern, Chorkonzerte u.a. im Festspielhaus Baden-Baden, der Alten Oper Frankfurt, Dresdner Frauenkirche, Konzerthaus Blaibach, Festspielhaus Füssen, dem Erfurter Dom sowie der Stiftsbasilika Waldsassen. Im Juni 2022 findet das 6. Knabenchorfestival Bad Tölz statt, welches der Chor als Biennale selbst betreibt. Solistisch sind Knaben des Tölzer Knabenchors bei Opernproduktionen der Bayerischen Staatsoper, Komischen Oper Berlin und Dresdner Semperoper zu hören. Konzertreisen führten den Tölzer Knabenchor durch ganz Europas, nach Russland, Israel, Asien und in die USA. Regelmäßig wird Chor zu den renommiertesten Festivals wie den Salzburger Festspielen, dem Bachfest Leipzig, dem Rheingau Musik Festival oder dem Shanghai Baroque Festival eingeladen. Er gastiert in allen großen Konzertsälen der Welt, zum Beispiel im Concertgebouw Amsterdam, der Carnegie Hall, dem Wiener Musikverein oder der Suntory Hall. In den letzten Jahrzehnten hat der Tölzer Knabenchor mit vielen wichtigen Dirigenten zusammengearbeitet, wie zum Beispiel mit Nikolaus Harnoncourt, Herbert von Karajan oder Christian Thielemann.

Für seine Einspielungen erhielt der Chor zahlreiche Auszeichnungen, u. a. den Deutschen Schallplattenpreis, den französischen Schallplattenpreis, den Diapason d’Or, den ECHO Klassik der Deutschen Phono-Akademie Berlin sowie eine Nominierung für den Grammy Award.

Aktuell werden etwa 170 Jungen beim Tölzer Knabenchor vom künstlerischen Leiter und dessen Team professionell in München unterrichtet. In mehreren Ausbildungsstufen entsteht der berühmte „Tölzer Klang“, der sich durch besondere Homogenität, leuchtende Höhen, präzise Intonation und eine klare Artikulation auszeichnet. Gezielte Förderung und altersgerechtes Lernen ermöglichen eine optimale Ausbildung der Kinder.

Der Chor wurde 1956 von Gerhard Schmidt-Gaden ins Leben gerufen, der ihn bis 2014 musikalisch leitete.

25.11.2022: DAOIRÍ FARRELL TRIO

Die irische Seele auf die Bühne gebracht

Der Dubliner Daoirí Farrell spielte mit seinem Trio in Lantershofen

Es wurde wieder einmal irisch auf der Kulturlant-Bühne im Lantershofener Winzerverein. Dort war am vergangenen Freitag der preisgekrönte und mehrfach mit dem BBC-Folk-Award ausgezeichnete Daoirí Farrell zu Gast. In seiner Heimat füllt der Dubliner große Hallen und Stadien, außerhalb Irlands ist er gerade dabei, seine Popularität zu steigern. Daher ist Farrell seit Wochen auf einer Tour quer durch Europa, die ihn und seine beiden musikalischen Begleiter auch nach Lantershofen brachte. Dort wollten gut 130 Gäste den Barden, der in seiner Heimat als „Paul Brady“ seiner Generation gefeiert wird, erleben. Farrell gilt in den Augen des „Folk-Urgesteins“ Dónal Lunny als „der bedeutendste traditionelle irische Sänger der letzten Jahre.“

Daoirí Farrell überzeugte auch in Lantershofen mit seiner gleichermaßen kräftigen, wie glasklaren Stimme, mit der er Songs vortrug, die allesamt seiner Feder entstammen. Dabei legte der Ire den Schwerpunkt auf Balladen im typisch irischen Folkstil. Farrells Stücke handeln von der irischen Landschaft und den Menschen, die er explizit beschreibt. Musikalisch stellt er einen „Pat Rainey“ vor „Fergie McCormack“, er besing die „Blue Tar Road“, das „Valley of Knockanure“ und widmet sich dem „Little Drummer“ oder dem „Cook in the Kitchen.“ Manche seiner Songs sind traurig, andere fröhlich und immer, wenn das Trio das Tempo anzieht, wird der Winzerverein sofort mit rhythmischem Klatschen erfüllt. Längst hat Farrell hierzulande seine Fangemeinde, man ein Konzertbesucher kam von weither, um den irischen Abend zu erleben. In der Konzertpause wurde bei Whiskey und Guinness vielfach englisch oder irisch geredet, Farrells Landsleute aus der Umgebung waren in stattlicher bei Kulturlant anwesend.

An seiner Seite wusste der Barde zwei exzellente Musiker, die die typischen, zum Irish Folk gehörenden Instrumente beherrschten. Geoffrey Kinsella und Leonard Barry begleiteten Daoirí Farrell nicht nur mit Gitarre oder Banjo, sie ließen auch die Uilleann Pipes, also den irischen Dudelsack, bei dem ein Blasebalg mit dem Ellbogen aufgepumpt wird, erklingen. Und auch die Bodhran, eine irische Rahmentrommel, war vielfach zu hören.

Wer nun aber glaubte, das Konzert wäre eine ernste Vorstellung traditioneller irischer Folkmusik gewesen, sah sich spätestens dann eines Besseren belehrt, wenn Farrell seine Moderationen begann. Immer wieder brachte er das Publikum mit seinen Späßen zum Lachen, berichtete über verstopfte Flöten dank Erdnüssen, die auf der Bühne einen Lachkrampf auslösten, oder stellte klar, dass auch Schotten nur Iren seien, allerdings die, die nicht schwimmen können. Als die drei Musiker nach knapp zwei Stunden den letzten Titel ankündigten, hatte das Publikum noch lange nicht genug. Das beherzte Verlangen nach Zugaben erfüllte das Daoirí Farrell Trio in der Folge noch mehrmals, ehe Gäste und Musiker noch lange im Foyer des Winzervereins zusammenstanden, um über Irland und seine Musik zu fachsimpeln.

Veranstaltungsankündigung

Daoirí Farrell Trio – purer Irish Folk!

Frisch, mitreißend, beeindruckend und mitten ins Herz treffend – das ist die Musik des irischen Musikers Daoirí Farrell. Mit seiner einmaligen Stimme und seinem bewegenden Gesang beschwört der Sänger und Bouzouki-Spieler Daoirí Farrell lebendige Bilder Irlands herauf, von grünen Tälern und Hügeln bis zu Geschichten über Rebellion und Liebe. Der Musiker aus Dublin wurde nicht nur mit zwei BBC Folk Awards ausgezeichnet, sondern im September 2019 gleich für 3 Folkpreise des nationalen irischen Radio-/Fernsehsenders RTE 1 nominiert. Er wird als „Paul Brady“ seiner Generation gefeiert und hat bereits 3 fantastische Alben herausgebracht. Begleitet wird er in 2022 von einem Dudelsack- und einem Bodhranspieler. Dieses Trio beschert ein absolut fesselndes und packendes Erlebnis des puren Irish Folk mit Balladen und irischen Melodien, begleitet von der typisch irischen, humorvollen Moderation.

Der Dubliner Daoirí Farrell ist laut Dónal Lunny der bedeutendste traditionelle Sänger der letzten Jahre. Seit der Veröffentlichung seines ersten Albums „The First Turn“ in 2009 hat er eine phänomenale Entwicklung durchgemacht und sich in der Gesangsszene des Irish Folk fest etabliert – und das ganz oben. Nach der Veröffentlichung seines zweiten Albums „True Born Irishman“ in 2016 wurde der All Ireland Champion Singer Daoirí Farrell in 2017 für drei BBC Folk Awards nominiert und gewann gleich zwei dieser begehrten Auszeichnungen, als „Best Newcomer“ und für das beste Trad-Stück. Damit rückte er ins internationale Rampenlicht – er tourt seitdem weltweit und ist gern gesehener Gast auf großen internationalen Festivals. Die Presse feiert ihn begeistert – die Musikzeitschrift fRoots (Jan/Feb 17) brachte einen dreiseitigen Artikel; in Songlines wurde sein Album unter „Top of the World“ rezensiert. Er hat die meisten der ganz großen irischen Musiker wie Christy Moore, Andy Irvine und Donal Lunny begleitet, die allesamt Fans sind…

Anfang 2018 konzertierte er mit der Starbesetzung der berühmten Transatlantic Sessions in bedeutenden Veranstaltungsorten Großbritanniens – 2018 folgte dann das dritte Album „“Lifetime of Happiness“.

 

20.11.2022: ALTE BEKANNTE

A-capella in Vollendung

Knapp 400 Besucher waren von den Konzerten von „Alte Bekannte“ in Lantershofen begeistert

Die Nachfolger der legendären „Wise Guys“, die A-Capella-Formation „Alte Bekannte“, war am vergangenen Sonntag in der Grafschaft zu Gast. Im Lantershofener Winzerverein gaben die fünf Musiker gleich zwei Konzerte und begeisterten dabei knapp 400 Gäste mit ihren zumeist lustigen Titeln. Nach dem Vorstellsong „Wir sind Alte Bekannte“ ließ die Band um Daniel Dän Dickopf zahlreiche Songs aus der aktuellen CD „Alte Socken“ erklingen. Die passende Tournee dazu war in den beiden vergangenen Jahren wegen der Corona-Pandemie weitestgehend ausgefallen. Nun lautetet die Konzertüberschrift „Bunte Socken Tour 2.0“. Heißt: man hat das ein oder andere Lied gegen neues Liedgut ausgetauscht. Aber es tauchte auch der ein oder andere Wise-Guys-Song, wie der Zungenbrecher „Sägewerk Bad Segeberg“ im Programm auf.

Vieles aber stammte nicht textlich und musikalisch aus der Feder der Alten Bekannten, manches Lied war aber auch gecovert, wobei das Quintett es mit der Übersetzung nicht allzu genau nahm. Da wurde aus Michael Jacksons „Billie Jean“ das Lieg von der „Billig Jeans“, die „Mann“ doch bitte in der Disco nicht tragen soll, will er Erfolg beim anderen Geschlecht haben. Und während es bei Status Quo heißt „You’re in the Army now“, wird bei den Bekannten aus der „Army“ die Eifel, in der ihnen ein wenig zu viel Ruhe vorherrscht. Die Musiker sangen über all das, was in Deutschland qua Schild und Aufkleber verboten ist, sie präsentierten eine „Ode an die Schnarchnasen“, besangen die aufkommende Demenz in „Der Dings“ und verkündeten, sich nicht mehr in alles einmischen zu wollen: „Nicht mein Zirkus.“

In den mehr als zwei Stunden dauernden Konzerten ging es um Montagsallergien und die Deutsche Bahn. Dass Kinder im Alter von zwei bis drei Jahren am ehesten „kleine Terroristen“ sind, brachte der Band schon Shitstorms ein. Das galt in keinster Weise für ihr gefeiertes Medley der 80er-Jahre-Hits, bei denen es ausnahmsweise nicht in deutscher Sprache zuging. Am Ende blieb dann in den Zugaben die wichtigste Erkenntnis: Das Leben ist schön.

Veranstaltungsankündigung

Alte Bekannte – „Bunte-Socken-Tour“ 2021/22 live

„Alte Bekannte“ freuen sich nach der langen Coronapause auf ihren deutschlandweiten Neustart als Live-Act. Im Mittelpunkt des aktuellen Tourprogramms stehen die  Songs vom neuen Album „Bunte Socken“.

Hinzu kommen die beliebtesten Songs der ersten beiden „Alte Bekannte“-Alben und „handverlesene Perlen“ aus dem reichen Fundus der Kultband „Wise Guys“, deren Nachfolge die Band um Texter und Komponist Daniel „Dän“ Dickopf im Jahr 2018 angetreten ist.

„Alte Bekannte“ begeistern mit ihrem Liveprogramm Menschen aller Altersgruppen:

„Ich kam als Wise-Guys-Fan zum Konzert. Ich gehe als Fan von Alte Bekannte nach Hause!“

„Zweieinhalb Stunden extrem kurzweilige Unterhaltung auf exzellentem Niveau.“

„Das ist immer wieder ein Kurzurlaub für die Seele!“

www.altebekannte.band

19.11.2022: MICHAEL HATZIUS

Freche Echse sorgt für Lacher

Der preisgekrönte Puppenspieler Michael Hatzius war in Lantershofen

Echsenfieber auf der Grafschaft: der fernsehbekannte und mehrfach preisgekrönte Puppenspieler Michael Hatzius war am vergangenen Samstag Gast beim Verein Kulturlant im Lantershofener Winzerverein. Im ausverkauften Saal erlebten 250 Gäste ein äußert freche und provokante Echse und großartiges Stand-up-Kabarett.

Einen Namen hat besagte Echse, die es sich in aller Regel auf dem Schoß von Michael Hatzius gemütlich macht, nicht. Des Echsen Stimme kommt dabei nicht von einem Bauchredner, außerdem ist Hatzius immer zu sehen. Dennoch ist der geneigte Besucher nur auf das grüne Tier fixiert, dass als Mischung aus selbstherrlichem Provokateur und Märchenerzähler auftritt. Echse lebte nämlich schon in den hohen Zeiten der Evolution, hatte da schon gutes Internet und trat nun als Star auf, der froh war, Lantershofen gefunden zu haben. Das Dorf in einer Gegend, wo der Name Winzerverein Sinn mache, ohne Alkohols wäre es dort kaum zu ertragen. Aber die Echse konnte nicht nur gegen das Publikum austeilen. Sie selbst sei von der Maskenpflicht befreit. Warum? Keine Ohren. Hören und sehen klappte dennoch hervorragend, denn der Echse entging im Publikum nichts, vor allem nicht, wenn sich dieses nicht vollends auf die Show konzentrierte. Da kam die Echse auch schon Mal zu den Gästen, nahm ihnen Laugengebäck ab und kassierte sogar Smartphones ein, um dann lautstark Chatverläufe vorzulesen. Die Datenschutzgrundverordnung ließ hier keinesfalls grüßen. Überhaupt richtete die Echse ihre Konversation mit den Besuchern darauf aus, diese gründlichst nach Privat- und Berufsleben auszufragen. Im großen Gehirn wurde alles gespeichert und die Echse entpuppte sich im Laufe des Abends mehr und mehr zum Fachvieh in Sachen Improvisationstheater.

Als sich dann auch noch „Miri“ aus dem Ahrtal auf das Angebot einer Puppenspieler-Kurzausbildung auf die Bühne traute, bewies sich die Echse als Theaterausbilder. Allerdings mit dem faden Beigeschmack, dass die Echse wenig Empathie für die Menschen im Ahrtal zeigte und eher lapidar über die Flut sprach. Tiere scheint tatsächlich so manches kalt zu lassen.

Michael Hatzius hatte in seinem mitgebrachten Streichelzoo auch zwei Tiere mit eigenen Namen dabei, nämlich zwei Schweinchen: den unterwürfigen und stotternden Eber Torsten auf der einen und die fette, arrogante und hinterhältige Steffi auf der anderen Seite. Die beiden gehören zum Ensemble der WDR-Mitternachtsspitzen und sorgten für die ersten Lacher im Publikum, dass an der ein oder anderen Stelle des Abends aber auch die Luft anhielt oder kräftig schlucken musste.

Veranstaltungsankündigung

Die Echse

Tierversuche können äußerst unterhaltsam sein, vor allem wenn der preisgekrönte Puppenspieler Michael Hatzius dabei seine schrägen Figuren lebendig werden lässt. Die weltbekannte Echse ist natürlich wieder der Star der Abends. Seit dem Urknall ist das mürrisch-charmante Reptil auf unserer Erde, hat die erste Zelle noch eigenhändig geteilt und berichtet gern von ihren Erfahrungen. Doch auch anderes Getier sucht den Weg ins Licht. Schweine, Zecken, Hühner oder gar ein Kamel?

Wir dürfen gespannt sein, denn an diesem Abend wird Michael Hatzius diverse Charaktere aus seinem Universum vorstellen. Das Publikum ist dabei Teil des „Echsperiments“, schließlich ist Improvisation die große Leidenschaft von Michael Hatzius, und so wird jeder Abend einzigartig.

28.10.2022: CHRIS KRAMER & BEATBOX’N’BLUES

Schwierigkeiten der Kulturszene treten zutage

Kaum Gäste und eine Absage beim ersten Wochenende der Kulturlant-Saison

Das war fast zu erwarten: die aufflammende Corona-Pandemie und die hohe Inflation treffen aktuell die Kulturszene erneut hart. Davon wird auch die Grafschafter Bühne „Kulturlant“ in Lantershofen nicht verschont. Am Wochenende war Auftakt zur neuen Spielzeit 2022/23, und der fiel für die Mannschaft des gemeinnützigen Vereins äußerst düster aus. Nachdem am Donnerstag einer der beiden Kabarettisten des Duos „Podewitz“ positiv auf das Corona-Virus getestet worden war, musste die Auftaktveranstaltung der Kabarettreihe kurzfristig abgesagt werden. Die Veranstaltung wurde auf Samstag, 15. April 2023, verlegt, alle Tickets behalten ihre Gültigkeit.

Stattfinden konnte dagegen das Auftaktkonzert des Dortmunder Trios Chris Kramer & Beatbox’n’Blues am Freitagabend. Viele Stühle musste die Veranstalter dafür nicht in den Saal des Winzervereins stellen, nur knapp 50 Gäste kauften ein Ticket, Platz wäre für 250 Personen gewesen. „Das ist schon bitter, aber irgendwie war es ja zu erwarten und die Vorverkaufszahlen haben das Dilemma schon angekündigt“, meinte Vorstandssprecher Udo Rehm. Hoffnung machen ihm und dem Verein einige Ausreißer nach oben bei den weiteren Veranstaltungen der Saison.

Die, die am Freitag den Weg nach Lantershofen eingeschlagen haben, haben das auf jeden Fall nicht bereut. Chris Kramer machte gleich einmal klar, dass es in der Kulturszene ungeschriebene Gesetze gibt. Eines davon: „Wenn ein Gast mehr im Saal ist, als die Band Mitglieder hat, dann wird die Bude gerockt.“ Auf der Bühne waren sie zu dritt und davor musste sich niemand Sorgen machen, dass das ungleiche Trio nicht alles geben wird. Zweieinhalb Stunden beeindruckten Kramer, Kevin O’Neal und Paddy Zimmermann das Publikum nicht nur mit einem Parforceritt durch Blues, Beat und Rock’n’Roll. Auch das Zustandekommen ihrer Musik war äußerst ungewöhnlich. Das galt vor allem für den „Schlagzeuger ohne Schlagzeug“, Kevin O’Neal. Der erzeugt nämlich die Töne und den Wumms, den ein echtes Schlagzug von sich gibt, ausschließlich mit Mund und Stimme. Beatboxen heißt diese Art, Musik zu machen, O’Neal geht dieser Passion seit zwei Jahrzehnten nach und bewies, dass er nicht umsonst mehrfacher Deutscher Meister im Beatboxen ist. Wenn O’Neal zu seinen Soli ansetzte, machte sich im Publikum nur großes Staunen breit, dass schnell in Begeisterung umschlug.

Ungewöhnlich auch Chris Kramer, er ist ein Meister der an der Mundharmonika, von denen er ein ganzes Sortiment dabeihatte. Zudem ist Kramer, der mit vielen hochdekorierten Musikern arbeitete, ein perfekter Bluessänger mit durchdringender Stimme. Und Mundharmonika mit Gesang vereinen, konnte er ebenfalls. Dritter im Bunde war Paddy Zimmermann, er komplettierte das Trio mit der Gitarre und lieferte sich immer wieder herrliche Duette mit Beatboxer O’Neal. Die, die den Auftakt der Kulturlant-Saison erlebten, waren am Ende hochbegeistert.

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Zwei junge Wilde und ein alter Blues-Barde schmieden gemeinsam einen innovativen Mix aus traditionellem Blues und modernen Beatboxsounds: ihre frische, unverbrauchte, hochoriginelle, tanzbare, stets virtuose und sehr unterhaltsame Art des Musikmachens peitscht die drei Vollblutmusiker mit unbändiger Spielfreude nach vorne, sodass beste Unterhaltung garantiert ist.

Bandleader Chris Kramer ist  nicht nur ein  begnadeter Geschichtenerzähler, Sänger und gewiefter Songschreiber, sondern darüber hinaus vor allem durch sein großartiges Mundharmonikaspiel bekannt, wofür der sympathische Ruhrpottler auch bei hochrangigen Kollegen beliebt ist. Chuck Leavell (Pianist der Rolling Stones) sagt über Chris: „Oh man, what an amazing harpplayer“, Cream-Bassist Jack Bruce nennt den deutschen Kollegen einen „Master of the Blues-Harp”. Götz Alsmann empfiehlt „Chris Kramers faszinierende CD“ und Jürgen von der Lippe lud ihn in seine Samstagabendshow „Geld oder Liebe“ ein. Peter Maffay hat ihn gleich mehrmals auf Tour und ins Tonstudio mitgenommen.

Gitarrist Sean Athens ist seit seinem 14. Lebensjahr im Showgeschäft. Direkt am Anfang seiner Karriere konnte er feststellen, was es heißt, von der Plattenindustrie entdeckt zu werden und in der ausverkauften „Barclay Arena“ in Hamburg bei „THE DOME“ zu spielen. Und genauso schnell wieder fallengelassen zu werden, wenn sich der gewünschte Erfolg nicht einstellt. Das hat seiner tiefen Liebe zur Musik und insbesondere zu seiner Gitarre keinen Abbruch getan. Ganz im Gegenteil, denn trotz seiner Jugend verfügt er über eine erstaunliche musikalische Erfahrung und auf der Bühne verwandelt er sich zu einer energiegeladenen „Rampensau“, lebt und stirbt für jeden einzelnen Ton und verschmilzt förmlich mit seiner Gitarre. Diese Hingabe hat dazu geführt, dass er seine starke Spielweise u.a. auch schon für Thomas Godoj unter Beweis gestellt hat.

„Beatboxen“ heißt die Kunst, ein komplettes Schlagzeug mit dem Mund zu imitieren. Kevin O Neal ist als zweifacher deutscher Beatboxmeister ein wahrer Meister seines Fachs. Wenn er zum Solo ansetzt, ist es im wahrsten Sinne des Wortes „atemberaubend“. Als Pulsschlag der Band zieht er alle Register seines Könnens. Er treibt zum einen die beiden Solisten zu Höchstleistungen an und versteht sich zum anderen auch auf die leisen Töne. Bei seinem Solo-Spot zeigt er dem Publikum nicht nur eindrucksvoll, was Beatboxen ist, sondern hier kommt auch sein Comedy-Talent zum Vorschein. Seine witzige und virtuose Show bringt den Zuschauer gleichermaßen zum Lachen wie zum Staunen.

Kevin O Neal kommt aus dem Hip-Hop, Sean Athens aus dem Rock und Chris Kramer aus dem Blues. Jeder bringt sich und seine musikalischen Vorlieben in die Band ein und aus dieser Reibungshitze entsteht der Sound des energiegeladenen Trios, der generationsübergreifend für Begeisterung sorgt. „Chris Kramer & Beatbox ’n’ Blues“ sind drei außergewöhnliche Musiker, die auf der Bühne wechselseitig im Vordergrund stehen und auf höchstem Niveau mit spannendem Entertainment ihr Publikum unterhalten. Besonders Live eine dicke Empfehlung!

28.05.2022: ZÄRTLICHKEITEN MIT FREUNDEN

„Ossi“ und „Wessi“ leben auf der Bühne weiter

Das Duo „Zärtlichkeiten mit Freunden“ hielt den Kulturlant-Gästen den Spiegel vor

Es hat eine paar Jahre und viele Anfragen lang gedauert, aber jetzt waren sie auf der Kulturlant-Bühne zu erleben: Stefan Schramm und Christoph Walter ziehen seit vielen Jahren über die Bühnen der Republik, um als „Die bekannte Band Zärtlichkeiten mit Freunden“ mit schräg und schief sitzenden Perücken in die Rollen des Ines Fleiwa und des Cordula Zwischenfisch zu schlüpfen. Mittels Gitarre und Schlagzeug versuchen die beiden dann, ihre rudimentären Musikkenntnisse einem Publikum zu vermitteln, dass sich meist nicht entscheiden kann, ob es denn lachen oder heimgehen soll. Vorwerggenommen: früher nach Hause ging auch in Lantershofen niemand, auch weil die beiden Kabarettisten aus Riesa es von der ersten Minute an darauf anlegten, den Ossi-Wessi-Konflikt auch 33 Jahre nach dem Mauerfall am Leben zu erhalten und Themen mit ihrem eigenen Genre „Musik-Kasperett“ bewusst ins Lächerliche zu ziehen.

Ihr aktuelles Programm „Mitten ins Herts“ hat noch immer viel von den Programmen früherer Jahre, denn geändert hat sich in ihrem Spezialgebiet ja auch nichts. Und so verriet Cordula Schlagzeug, dass er seit einem dreiviertel Jahr Schlagzeug spielt. „Also Viertel vor Jahr,“ bemüht er die „Zeitansage West.“ Üben kann er aktuell nicht mehr, ist er doch in eine Wohnung ins Erdgeschoss gezogen. Mit neun Zentimeter dünner Plattenbau-Innenwand zur Nachbarin, die das Schlagzeug nicht vertragen kann, seit ihr beim Fußballspiel die Kniescheibe abhandenkam.

Oft genug wird dabei der „Besser-Wessi“, zum „Besser-Ossi“, der die Vorurteile einfach umdreht. „Willst Du es lustig machen“, frage Ines seinen Schlagzeuger, als dieser das Jackett dreht, rückwärts an den Trommeln sitzt, die Maske des grimmigen Beamten über den Hinterkopf zieht, „Venus“ auf dem Rücken begleitet und sich danach feiern lässt, wie ein Popstar. Klar will er es lustig machen und ein Lächeln auf die Gesichter von den tapferen Menschen zaubern. „Auf die von der ehrlichen Arbeit gegerbten Nubuk-Gesichter. Denn sie haben ja nichts in der Grafschaft, außer diesem braunen Bio-Kleber und dem Wein, mit dem man prima Flecken entfernen kann.“

Hier auf den Bühnen zu arbeiten, ist nicht leicht. Wo die Menschen mit ihren Pullovern sitzen, die doch humanoide Bassfallen für die Instrumente der beiden Musiker bilden, welche es also ganz besonders fein einzustellen gilt. Und dann verwandelt sich Cordula Zwischenfisch auch noch in Rico. In Rico Rohs aus Oppitzsch, das liegt zwischen den Metropolen Riesa und Strehla. Rico mit dem Weltraum als Hobby, der Ines nun musikalisch begleitet. „Hier kommt es ja nicht drauf an“, zitiert er seinen Partner, denn das Publikum ist eh nach der Pause besoffen und einzig darauf aus, die Ossis mit langem Applaus vorzuführen. Aber das will der Gitarrist nie so gesagt haben. Und als die beiden am Ende auch in Streit geraten, baut der Schlagzeuger noch während des dritten und letzten musikalischen Vortrags sein Instrumentenensemble Stück für Stück ab. Dem Publikum in Lantershofen gefällt es. Und nachtragend sind sie im Winzerverein auch nicht.

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Die bekannte Band „Zärtlichkeiten mit Freunden“ sind Stefan Schramm und Christoph Walther – ein unfaires Doppel im Morgengrauen am staubigen Scheideweg von Kabarett und Rock. Auf der einen Seite hemmungslose Fußballerbeine, dort lässige Überartikulation. Genau so beschreiten sie das selbst erfundene Genre des Musik-Kasperetts. Es verbindet sie spinnerte Verkleidungslust und unregelmäßiger Bartwuchs, beides noch von ganz damals her, aus der deutschen Eisdielenstadt Riesa. Diese brutalen Karrieristen buhlen um die Gunst der leichten Muse, die man früher „Quatsch mit Soße“ nannte oder „Politikverdrossenheit“. Sie gefallen sich in der Pose mitleidloser Spaß-Roboter! Mit alten Perücken provozieren sie Heiterkeit bis zur Tachykardie. Mitreißende Jingles, eine leibeigene Vorband, Spucke-weg-Zauberei auf akustischer Auslegware, Hits aus der Jugend verschiedener Generationen! Lange Pausen! Keine Löcher: Exakt wie ein Uhrwerk verpuffen sie ihre Pointen, oft auf Kosten des gebürtigen Elektrotechnikers Ines Fleiwa. Auf der Bühne verschmelzen Unvereinbarkeiten wie Intelligenz und Sächsisch, Sächsisch und Charme, Blockflöten und Sexyness. Das spektakuläre finale grande ist die legendäre Schlagzeugdekonstruktion. Ein melancholischer Engel geht durch den Raum. Kommt mit ins Wunderland unendlicher Adoleszenzen! Diese Show ist wahrlich ein feucht gewordenes Tischfeuerwerk!